Zu Beginn des neuen Jahrtausends hatt man sich die Mühe gemacht, alle Aktivitäten des Buero für angewandten Realismus zusammenzufassen. Dabei kam dieses Lexikon zustande, das allerdings nicht über eine Auflage von 20 herauskam.
Danach geriet das Lexikon leider wieder in Vergessenheit.
Um ein solches Dokument für die Zukunft zu sichern und um es vielleicht doch noch weiterzuentwickeln soll es zumindest hier erscheinen. Vielleicht findet sich ja jemand, der/die es ergänzt...
Abenteuer unter Tage: Mannheim, im Sommer 1987. Ein betoniertes Millionenloch erwacht für drei Tage zu neuem Leben. Neben einigen Lokalgrößen sind auch Kiev Stingl, der Plan und der >angewandte Realismus geladen, sich zu präsentieren. >Preparation for Stalingrad.
Absurde Banane, die: wird gemeinhin als die offizielle Geburtsstunde des >Bueros gehandelt. Am 4. Juni 1984 fand im >Contra (>Ludwigshafen) ein Dada-Abend rund um die Banane statt. Zwei Mülltonnen rezitierten eifrig Faust, zur Melodie der Moldau spielten zwei Akteure mit Bananenscheiben Schach, auf einem Bananenmanifest prangte das Konterfei von CDU-Politiker Heiner Geissler. Höhepunkte des Abends waren eine Kinderwagenszene, in dem eine Riesenbanane merkwürdigste Töne von sich gab sowie der damals noch recht junge Walter >Walzel, der hier seinen ersten Live-Auftritt hatte und das Publikum mit seiner Grace-Kelly-Interpretation zu Ovationen hinriss. Als Abschluß des Abends ein als Podiumsdiskussion getarnter Bananen-Eß-Wettbewerb, der in einer Schalenschlacht zwischen Bühne und Zuschauern endete. Alsdann das erklingen der Internationale. Danach kann nichts mehr kommen. Siehe auch >Aichert, Gisela, >Hutter, Thomas, >Jetter, Elke, >Scharf, Jochen, >Schott, Gernot und >Van der Buchholz, Helmut.
Accessories to the Crime: >Modenschau im Sommer 1993 in der >LKW Werkstatt. Gemäß einem amerikanischen Wortspiel sollte der Titel präsentieren, was denn der gepflegte Schwerverbrecher zum Verbrechen zu tragen pflegt. Im Anschluß daran Exportartikel nach >Bremen.
Ackermann, Bernd: Hat es bislang zum Banklehrling gebracht. Darüber hinaus mittlerweile Ehemann von Carmen >Kästner. Kann mühelos Zuschußanträge formulieren.
Adams, Douglas: engl. Schriftsteller. Schuf die für den >angewandten Realismus (Theoretische Grundsatzabt.) von essentieller Bedeutung seiende fünfteilige Trilogie “Per Anhalter durch die Galaxis”. Löste in selbiger Grundlagenschrift als erster die endgültige Frage nach dem >Sinn des Lebens. Die Antwort lautet >Zweiundvierzig.
Adorno, Theodor W.:(11.9.1903-6.8.1969) Kritischer Theoretiker der Frankfurter Schule.Philosoph und entschiedener Gegner der Pop-Musik. A.s frühe, vorallem zusammen mit seinem Freund Max Horckheimer entwickelten undogmatischen Denkansätze wirken sich heute noch auf die Linke erfrischend aus. Im Alter immer skeptischer geworden, überwarf sich Adorno mit seinen studentenbewegten SchülerInnen, weil sie seine Theorie in die Praxis umsetzen wollten. Hat angeblich einen ähnlichen Satz gesagt wie: “Unmöglich ist das richtige Leben im Falschen", mit dem sich natürlich eine Menge Schindluder und Schabenack treiben läßt. Der falsch zitierte Satz kann sowohl als fatalistische Erkenntnis, als auch als Aufruf zur Beseitigung des vogeblich “Falschen” interpretiert werden. Beispielsweise wird A. generell in zwei Zusammenhängen zitiert: 1. Wenn es auch in trotzkistischen oder anarchistischen Gruppen zu bürokratischen Auswüchsen im Zentralkommitee kommt (bei anarchistischen bereits bei Einführung desselben) 2. Wenn es in sogenannten offenen Zweierbeziehungen zu Rudimenten von kleinbürgerlicher Eifersucht kommt. Im >angewandten Realismus sind solcherlei Diskussionen hinfällig, da hier ohnehin jede/r macht, was er/sie will.
Werke:Dialektik der Aufklärung, 1947, zus. mit Max Horckheimer; minima moralia, Frankfurt am Main,1970
Adrian, Bernhard: Gastwirt im legendären Café >Piranha zu >Worms. Zuerst Helfer des >Bueros durch seine gastwirtliche Gastfreundschaft, 1987/88 dann aktiver Mitarbeiter am >Gummibär-Projekt. Später dann Bassist bei den viel zu kurzlebigen Electric Monks.
Agitprop-Bühne Vorderpfalz: Arbeitsgruppe des >BfaR. Auf Initiative von Bernd >Pfütze 1996 gegründet, widmet sich die Agitprop-Bühne der Verbreitung fortschrittlichen Gedankenguts durch Agitation und Propaganda. Wichtigstes Medium ist dabei das >Schattentheater; ein in der Geschichte der westeuropäischen Linken bislang zu Unrecht verschmähtes Instrument. Die eigentliche Bühne bilden zwei leicht zu transportierende Rahmen in der Größe des klassischen Kasperletheaters, die mit einfachen Lichtquellen beleuchtet werden. Auf der Basis dieser Konstruktion lassen sich dann fast alle bekannten Theatereffekte simulieren (Pyrotechnik, Windmaschine, Orchestergraben etc) und die Agitation vor dem Fabriktor oder auf der Demonstration wird zum reinen Vergnügen.
Aichert, Gisela: War schon dabei, als es das >Buero praktisch noch gar nicht gab. Hatte in >“Die Absurde Banane” den Part als sprechende Mülltonne. Ansonsten Bassistin bei >Passion of Lovers. Ist dann irgendwann nach >Worms gezogen. Schon lange nichts mehr von ihr gehört.
AIG: Kürzel für "Alt ist geil". Proletarische Antiquitätenhändler und Hilfstischler, die sich in Ihrer Freizeit dem angewandten >Realismus widmen. Betrieb in Selbstverwaltung. Darüber hinaus lange Jahre die Vermieter des >Bueros.
Aktionen, die noch nicht begangen wurden: Manchmal fehlen auch dem >Angewandten Realismus die Courage, oder auch die Zeit, die Leute, der Raum, das >Geld oder schlicht und einfach die >Lust. Dabei sind bereits unzählige Ideen durch die heiligen Hallen des >Bueros geweht, die dann doch (noch?) nicht ausgeführt wurden. Aber stets bedenken: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Hier könnte so einiges aufgezählt werden. Alles, was hier keinen Niederschlag gefunden hat, möge sich in Verständnis üben. Da waren z.B. die >Harakiri-Performance, das "Projekt Gaddafi" (anläßlich der Bombardierung libyscher Städte durch die USA) oder das Projekt "Sabinchen geht einkaufen" (1986) "Vier Gestalten in grauen Wollmänteln und abstoßenden Latex-Masken besuchen Banken und Kaufhäuser." Eine jüngere A. ist das Projekt "Flowers of the blue Lagoon", eine Darbietung im Bereich des Männer-Synchron-Schwimmens.Auch >Stalingrad
wartet noch auf Bearbeitung, wobei die Projekte wie >Im Weißen Rössl und >Loreley große Aufführungen erlebten.
Alec: Hat einen Mercedes. Darf ihn aber nicht fahren.
Alghieri: Neben den >Donneberg- und >Buchholz-Dynastien ein weiteres Geschwister-Trio mit den Vornamen Daniela, Nicole und Christine. Daniela war als langjährige Freundin von Jörg >Fischer dem angewandten Realismus von 1986-88 verbunden; in der >Gummibär-Performance mimte sie die smarte Assistentin des Moderators. 1992 nahm sie als mittlerweile diplomierte Modedesignerin bei >Accessories to the crime teil und organisierte, zusammen mit Veronica >My, den Ausflug des Bueros nach >Bremen. Schwester Nicole beteiligte sich Anfang der 90er Jahre an einigen Aktionen des Bueros, bevor sie zusammen mit Bernhard >Adrian nach Frankfurt zog. Christine A. machte sich als Schlagzeugerin der Gruppe Bluna bekannt und streifte den angewandten Realismus nur am Rande.
