28.09. Performance Fleisch
Szenekritische Aktion, Fabrik WO
Wir zitieren hierzu aus Billys geheimen Aufzeichnungen (gekürzt): "szenekritische Aktion" (hentzschel, hutter, van der buchholz, martin buchholz, elke jetter, gernot schott.) aufwendige aktion. In
der Vorbereitungsphase Herstellung von Disney-Pappmache`- Köpfen von sehr guter Qualität. Vorlauf: Es wurde der Eindruck erweckt, als handle es sich um eine Blut- und Ekel-Performance im klassischen
Stil. Die echte Planung erfolgte, typisch für Buero-Aktionen in dieser Phase streng konsperativ. Die Einladung erfolgte mittels bemalten, fleischähnlichen PU-Schaum-Brocken. Der Abend: Warmer
Spätsommertag. Wiener Walzer. Getränke werden gereicht. Eine junge Frau bietet dem Müll entnommene Festschriften der Pfälzer Philharmonie als Programm-Hefte zum Kauf an (und hat damit Erfolg). Die
Bühne (noch verhängt) Kommandozentrale eines Raumschiffs. Kommandosessel, Schaltpulte, Kabel,Knöpfe,bunte Birnen. Im Vordergrund die große,schwarze Zauberkiste. In den ersten Minuten schauerliches
Industrial-Tape, dann Fanfaren, leise Musik. Ein Variete-Künstler betritt die Bühne, lädt ein dem sagenhaften Kistentrick beizuwohnen. Bereits vorher hat man/frau 2 typische VertreterInnen der
Punk/Wave-Szene unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gebeten mitzuspielen. Der Zauberkünstler, verkörpert durch den genialen Martin Buchholz bittet die Opfer in die Kiste zu steigen und verschließt
diese mit 2 kräftigen Vorhängeschlössern. Erkennungsmelodie der Raumpatroille Orion. Ein kleines Raumschiff schwebt über die Bühne. Bordbeleuchtung an. Willkommen auf der Enterprise. Eine Gestalt in
Raumfahreranzug und mit fettem Disneykopf betritt die Kommandozentrale und entfernt die Verkleidung der Zauberkiste, die sich als massiv gearbeiteter Käfig entpuppt. Im Verlauf der nächsten Stunde
versuchen die Mitglieder der Besatzung vergeblich Kontakt zu den bunt-haarigen Szene-Erdlingen aufzunehmen. Die Handlung wird mehrfach durch Werbeblöcke, angekündigt durch ein männliches
Nummern-Girl, unterbrochen. "Färb dir mit BornBlond das Haar und die Welt wird wunderbar". Aus irgendwelchen Gründen wird auch das herrliche Video "Auf der Pferdeweide" vorgeführt. Lärm, Hitze,
Brathähnchengeruch, tumulthafte Szenen auf der Bühne, wo bei schlechter Sicht die Pappmache´- Köpfe aneinanderstoßen und ein Knecht mit der Maske Stan Laurels allergrößte Mühe hat einen sprechenden
Strohballen unter Kontrolle zu halten. Die Aktion wird zum großen Publikumserfolg. Vollkommen unter geht dabei der inhaltsschwangere Text, ein Tape aus orginal Star-Treck-Sequenzen in tagelanger
Kleinarbeit zusammengebastelt , in dem die Äußerlichkeit der Szene kritisiert wird."
15.11. Performance Politik
Klanghaus-Festival, HdJ LU
Intern wird diese Aktion auch "Hühner II" genannt. Aufgrund verschiedener Faktoren schied eine ordnungsgemäße Aktion aus. Ziel stattdessen: Neutralisierung der Aktion. Anfertigen und Bemalen von 86
Gipshühnchen der Variante roh, tiefgefroren (Beine brechen bei Berührung leicht ab). Öffentliches Verzehren eines Grillhühnchens unter der Melodie von "Ich wollt', ich wär ein Huhn, und hätt nicht
viel zu tun". Abgabe einer Erklärung: Die Aktion ist keine. Die Zuschauer werden durch das Verteilen von Gipshühnchen (Kunstwerke) für den entgangenen Kunstgenuß entschädigt. Die
Herstellungskosten der Hühnchen entsprächen exakt der Höhe der Gage. Während der Nicht-Aktion kommt es zu turbulenten Szenen - kreischende Menschen, die sich, mit Hühnchen überladen, in Richtung
Ausgang kämpfen, darunter auch der künftige Landtagsabgeordnete B. Braun. Im Anschluß ein Redebeitrag von Helmut van der Buchholz über Helmut Kohl und Baghwan. Andere Buero-Mitglieder verlassen
den Saal, um den puristischen Charakter der Aktion zu wahren. Die anwesende örtliche Presse übte sich einmal mehr in Unverständnis: Redakteur Rainer Klein bezeichnete die Performance Politik als
"hohler Kokolores". Performance Politik: Hutter, Hentzschel, Walzel, van der Buchholz, und als Gast: Ute Muskatewitz.
21.12. Die perversen Weihnachtsmänner
Konzert, HdJ LU
Eigentlich war für diesen Abend nur ein Punkkonzert geplant. Doch die Ereignisse drumherum nahmen ungeahnte Formen an und es wurde ein wunderbares Medienspektakel.