Alkohol: macht dick und doof, >Alte Männer.
Alkohol in der russischen Literatur, der: 1) Inspirationsquelle vieler Autoren und Lyriker; beantwortet die Frage nach dem Sinn der Schriftstellerei. 2) Thema eines literaturwissenschaftlichen Vortrags von Hötsch >Höhle, Mannheim 1995. Darin enthalten so wichtige Fragen wie: "Braucht der russische Literat den Alkohol, oder braucht der Alkoholiker die russische Literatur?" >Essen.
Alkoholismus: über- und unmäßiger Genuß von >Alkohol. In der Frühzeit der Industrialisierung (19.Jh) lag der Schwerpunkt des A. in den unteren Einkommensschichten (Elends-A.) In der Gegenwart hat er sich in die höheren Einkommensschichten verlagert (Wohlstands-A.). (dtv-Taschenbuch-Lexikon Bd.1, München 1974). Folgen: Alkoholvergiftung, Leberschäden, Genschäden, >Familienelend.
Alle Macht den Räten: Gängige Parole aus der Zeit vor dem angewandten Realismus. Wurde bei geselligen Umzügen dem staunenden Publikum zugerufen (Oft in Verbindung mit dem Slogan “Brecht dem Staat die Gräten” als Zweizeiler). Lustige, möglicherweise nicht ganz falsche Parole, aber alt. Im Laufe der Jahre etwas aus der Mode gekommen.
Alles anders: Wie denn sonst.
Alles in Ordnung: Flugblattaktion anläßlich einer Musiker-Demonstration Anfang 1986, die sich gegen moralistische Zensurversuche seitens der öffentlichen Hand richtete. Donald Duck, Onkel Dagobert und Daniel Düsentrieb schlenderten durch die Fußgängerzone und verteilten kleine Zettelchen mit den Konterfeis des Bundeskanzlers, des >Weihnachtsmannes und des Donald Duck, die von Tschogy >McWolf layoutet wurden. Allen drei gemeinsam ist ein zuversichtliches Lächeln sowie die Bildunterschrift “Alles in Ordnung.”
Alt werden: Kennt der >angewandte Realismus nicht. Ein wahrer Jungbrunnen ist das stete Engagement für die gerechte Sache.
Alte Männer: Siehe >alt werden. Im Einsatz für den >angewandten Realismus werden die Herren höchstens reicher an Erfahrung. Aber manchmal, so eine verdiente Buero-Aktivistin, die hier nicht genannt werden soll, ist es wohl bestimmt das Zusammenspiel von zu viel >Alkohol und zu langen >Sitzungen, welches die “Herren” alt aussehen läßt. Oft erinnert das Geschwätz an “sehr alte Männer”. Vgl. auch >Labersack, >Sexismus, >Emanzipation, >Egoismus...
Alte, der: Kultserie im Zweiten Deutschen Fernsehen. Lief lange Jahre als Wiederholung seit Jahren montags um 17.55 Uhr. Hauptanteil am Kultcharakter der Serie hat Siegfried Lowitz (der alte “Alte”) der mit fast schon Zenbuddhistischer Wortkargheit seinen debilen Assistenten schikaniert, welcher, nebenbei bemerkt, in der noch älteren Schatzinsel-Verfilmung den Jim Hawkins mimte. Hat in seinen besten Zeiten selbst Stefan und Harry übertroffen ( “Harry!”... “Stefan?”) Beeinflußte den >angewandten Realismus psychologisch vor allem durch den geschickt gewählten Sendetermin. In Zeiten, da die Mitarbeiter des Buero für >angewandten Realismus vor ihrer wöchentlichen Arbeitssitzung noch nicht bei Angelo >Montana dinierten, war der Alte das Leitmotiv der Vorbereitungsphase, bevor es dann inhaltlich zur Sache ging. Bis eines Tages Siegfried Lowitz in Rente ging. Aus und Hallo, >Angelo.>Derrick, Stefan.
Alter Sack: Bürgerlich Sack, August. Pensionär, über den das >Buero einiges herausgefunden hat. Trug orthopädische Schuhe. Vermachte sein beschauliches Vermögen dann doch nicht dem >angewandten Realismus, sondern den Zeugen Jehovas.
Amerika: 1. Arbeitstitel für ein nicht umgesetztes Projekt im Rahmen der Perversen >Weihnachtsmänner-Nachfolge-Diskussion. Sollte im Zusammenhang mit der Planung, Norbert >Ehritt als Direktkandidat der >Grünen gegen Helmut >Kohl im Wahlkreis >Ludwigshafen antreten zu lassen, umgesetzt werden. Wird nur deshalb hier erwähnt, weil der Buero-Aktivist Lutz >Hentzschel im Rahmen dieser Aktion in die Partei der Grünen eintrat (>Entrismus), die er aus Trägheit bis heute nicht verlassen hat. Bei einem Mitgliedsbeitrag von auch nur 10,- im Monat sind das in mittlerweile 17 Jahren 2040,-DM... 2. Seit dem Rheinland-Pfälzischen >Kultursommer 1994 praktisch so etwas wie unser aller Nachbar. 3. Es war wohl der hochgeschätzte Kollege O.W. >Himmel, der mit dem Amitick anfing. Bei Veranstaltungen auf der Bühne Klamotten mit Stars and Stripes- Muster zu tragen, ist zwar nicht sonderlich originell und schon gar nicht neu, macht aber vor einem Publikum, welches die Akteure nicht kennt, immer noch einen Mordseindruck.
Amitommi: Rufname für >Kudla, Tom
Anfang: Auch nach eifrigen Recherchen konnte nicht erkannt werden, wie es dieses Wort in dieses Lexikon geschafft hat.
Angelo: >Da Angelo
Angewandter Realismus: >Realismus, angewandter
Anwohnerparken: Eines der Themen, die es im heldenhaften Wahlkampf der >PLLP zu einer eigenen Veranstaltung gebracht haben. Spitzenkandidat Dr. Karl >Rettich-Jetz referierte in gewohnt schweißgebadeter Manier eine Stunde lang vor einem verständnislosen Publikum. Zitat eines erschrockenen J. >Schott: “Der meint das ja wirklich ernst!” Siehe auch >Gaga.
APO: Sommer 1968 und Sommer 1996. 1) Sommer 1968. Kurzwort für Außerparlamentarische Opposition. Für die einen ein Haufen unrasierter Querulanten, für die anderen die Vorstufe der heiligen >Revolution. Als Ikonen dienten damals u.a. Rudi >Dutschke, Che >Guevara, >Mao Tse-Tung und, mit ganz starken Abstrichen, Willy >Brandt. Für Teile des >angewandten Realismus konkreter Anlaß für wehmütige Nostalgie. Literatur: Bergmann, Uwe; Dutschke, Rudi; Lefevre, Wolfgang; Rabehl, Bernd: Rebellion der Studenten oder neue Opposition, Reinbeck bei Hamburg 1968; Fichte, Tilmann; Lönnendonke, Siegward: Kleine Geschichte des SDS, Berlin 1977; Mosler, Peter: Was wir wollten, was wir wurden, Reinbeck bei Hamburg 1977. 2) Sommer 1996. APO - Dokumente der außerparlamentarischen Opposition. Eine Ausstellung des BfaR über das unter 1) beschriebene Phänomen. Im Ludwigshafener Rathaus. Initiiert und zusammengetragen von Mitstreitern des >angewandten Realismus unter Hervorhebung von Bernd >Pfütze und Thomas >Hutter. Das Projekt zeigte die umfangreichste bisher bekanntgewordene Privatsammlung der Westberliner APO von 1966-1969. Das Material umfaßt mehrere Hundert Flugblätter zu Themen wie 2. Juni, Dutschke-Attentat, Notstandskampagne etc. sowie eine große Zahl seltener Untergrund-Zeitschriften und -Plakate (883, Linkeck, Neuss Deutschland etc.). Die Ausstellung wurde von ca. 700 Menschen besucht. Vor allem im Rahmen der Begleitveranstaltungen (>Filme, Vorträge, >Quiz) entwickelten sich intensive politische Diskussionen, die auf eine Rekonstruktion der radikalen >Linken zielten. Bedauerlicherweise gelang es nicht, das Projekt über den regionalen Raum hinaus bekannt zu machen.
APPD: Befreundete Organisation. Vereinbarte mit der >PLLP am 10. 07. 1995 eine intensive Zusammenarbeit. Mehrere Doppelmitgliedschaften. Kandierte 1998 zur Bundestagswahl.
Archaik-Scheiß: Interdisziplinäres künstlerisches Stilmittel. Beim A.S. geht es meist um mystischen Kram (Sterndeutung, Transzendenz). Zu einem gelungenen A.S. gehören eine Menge Kerzen. Und Naturmaterialien: Torf, Knochen, große Steine, Zweige. Am besten geht ein nackter Künstler mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf, die Geschlechtsteile mit blutigem Schlamm beschmiert, durch ein gelangweiltes Vernissagen-Publikum, welches brennende Kerzen tragen muß.
Arndt, Moses: saarländischer Oberpunk, Literat, Herausgeber der überaus verdienstvollen, mittlerweile aber eingegangenen Zeitschrift ZAP. Werke: Chaostage, Homburg 1996
Arschbacken-Pat: Bürgerlich Patrick >Birkenauer. Kandidat der >PLLP zur Stadtratswahl 1994 mit amüsantem Rufnamen. Wurde bei der Nominierung der Kandidaten selbst für den letzten Listenplatz und ohne Gegenkandidat erst im zweiten Wahlgang gewählt.
Artaud, Antonin: (1896-1948) franz. Surrealist, Schauspieler, Dichter, Theatereformer. Konnte die Trennung zwischen dem, was er wollte und dem, was er war, kurzfristig aufheben. Antipode von >Brecht, was die Erneuerung des Theaters angeht. Wurde wahnsinnig und trug mit dazu bei, den Wahnsinn in Frage zu stellen. “Das Theater und sein Double” wird regelmäßig bei Grundlagen-Schulungen des >Bueros herangezogen. Werke: Die Tarahumaras, Das Theater und sein Double, Schluß mit dem Gottesgericht Literatur: Kapralik, Elena: Antonin Artaud, München 1977
Aufräumaktionen: Das Entsorgen von Gegenständen, meist in Gruppen ausgeführt. Führt meist zu zu inhaltsschweren Diskussionen über den Wert vermeintlich wichtiger materieller Güter, die oft in der Frage nach dem Sinn des Lebens enden. Je nach Zusammensetzung der Gruppe handelt es sich bei den entsorten Gegenständen um >Ekelmaterialien, >Schrabber, trostlosen Müll oder einfach um unwiederbringbare Kunst- und Kultgegenstände und hohe , bleibende Werte. Gleiche Handlung, vielfältige Interpretation. Es ist eine fremde und seltsame Welt. Eine radikale A. fand ?? in der >LKW-Werkstatt, Schanzstraße 23 statt. Krankenhausbetten, >Rollstühle, Kisten mit Erdbeeren aus Gips mußten geopfert werden.
Die Metall-Werbebuchstaben konnten gerettet werden (Danke Skibelski). Ebenso beim Auszug aus der >Kaiser- Wilhelmstraße 62. am 22.07.2009. Hier konnten zumindest die >Bein- und Arm->prothesen langfristig gesichert werden.
Automatismus: Künstlerische Arbeitstechnik, welche sich durch sämtliche Kulturgattungen hindurch zeigt. Vor allem als Methode des >Surrealismus bekannt geworden. Beschreibt im wesentlichen den Versuch, spontan unter Ausschluß der Vernunft zu schreiben oder malen. Die Arbeitssitzungen des >Bueros bedienen sich gelegentlich der Methodik des Automatismus, was in der Regel eng mit der quantitativen Aufnahme von >Alkohol verbunden ist. “Die vom Gehirn befreite Hand bewegt sich, wohin die Feder sie führt; und sie führt kraft einer erstaunlichen Behexung die Feder so, daß diese lebendig wird, aber weil die Hand jede Verbindung mit der Logik verloren hat, nimmt sie, auf diesem Wege wiederhergestellt, mit dem Unbewußten Verbindung auf.” Antonin Artaud: Surrealismus und Revolution in: De Tarahumaras Revolutionäre Botschaft, Raubdruck, 70er Jahre.
Autos: 1) Gegenstände, die dem Ortswechsel von Personen oder Material dienen sollen. 2) Dinge, die helfen sollen, eine Person in einem möglichst positiven Licht erscheinen zu lassen. 3) Gefährliche, stinkende Blechkarossen, die unsere Gesellschaft beherrschen und fast noch wichtiger sind als Fernsehen. 4) für einige in unserer Gesellschaft die Grundlage allen Übels. 5)Titel einer Ausstellung im September 1996. Der Titel “Autos”, und mit ihm die gesamte Verkehrsproblematik schwelte seit langem in Buero-Kreisen. Ende der Achtziger Jahre trat Helmut >van der Buchholz in den VCD, eine Alternativkonkurrenz zum verbrecherischen ADAC, ein. Etwa 1992 veröffentlichte Winfried >Wolf, Exgenosse von Thomas >Hutter, sein Buch “Eisenbahn und Autowahn”. Und eigentlich hätte die Autoausstellung schon früher kommen. Das Thema Autos sorgte auch innerhalb des >angewandten Realismus für reichlich kontroverse Diskussionen, und die Ausstellung war das Ergebnis eines mehrjährigen Prozesses. Dies vor Augen, war auch die Ausstellung keineswegs eindeutig eine Kritik an der Autogesellschaft, die die weitgehende Abschaffung des motorisierten Individualverkehrs forderte. Viele der ausstellenden KünstlerInnen näherten sich dem Phänomen “Auto” auf humoristische Weise. Und auch das Beiprogramm wies - außer dem Vortrag des Bundestagsabgeordneten Winfried Wolf - eher fröhliche denn agitatorische apokalyptische Züge auf: Auto->Quiz, Lyrik-Abend, Performance zum Thema “Sonntagsausflug”. Das Thema Auto wird den angewandten Realismus wohl noch länger beschäftigen. Literatur: Winfried Wolf: Eisenbahn und Autowahn, Hamburg, Zürich 1992; Tobias Koeck: Cars, Mannheim 1996
Axel: Maskottchen der Firma Axel-Frischmilch. War in Form einer überdimensionalen Laubsägearbeit das zentrale Führungssymbol auf der ruhmreichen Mannheim/Ludwigshafener Anti-Atom-Demonstration anläßlich der Reaktorkatastrophe in >Tschernobyl. Siehe auch >pseudopolitische Aktionen.
AZ: Kurzform für Autonomes Zentrum, aufgrund der räumlichen Nähe ist meistens das A. in Heidelberg gemeint. Wurde in den 90ern nach Protesten und Demos geräumt.
Babyfassung: Beliebte Heidelberger Band (Tobias Grieshaber, Peter Alexander Plattmann). Beteiligte sich mehrfach uneigennützig an Projekten des >a.R. Programmatisch für B. ist der Refrain einer ihrer größten Hits:" Ich schieß mir durch den Kopf und mache Platz für fröhliche Gedanken."
Backofen: Stand im Buero in der >Welserstr. 26. Sah schön aus. Hat viel Platz weggenommen. Wurde von Zeit zu Zeit in Aktionen integriert und installiert. Siehe auch >Warten auf den Sonnengott, >Gesammelte Vorurteile, >Brötchen, altbackene. Auch im >Contra hätten Brötchen gebacken werden können, stattdessen, aber Schwamm drüber.
BäckereifachverkäuferInnen: Flugblatt-Aktion während der Studentenproteste von 1997. Die B. der Franz-Zang Berufsschule appelierten in harschen Worten ("bleibt uns bloß vom Hals") an die Studierenden, über ihre Standesinteressen hinaus zu gehen und für gesellschaftliche Veränderungen zu kämpfen. ("Schwestern auf zur Tat, wir lieben euch"). Leider nur ein Fake, wobei die Sozialistische Zeitung (SOZ) unbedingt an den proletarischen Widerstand glauben wollte. (" Glaubt ihr, uns macht es Spaß, die vollkommen überteuerten Brötchen erpresserischer Großbäcker-Kartelle zu verkaufen?")
Bahnhof: Genauer: der Ludwigshafener >Hauptbahnhof. Einst als Europas modernster gepriesen, inzwischen reichlich leer. Mehrmals rückte dieses Bauwerk der 60er Jahre in das Interesse des angewandten Realismus, >Ludwig, Dr. Werner.
Balladenabend: (4.April 97) Extrem auf interessant gemachte Veranstaltung in der >Gruft-Bar. Daniel >Grieshaber und Billy >Hutter tragen große Mengen auswendig gelernte klassische deutsche Balladen vor. Warum?
Ballett: Klassische Kunst- und Ausdrucksform, in neuester Zeit auch Tanztheater genannt. Der Versuch, dem eigenen Körper jene Ausdruckskraft zu verleihen, um einem Publikum Stimmungen und Emotionen tänzerisch darbieten zu können. Dies kann harmonisch, fließend (klassisch) oder bewußt disharmonisch oder sehr rhythmisch geschehen. s.a. >Choreographie; spätestens hier sind den Tänzerinnen und Tänzern des Bueros Grenzen gesetzt.
Banana Boat Jumpers: Langjährige, fast legendäre Band aus Mannheim um das Multitalent Mike Ehwald. Berührte 1992/93 den angewandten Realismus, als selbiger Mike Ehwald sich entschloß, Helmut >van der Buchholz als Sänger (?) und Posaunisten(????) in die Band aufzunehmen. Haben es dann zu einigen umjubelten Auftritten und einem Song auf dem >“Unter-den-Brücken“-Sampler gebracht.
Barbie Massaker: Genau genommen >Rex Gildo Barbie Massaker.
Basspedal, das (dt.): Tieftönendes Musikinstrument, welches hervorragend im Sitzen, von einem aufklappbaren Campingstuhl heraus, bedient werden kann. Mit einem Bier in der einen und Salzstangen in der anderen Hand. U. a. bei der Gruppe >Gabba Gabba Hey im Einsatz.
Bauer, Manfred. Ehemals Leit(d?)er im Haus der Jugend Lu. Hat sich für den >angewandten Realismus unschätzbare Dienste erworben, indem er die perversen >Weihnachtsmänner so richtig ins Rollen brachte und kurz darauf die Ausstellung >“Lebende Legenden” verbieten ließ. Nochmals danke schön. B. sammelt heute altes Blechspielzeug.
Baumgärtel, Susanne: Maschinenschlosserin, Genossin und Freundin des >Dönig, Bernhard. Engagierte Diskussionsrednerin . Gehörte ganz früher der Sozialistischen Arbeitergruppe (SAG) an.
Baustelle: In den 80er Jahren ein bevorzugter Hintergrund für >Performances sowie Photo- und Filmaufnahmen. Sah dann alles so 1 bissel nach Ruine, Endzeit und >Katastrophe aus. Dem >Archaik-Scheiß oft nicht unähnlich.
Becker, Boris: Äh, irgendwie muß, äh, der Boris, äh doch in dieses Lexikon, äh, ja, schon, weil er damals, äh, in >Worms dabei war, äh, nicht direkt, aber so gut von diesem, äh, Walter >Walzel gespielt, äh, da wo der Boris, äh, Werbung gemacht hat für >Bornblond, ja genau, warum hieß die Sache damals nochmal äh Performance >Fleisch und warum wurde Captain Kirk von Onkel Dagobert gespielt, äh?
Becker, Matthias: zeitweilig auch Becker, Andreas genannt. Kritisches Mitglied der Mannheimer Szene. Journalistisch tätig, mehrere Veröffentlichungen im >Øndverlag. B’s Verhältnis zum >angewandten Realismus schwankt zwischen mürrischer Sympathie und kritischer Kritik. Weiter so!
Befreiung, sexuelle: Arbeitsgruppe des >BfaR (gegr. 1996) mit weitgehend konspirativer Diskurs- und Aktionsstruktur. Innerhalb dieser Struktur bestand schon bei der Gründungsversammlung Einigkeit darüber, daß ein Scheitern der AG am Widerspruch von Theorie (Wilhelm Reich, Reimut Reich, Dieter Duhm etc) und Praxis (Leute wie Du und ich) unvermeidlich sein würde. siehe auch unter >Humor, >Freunde, falsche und >Revolution.
Behrens, Sabine: Pferde vergötterndes Mitglied der Musikformation “die >Existenzialisten”. Ist in der Lage, unglaubliche Mengen verschiedenster Speisen zu verschlingen und verliert öfter mal Geld.
Beinprothesen, die: Kunstglieder. Sammelgebiet von >Billy (>Krücken, >Rollstühle). Sind von Bedeutung bei der Installation>“Kritik der Innenarchitektur” Mannheim 1986 (hier in Verbindung mit Erdbeeren, d.h. Sexualsymbolik)und der Performance >“Zur Verwendungsmöglichkeit der Kriegsversehrten” Ludwigshafen 1989. Heute mit Schimmel überzogen wichtiges Deko-Material der >Gruft Die Beinprothesensymbolik des angewandten Realismus läßt sich zwar oberflächlich dem Themenkreis “Kunst als Therapie” (Kunst als Krücke) zuordnen, ist aber ansonsten individuelle Psychokunstkacke und nicht zu verallgemeinern (Zitat Billy). Beinprothesen können als Waffe benutzt werden. Literatur: Krais, Felix (Hrsg.:Die Verwendungsmöglichkeiten der Kriegsversehrten, Stuttgart 1916
Bela Lugosi's Dead: Vermutlich Ende 1988. Ein nasskalter Herbsttag. Vielleicht auch schon Winter. Man trifft sich in der >Gruft. Doch es geht nicht treppab, sondern nach oben. Die Oppauer Discothek >Music Hall ist für einen Abend eine Geisterbahn.
Benesch, Bruno geb.1960 (Bologna) Musiker, Dichter, Revolutionär, Theoretiker. Mitbegründer des >BfaR. Maßgebliche Mitarbeit an allen Buero-Aktivitäten. Studium in Heidelberg und Berlin. Zahlreiche Auslandsaufenthalte. Gilt seit Ende 1997 als verschollen.
Bermudafunk: Mit Beginn der regelmäßigen Sendungen 2000 gingen auch Medienaktivisten des >BfaR on Air. Bis heute ist der B. ein für das >Buero wichtiges Medium. Das zehnjährige Jubiläum 2010 wurde entsprechend in der Feuerwache MA gefeiert, >Freies Radio Rhein-Neckar.
Bethune, Norman: Arzt, Schriftsteller und Klempner englisch-kanadischer Abstammung. Wollte eigentlich nur einen Kurzurlaub in der Volksrepublik China verbringen, lernte dann jedoch den Genossen >Mao Tse-Tung kennen und erlebte mit Ihm zahlreiche Abenteuer, die in der Zeitschrift >Der angewandte Realist als Fortsetzungs-Comic-Roman veröffentlicht wurden.
Betroffenheit: Grünliche Geisteshaltung auf teilweise religiösem Hintergrund. Hat seinen Ursprung in Selbsterfahrungsgruppen der späten 70er Jahre. Antje Vollmer wird als Inkarnation der B. bezeichnet. B. läßt sich nur selten in positive Energie umwandeln und führt langfristig zum Studium der Sozialarbeit, zum Hören von BAP und zum Kauf von Latifundien in idyllischen Gegenden.
Bewußtsein, künstlerisches: der Glaube eines Menschen daran, ein Künstler zu sein. Aus diesem Glauben leitet sich oft die Forderung an die Gesellschaft ab, für diesen Glauben angemessen entlohnt zu werden.
Bewußtsein, spirituelles: Die feste Überzeugung, daß das Vertrauen auf übersinnliche Kräfte alle wesentlichen Probleme dieses Universums lösen wird und daß danach alles gut wird (Nirvana, Reich Gottes). Erkennbar ist das s.B. durch äußerliche Symptome wie durchgeistiger Gesichtsausdruck, das Tragen von Portraits religiöser Führer (Bhagwan, >Dalai Lama, >Papst) oder Yogisches Fliegen. Das s.B. sollte nicht mit der bewußten Einnahme von Spirituosen verwechselt werden.
Bewußtsein, revolutionäres: Die feste Überzeugung, daß das Vertrauen auf die geballte Kraft des Proletariats alle wesentlichen Probleme dieser Welt lösen wird und daß danach alles gut wird (Kommunismus, Anarchie). Erkennbar ist das r. B. durch äußerliche Symptome wie kämpferischer Gesichtsausdruck, das Tragen von Portraits revolutionärer Führer (>Marx, >Mao, >Marcuse) oder das Ballen der linken Faust. Um eine Fälschung von echtem r. B. handelt es sich meist, wenn es durch das Einnehmen sog. revolutionärer Getränken dargestellt wird.
BfaR: oft auch B.f.a.R. oder bfar. Verschiedene Abkürzungen für “Buero für angewandten Realismus”, werden im Verlaufe dieses Lexikons nicht jedesmal gesondert erläutert. Verwiesen sei jedoch auf die Abkürzung BfaR Frankfurt. Kurz nach der Performance “>Schweinefüße im Hackmuseum” erreichte das Museum ein Glückwunschtelegramm mit der Absenderangabe BfaR Frankfurt. Die örtliche Presse zitierte darauf den Museumsleiter Dr. B. >Holeczek, der hinter dem Kürzel, so jedenfalls die örtliche Presse, das Buero für angewandten Realismus vermutete.
Big Bug: Eine feierliches Stelldichein der Superhelden in der Music Hall. Spiderman verheddert sich im eigenen Netz. Superman muß das Nummerngirl spielen und Captain America kömmt auf dem Skateboard. Den Soundtrack dazu spielen die Electric Monksmit dem Joker am Mikrophon. Hoffnung auf Erlösung durch den Silver Surfer. Und am Ende kommt Big Bug, >Bela Lugosi's Dead.
Big Bug's Bakery: In der Zeit von, sagen wir mal, 1989 bis 1993 die Heimstatt des >Bueros. Hier wurde der Versuch unternommen, eine Kulturstätte durch den Verkauf von >Papstbüsten, >Grillhühnchen, Gips- und Papptorten, Erdbeeren, >Krawatten und anderen Kultgegenständen in ein blühendes Unternehmen zu verwandeln. Ein Vorhaben, das wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, auch wenn es durchaus einige Monate gab, die im Plus endeten .. Erinnerte im Nachhinein betrachtet ziemlich stark an Rauschenberg.
Bildungstempel, der: Klugscheißer der Nation: Mannheimer Fanzine, gegr. 1998, das in gewisser Weise die Nachfolge des >Niveau antrat. Widmete sich in seiner ersten Ausgabe dem Thema "1977 >Punk", unter Mitarbeit einiger Schreiber des >abgewandten Onanisten.
Billy: Rufname des Buero-Aktivisten Thomas >Hutter. Kein Künstlername, da Billy mit solcherlei Machenschaften nicht in Verbindung gebracht werden will. Im weiteren Verlauf dieses Buches wird neben den Begriffen “Billy” und “Thomas Hutter” auch noch der Begriff “Thomas Billy Hutter” erscheinen. Es handelt sich auch hierbei um dieselbe Person.
BimSchG: Abk. für Bundesimmissions-Schutzgesetz. Die Benutzung einer Verstärkeranlage in unbewohntem Gebiet für das >“Konzert unter den Brücken” 1991 wurde nach folgenden Paragraphen erlaubt: “Die Stadtverwaltung Ludwigshafen als zuständige Behörde - Lärmschutzverordnung, §5 Abs.5 in Verbindung mit dem Imschg, §7 Abs.1, Nr.3 erläßt aufgrund des BimSchg, §§24, 23 Abs.2 in Verbindung mit dem Imschg, §4 Abs.1 Nr.5 und der Lärmschutzverordnung, §5 Abs.5 folgenden Bescheid: (jetzt folgt der Bescheid). Besser hätte es der angewandteste Realist auch nicht gekonnt. 2003 war es dann endgültig vorbei mit den überdachten Open Air Konzerten, >Unter den Brücken.
Birkenauer, Pat: >Arschbacken-Pat.
Bla bla bla, das (int.) 1) Album des Musikers Iggy Pop, vor der Erscheinung des >angewandten Realismus erschienen. 2) Einziges konkretes Ergebnis vieler Diskussionsrunden, insbes. unter Einfluß von >Alkohol.
Bläse, Gerold: gen. „Der Käptn“, erst in jüngerer Zeit beim >Buero, seine „Jungferngabe“ waren in Zinn gegossene Wappen der Hansestädte als >Gimmick für >Niveau unter Null.
Blau: Kneipe in Mannheim seit Dezember 1995. Konnte selbst den Heimatfreund >Billy dazu veranlassen, seine Heimatstadt >Ludwigshafen für einige Stunden zu verlassen. Das B. wurde zum Schauplatz zahlreicher Aktivitäten des angewandten Realismus und seiner Einzelmitglieder. Unvergessen z.B. die "Lange Mao-Nacht", die den >Maodadaismus quasi über Nacht ins Bewußtsein der Stadt Mannheim rückte.
Blissett, Luther:: urspr. italienische Sagengestalt. Autor, Dichter, Denker, Zufluchtsstätte, kann im Grunde jeder sein. Spielt im neueren >angewandten Realismus eine tragende Rolle. >Essen, >Kommunikationsguerilla.
Bloch, Ernst: 7.7.1885 - 4.8.1977. Obwohl in Ludwigshafen geboren hat sich die vorderpfälzer Linke mit Bloch nie sonderlich auseinandergesetzt, wahrscheinlich weil er als "Sohn der Stadt" von offizieller Seite okkupiert wurde. Ortsansässigen KünstlerInnen wird ständig die Möglichkeit geboten mit Schrottplastiken oder Videoinstallationen ihren Senf zu Bloch abzugeben, das ist ziemlich affirmativ, dabei böte doch die regelmäßige Vergabe des Bloch-Preises mannigfache Möglichkeiten der Intervention durch den >angewandten Realismus. Ein kurzes Durchblättern seiner Werke zeigt, daß B. sich intensiv mit Utopien beschäftigt hat, dabei aber etwas idealistisch vorging. Ernst und seine Gefährtin Carola Bloch kamen massenmedial, sowohl optisch als auch akustisch unheimlich gut rüber. Dutschke mochte Bloch.
Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung
Blödgröte: Theaterensemble aus der Vorgeschichte des >angewandten Realismus. Hervorgegangen aus der >Evangelischen Jugend Maudach. Geschult durch Spätausläufer der Aktionsanalytischen Organisation (AAO), bis heute in der Region unerreicht. Der Blödgröte gehörten u.a. an: Graf, Michael; Debowski, Gabi; Steinbauer, Bärbel; Zabel, Jane; >Buchholz, Martin; >Hentzschel, Lutz; >Donneberg, Christine und Bettina; >Fuß, Günter und einige mehr.
Bloss, Karl-Heinz: geb. 24. 06. 1929, gest. 1992, tot im Rhein aufgefunden. Sohn von Maya und Dr. Christian Bloß. Karl-Heinz B. hinterließ folgendes Material: ca. 50 Sauerkrautdosen, ca. 10 Jahrgänge >Mannheimer Morgen, ca. 50 Sparbücher mit je einer Mark Guthaben, 2 Bücher (Gari-Gari, die Regulatoren von Arkansas), 1 Spielzeug-Eisenbahn, ca. 50 Pakete mit verpackten Holzscheiten, ca. 200 leere Zigarrenschachteln, 3 Pornos in Fleischerei-Tüten, 5 Wecker, 1 Porzellan-Puppe, ca. 30 Jahreskalender mit Aufzeichnungen über Wochenendausflüge, 1 Kellerregal und einiges mehr. Möglicherweise wird es noch in diesem Jahrtausend eine Aktion des >BfaR zu Karl-Heinz B. geben.
Blümel, Silke: Anfangs eher zurückhaltend, entwickelte sie sich doch zu einem Performance-Talent, welches sich für kaum etwas zu schade war. Nach einem Action-Painting während einem Performance-Festival räkelte sie sich exklusiv für die Lokalreporter Georg >Spindler und Dieter M. >Gräf nackt auf einem Automobil. Unvergessen noch ihre Gesangskünste bei >Psychedelic Fighters. Ist dann nach Berlin gezogen und fingiert dort unter dem Pseudonym Charlotte Haifisch.
Boldorf, Marcel: Ein unverbesserlicher Saarländer, der eine dankenswerte Wandlung zum schwarzen Schaaf durchgemacht hat, seit er sich an Rhein und Neckar niedergelassen hat und jetzt unsere berliner Vertretung leitet.
Bolschewiki Partisan: Eine nur theorethisch existierende Punkband aus der Vorphase des >angewandten Realismus. Zählt zu den kurzfristigen Versuchen trotzkistischer Kreise, die degenerierte Punkszene zu unterwandern. Führte langfristig zur Degeneration trotzkistischer Kreise. Siehe auch >Kreye, Pedro; >Woller, Klaus; >Hutter, Thomas; >Posadas, Juan.
Bornblond: Haarfärbemittel. Wichtiger chemischer Kampfstoff der >Punk- und Wave-Szene Mitte der 80er Jahre Fand als Parole und überdimensionale Pappschachtel Verwendung in der Performance >Fleisch (>Worms 1985). Merke: Färb Dir mit Bornblond das Haar und die Welt wird wunderbar. Oder auch Boris >Becker BornBlond.
Borroughs, William Seward (1914-1997): Amerikanischer Schriftsteller. Beeinflußte und prägte die Beat Generation. Experimentierte intensiv mit den verschiedensten Drogen. Protokolle diverser eigener Drogenversuche veröffentlichte B. in med. Fachzeitschriften. Ansonsten bevorzugte B. die Prosa. Unter Einfluß bestimmter >Drogen und Insektizide spielte B. mit seiner Frau und einer Pistole die berühmte Wilhelm-Tell-Apfelszene nach. Hierbei verfehlte B. zwar den Apfel, traf den sich darunter befindenden Kopf um so besser. Später ließ B. von der Vielfalt der Drogen ab und trank gern und viel >Alkohol. Er wurde sehr alt. Nach seinem Tode wurden Auszüge seines Werkes von der Formation >Gabba Gabba Hey vertont. Werke: Brief eines Mannes, der gefährlichen Drogen verfallen war (in British Journal of Addiction) 1956, Nova Express, Naked Lunch, Dead Roads, Junkie
Bøsch: Musikalische Formation mit häufigem Personalwechsel. Ins Leben gerufen 1986 anläßlich der Ausstellung >Lebende Legenden.
Brandt, Willy: (18.12.1913 -08.10.1992) genannt der gute Willy Brandt, Sozialdemokratischer Bundeskanzler. Erfand die Ostverträge und die Berufsverbote. Die >PLLP versuchte mittels Unterschriftensammlung, die Umbenennung der Ludwigshafener >Kaiser-Wilhelm-Straße in Willy Brandt-Straße zu erreichen; dies wohl mit dem Ziel, die örtliche >Sozialdemokratie zu ärgern. Dem Vorhaben war jedoch, selbst als Kompromißvorschlag “Wilhelm-Brandt-Straße”, kein Erfolg beschieden.
Braun, Dr. Bernhard: Rheinland-Pfälzer Landtagsabgeordneter der >Grünen. Hat über Gustav Landauer promoviert. Manchen Spielarten des >angewandten Realismus nicht ganz abgeneigt, wahrscheinlich weil Besitzer einer ehemaligen Hühnerfarm. Nett, aber grün und damit wohl vorerst für die Bewegung verloren. Von Dr.B. existiert ein schönes Photo mit einem >Gipshühnchen aus der Performance >Politik (Ludwigshafen 1985)
Brecht, Bertolt: (10.2.1898 - 14.8.1955) sinnenfroher, sozialistischer Schriftsteller. Theaterrevolutionär. B.s auf Rationalität ausgerichtete Theaterkonzeption (belehren, mitdenken) deckt sich nicht unbedingt mit den Konzeptionen des >angewandten Realismus.
Brecht bricht vs. Brecht hat recht: Langjährig diskutiertes und im Juni 1998 endlich aufgeführtes Cabaret-Programm. Gegen Sozialdemokratisches, grünes und DKPistisches Kleinkünstlertum gerichtet. Bei der Erstaufführung in der >LKW-Werkstatt LU-Schanzstraße. Spektakulärer Durcheinander auf Torfboden (Archaik-Scheiß) zum 100. Geburtstag des Dichters. Die TeilnehmerInnen wurden unter dem fadenscheinigen Argument, einer Geburtstagsfeier beizuwohnen, in die Reparaturgrube gelockt, wo Daniel >Grieshaber die Feier eröffnete. Nachdem >Sekt und Kuchen gereicht und der Wandschmuck (Bilder und Frankfurter Allgemeine Zeitung) gewürdigt waren, fiel mit Absicht das Licht aus. Alle wurden auf die Tafel getrieben, ein kleiner Spalt gewährte den Blick nach oben, auf die Bühne. Brecht (Bernd >Pfütze) wird aus dem Sarg gehoben, in den >Rollstuhl verpflanzt. Als weitere Elemente folgen ein Huldigungstanz (Helmut >van der Buchholz singt und tanzt Lieder von Bert Brecht), (Kranken-) Schwester Courage (Claudia >Spieß) wird im Leiterwagen hereingefahren, gezogen von einer Kuh, welche später gegen den Tänzer eine Art Stierkampf ausficht. Zuvor liest sie das Lob der Partei, eines von Berts Highlights. Schwester Courage versieht den allmählich genesenden Brecht mit einem Drainagesystem samt Urinbeutel. Indessen laufen ein Brechtvideo, eine Diavorführung und ein Industrial-Brecht-Mix. Auf zwei gegenüberstehenden Krankenhausbetten befinden sich die Gruppen Brecht hat recht und Brecht bricht, welche jeweils mit >Parolen per Megaphon um die Gunst des Publikums ringen, das nach Absingen der Arbeitereinheitsfront erfolglos zur Diskussion aufgerufen wurde.. Allzu großes >Chaos verdeckte einmal mehr das Versprühen von Trockennebel.
Bremen: Spätsommer 1993. Eine etwa 15-köpfige Expedition bricht für drei Tage auf in den hohen Norden, >My, Veronika.
Breton, Andre: (18.2.1896-28.9. 1966) Chef und theoretischer Kopf der Surrealisten. Versuchte, die Kluft zwischen >Marxismus (”die Welt verändern”) und >Surrealismus (”Das Leben ändern”) zu überbrücken. Besuche von >Trotzki in Mexiko. Hält die surrealistische Lehre rein, indem er alle Abweichler ausschließt. Im Gegensatz zu Antonin >Artaud eher ein Salonlöwe. Werke: L'amour fou, Nadja, Die Manifeste des Surrealismus.
Brötchen, altbackene: Waren in großen Mengen hinter und über dem >Backofen der >Welserstraße 26 vorhanden und mindestens 20 Jahre alt. Erstaunlicherweise wurde niemals der Versuch gemacht, diese a.B. für eine Aktion zu verwenden.
Brünzels, Sonja: geb. 1928 in München. Studium des Verwaltungsrechts. Ende der sechziger Jahre Beteiligung an Aktionen der außerparlamentarischen Opposition. 1967 wegen des Verdachtes der Planung eines Attentats auf US-Senator Humphrey (sogen. Pudding-Attentat) verhaftet. 1977 wegen "ungebührlichem“ Verhalten gegenüber Repräsentanten des Staates und den „Heiligen Stuhl" aus Italien ausgewiesen. In den Neunziger Jahren Entwicklungshilfe in Afrika. >Essen, >Kommunikationsguerilla.
Brust, weibliche: große, rosafarbene >Pappmaché-Arbeit aus den Zeiten des >Gummibärs. Durch Konstruktionsfehler amorph und ungewöhnlich schwer geworden. Dienten bei der Aktion >Rucke di guh! (Ludwigshafen 1989) O.W. >Himmel als Versteck (Mama). Wurde später lieblos im Regen zurückgelassen und zerfloß. Merke: Vermeide das Arbeiten mit Pappmaché unter 5° Celsius.
Buchholz, Christian: geb. 1961. Lange Zeit lediglich Beobachter der Aktivitäten, bis er sich einen teueren Photoapparat zulegte. Seither beansprucht er eine Art Pressestatus für unsere Veranstaltungen, da wir so etwas wie “Photos machen” meistens vergessen. Ist eindeutig der Gruppe der Fachleute zuzuordnen.
Buchholz, Martin. geb. 1963. In Zeiten, da es noch keinen >Grieshaber gab, wohl der talentierteste Conferencier. Beispielsweise 1985, Performance >Fleisch, wo er, einen Zaubertrick vortäuschend, Bettina D. und Peter H. in eine Kiste lockte, wo sie alsdann für die Dauer der Veranstaltung ausharren durften...
Buero: offizielle Schreibweise der Organisation, auch wenn engstirnige Rechtschreibregeln da anderes sagen. Die unkonventionelle, auch der neu eingeführten Rechtschreibregelung wiedersprechende Schreibweise geht auf ein fehlendes kleines ü in der Kinderpost zurück, aus deren Fundus der erste >Stempel der Organisation gefertigt wurde.
Buero-Shop: Im B-S sind erhältlich: Plakate, Schallplatten und MC's, Devotionalien, >Kunst, Druckerzeunisse des Øndverlags.
Öffnungszeiten: meist montags ab 20,00h.
Buluk, Cicek: Faktotum der >AIG, kurdischer Putzteufel. Löst die bösen Probleme der Welt mit dem guten Ausspruch: “Du muss nur gut sein.”C. ist eigentlich immer von der Ausweisung bedroht.
Bump: Modetanz aus den 70ern. Von der >Fallen Angels Bump Society zu neuem Leben erweckt. In mehreren >Performances frenetisch zelebriert. Meist formationsartig dargeboten. >Mein Leben ist ein Zombie (Film 1993), >Peter und der Konflikt (Eding-en 1994), Ausstellung F.A.B.S. (BBK Mannheim 1994) Discographie: Kenny, The Bump, Penny McLean, Lady Bump, A. Celentano: Prisencolinensinainciusol
Cairo: 1. Sohn der Stefanie Buffy >Werner, geb. 1991. Hat schon viel erlebt. Mußte schon für einiges herhalten. Will mal zur Feuerwehr und weiß, was 2 x 4 + 2 ist. Und heute weiß er noch viel mehr. 2. Hauptstadt von Ägypten.
Carstensen, Eric: geb. 1968. So ist es nun einmal im Leben: Es gibt eben Gewinner und Verlierer. Eric Carstensen ist eindeutig der ersteren Gruppe zuzuordnen. Kann täuschend echt Helge >Schneider imitieren. Hat deswegen auch den 1. Helge-Schneider->Imitationswettbewerb gewonnen. Kann auch toll >Sport machen. Hat deswegen auch das 2. >Einheizsportfest gewonnen. Kann aber auch Luftgitarre spielen und Fotos machen. Hat damit aber (noch) nichts gewonnen. Betreibt die Galerie „Strümpfe“ in Mannheim.
Castro, Fidel: (geb.13.8.1926) ehemals zigarrenrauchender immer noch oberster Chef Kubas. Letzter Fels in der Brandung des Imperialismus. Castro hat für das Jahr 2050 freie Wahlen in Cuba angekündigt und will sich danach zur Ruhe setzen.
CDU: Abk. für Christlich Demokratische Union. Steht wohl eher für die unwissende, oft gar ungewollte Teilnahme am Wesen des >angewandten Realismus. Siehe u.a. >Hetterich, Julius, >Kohl, Helmut, >Kuchen für den Kanzler und anderes.
Celentano, Adriano: italienisches Gesangstalent. Schrieb für die >Fallen Angels Bump Society bereits 1972 ihre Hymne >Prisencolinensinaincuisol.
Chaos (gr.-lat.),das: Zustand der Verwirrung und Auflösung von unnütz bestehenden Ordnungen. Manchen Menschen erscheint das C. als Übel, doch auch viele Menschen erfreuen sich daran, verfassen ganze Theorien über das C. oder reisen jährlich, am Namenstag, nach Hannover. C. setzt Energie frei und fördert den Hang zum Absurden.
Chash from Chaos: Beruht auf einem fast genialen Schreibfehler. Eigentlich Cash from Chaos. >Modenschau des Bueros 1994 im Bgm.-Reichert-Haus Ludwigshafen. Durch die finanzielle Lage des Kulturetats der Stadt >Ludwigshafen und der Zuschüsse zum >Kultursommer im besonderen zur Trashkultur gezwungen, präsentierte das >Buero die entsprechende Kleidung. Sehr apart. Perfekte Organisation in sage und schreibe 14 Tagen. Wahnsinn.
Chemie und Wahnsinn: Ausstellungsprojekt aus der unmittelbaren Vorgeschichte des >angewandten Realismus (Ludwigshafen 4. - 18.05.98??? Beim legendären Eröffnungskonzert setzte die Gruppe "Zu wahr um schön zu sein" erstmals eine Handkreissäge ein. Der Titel des Projekts verleitete die Badische Anilin- und Soda Fabrik dazu eine Beobachter-Delegation zu entsenden.
Choreographie: Graziös sollen die Bewegungen aussehen. Harmonisch, kraftvoll sollen die Akteure das darzustellende aufführen. Der Ablauf eines >Ballettstückes ist mit vielen Proben und viel, viel Schweiß verbunden. Immer und immer wieder wird ein Part eingeübt, bis er nicht mehr aus dem Kopf, sondern aus den Muskeln heraus kommt. Aber weil die Undiszipliniertheit auch in den Ballettreihen des Bueros regiert, hapert es etwas mit der C. Alle Versuche tänzerischen Ausdrucks bleiben beim unqualifizierten Gehopse und machen auch weiterhin Spaß. Das Höchstmaß an C., das in den Reihen des Bueros erreicht wurde, ist der Formationstanz der >Fallen Angels Bump Society zu >Prisencolinensinainciusol. Ein wahres Meisterstück an Ausdruckskraft.
Chorgesang: „Da wo man singt, da laß dich ruhig nieder, denn böse Menschen trinken keinen Liter“. Eine lange Tradition hat der C. beim >BfaR. Er will mit seinem klassischem Repertoire die Lebensfreude und Zuversicht ausdrücken die dem >Buero so eigen sind, nach dem Motto: „Keine Angst. Alles wird gut“. Viele erinnerungwürdige Auftritte.
Christkindl: Rufnahme für den noch sehr jungen Jesus >Christus. Wurde bei der Veranstaltung der Perversen >Weihnachtsmännern von Walter >Walzel gespielt, der dann kurz darauf die >Postpubertären Possenspieler gründete.
Christus, Jesus: (2. v. Chr., Bethlehem - 30. n. Chr., Jerusalem) genannt Lattenguschd (außerhalb pfälzischer Ländereien auch Lattensepp). Frühchristliche Heiligengestalt und zentrale Heilsfigur zahlreicher >Psychosekten. Halbhistorische Figur, gehört in jedes Lexikon. Hat mit dem >angewandten Realismus nichts, mit der >evangelischen Jugend Maudach ein bißchen was zu tun.
Chrombyzanz: Video-Illustrierte des Mannheimer Künstlers Fritz Stier (1985). Stier hatte sich mit seiner Art-Now-Galerie in der Mannheimer Untergrund-Szene Verdienste erworben, machte aber später den Fehler, den Beitrag über die BfaR-Aktion >“Idenditätsverlust” aus Chrombyzanz 1 rauszuschneiden. Der Titel Chrombyzanz ist, nebenbei bemerkt, ziemlich gut geeignet, um die Wave-Stimmung Mitte der 8oer zu beschreiben.
Cohrs, Daniela: Fand so gegen 1996 zum >Buero. Unsere Frau hinter der Kamera, assistiert von Sohn Boris. Ihre schauspielerischen Fähigkeiten stellte sie u.a. >“Im Weißen Rössl“, >“Der Zerbrochene Krug“, >„Western von Gestern-Sorgen von Morgen“ unter Beweis. Auch Auftritte beim TIG 7 Theater, MA.
Contra : Kneipe in >Ludwigshafen 1980 - 1988. Erlebte die Geburtsstunden des >Bueros hautnah mit. Beschäftigte die Mitarbeiter Billy >Hutter und Helmut >van der Buchholz, ersteren sogar als Stellvertreter des allmnächtigen Uwe >Tschense, >Backofen.
Contra N: Kneipe in Mannheim seit 1988..
Corto Maltese: Kapitän, Gestalt des Comic-Autors Hugo Pratt, ruheloser, geheimnisumwitterter Abenteurer, treibt sich meistens in der Südsee rum.
Croquet: Stark britisch geprägte Sportart. Außer >Kegeln (Winter), >Wandern, dem >Einheizsportfest und Live-übertragungen von Fußballspielen oder Radrennen eine der Sportarten im Rahmen des >angewandten Realismus. C. wird häufig in Verbindung mit britischer Kleidung, Tee, Sherry und Sandwiches zelebriert. Gespielt wird die LU-Freestyle Variante. U.a. wurden die trögen britischen Regeln durch Hötschen und Bodieren etwas aufgepeppt. C.-Spiele ziehen sich nicht selten über mehrere Stunden hin. Festliches Auftakt-C. jährlich am 2. Osterfeiertag auf der Stelzvogelwiese im Ebertpark. Nach Aussage einer Passantin ist C. "allemal besser, als wenn die Leute >Drogen nehmen..."
Czerner, Volker: Tragische, weil tote Gestalt aus dem Freundeskreis von O.W. >Himmel (Nihil nisi bene sed absentes) Wurde zum 11jährigen >Jubliäum des Bueros mit einer umfassenden Werkschau geehrt (überwiegend Fotoarbeiten). Gesamtwerk in Besitz des >Bueros. Zu verkaufen, in gute Hände auch zu verschenken, >Fotografie.
Da Angelo: Pizzeria des Angelo >Montana und seiner Frau Gabi in der Maxstraße 33, oder besser: im Turm der ehem. Lutherkirche am Lutherplatz. Residierte vorher lange Jahre: Ecke Heinig/>Kaiser-Wilhelm-Straße. Hat jetzt eine große Terrasse mit viel Wasser zur Freude der Kinder Laika, dem Hund des Hauses und des >BfaR.
Dadaismus: Gegen die Kunst gerichtete Kunstströmung des 20. Jahrhunderts. Hat viel mit Nonsens zu tun. Über die Bedeutung und Bewertung des Dadaismus gibt es innerhalb des angewandten Realismus unterschiedliche Denkströmungen (s.a >Flügelkämpfe). Die Veranstaltung >“Die Absurde Banane” (Ludwigshafen 1984) wurde als dadaistisch gekennzeichnet, später wurde der Begriff Dada differenzierter betrachtet und häufig durch >Gaga ersetzt. Interessante Bemerkungen zum Thema Dadaismus finden sich in: John Willett, Explosion der Mitte (Kunst und Politik) 1917-1933, München 1981: “Also angeblich hat ja >Lenin in Zürich neben diesem Cabaret Voltaire gewohnt und das in den “gesammelten Werken” nicht mal erwähnt” und umgekehrt. Lenin zugeordnet wird auch das Zitat “Dada bedeutet nichts, weil ich verstehe es nicht”
Dandy: “Der Dandy ist... gezwungen, immerdar zu verblüffen. Seine Berufung liegt in der Absonderlichkeit, seine Vollendung im überbieten. Immer im Bruch mit der Welt, am Rand, zwingt er die anderen, ihn selbst zu erschaffen, indem er ihre Werte leugnet. Da er sein Leben nicht leben kann, spielt er es vor.” Albert Camus, die Revolte der Dandys, in: Der Mensch in der Revolte, Reinbeck bei Hamburg 1953.
Das Bloch: Blochzentrum LU, 2009
Deformance: Kunstform, die helfen soll, die >Performance zu überwinden. Die Performance >Fleisch (Worms 1985) enthielt zahlreiche deformancische Elemente.
Dell, Jochen: Genannt Delle. Der Sänger von >Memento Mori und vorher der legendären >Wehrkraftzersetzer. Unvergessen zum Beispiel ihr Auftritt in der Galerie der Feuerwache Mannheim, die dem Hausmeister sämtliche Nerven raubte, welcher daraufhin die Ausstellung der >Lebenden Legenden fast ein zweites Mal hätte verbieten lassen. Und zwischen der Zeit als Wehrkraftzersetzer und Memento Mori war er ein Konzert lang Schlagzeuger der Psychedelic Fighters.
Depot: > Straßenbahndepot, altes, >Kulturdepot.
Der abgewandte Onanist: das Trashmagazin des >angewandten Realismus. Als das Interesse, den >angewandten Realist auch mit Klatsch und Tratsch zu füllen, Ende 1996 geäußert wurde, entschloss man sich zur Herausgabe eines zweiten Magazins.
Der angewandte Realist: Das theoretische Organ des >Buero für angewandten Realismus. In kleinen Auflagen gehalten und bei unregelmäßiger Erscheinungsweise dient der angewandte Realist vor allem der internen inhaltlichen Diskussion sowie dem Erfahrungs- und Gedankenaustausch mit befreundeten Organisationen.
Derrick, Stefan: Oberinspektor, der im Oktober 1998 einen denkbar blöden Abgang von der TV-Bühne hatte. Dies nahm das >Buero zum Anlaß, einen D.-Abend im Mannheimer >Blau zu veranstalten. Dargeboten wurde neben guter Krimi-Musik das Agit-Prop-Theaterstück >Mao, Moneten und graue Tapeten, wo D. eine Hauptrolle spielt, >Alte,der.
Der zerbrochene Krug: 01. & 02. 08. 2003, Casino im >Straßenbahndepot. Theater (Regieanweisung zum Trotz zum Pfälzer Mundartstück degradiert) frei nach Kleist. >Buero- intern das Paradebeispiel zum Thema Wie-man-es-nicht-machen-sollte, auch wenn viele Patzer auf rein technischem Versagen basierten. Aber der Vorabfilm wird als Meilenstein des Buerokinos gewertet.
Dichter: Berufsbezeichnung für Personen, die selbstfabrizierte Aneinanderreihungen von Worten zu Papier bringen, diese öffentlich vortragen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen wollen. Wenden sich dann an den >Øndverlag, der ihre Erzeugnisse in der Reihe >lyrixs of tomorrow herausbringt und sie bei >Hektoliteratur auftreten läßt. Später, zur Vernunft gekommen sieht man diese Dichter dann bei >Niveau unter Null wieder. Näheres ist nachzulesen bei K. >Scharfenberger: “Je dichter, desto denker” (Ludwigshafen, 1989)
Die Verwendungsmöglichkeit der Kriegsversehrten: Performance von und mit Thomas >Billy Hutter während des >Keine Experimente-Festivals (Ludwigshafen-Oppau, 1989), Musik Hall.
Diederichsen, Dietrich: auch: Herr Diederichsen. Autor und Journalist. Dozent an der Merz-Akademie, Stuttgart. Beherrscht die absolute Schallplattenkritik, d.h. er füllt mehrere Spalten, ohne auf das zu rezensierende Werk einzugehen. D ist Vorbild (fast) aller deutschen Journalismus-Studenten und würde sich selbst gerne >Adorno nennen. Werke: Sexbeat, Köln 1984, 1500 Kritiken, Freiheit macht arm, Politische Korrekturen...
DKP: einst ein Haufen Langweiler, der mit allen Mitteln und finanzieller Hilfe aus'm Osten die Revolution machen wollte. Heute ein Haufen Langweiler, die kein Geld haben, um die Revolution zu machen...
Doitsch: Beliebte Sprayschablone des >angewandten Realismus. 1990 entstanden, wurde sie ins Standardprogramm übernommen und zu verschiedenen Anlässen eingesetzt.
Doitschland-Serie: Veranstaltungsreihe von 1989 bis 1992, die sich mit Deutschland im allgemeinen und seinem Umgang mit anderen Völkern im besonderen auseinandersetzte.
Dönig, Bernhard: Elektriker und Chemiearbeiter, Revolutionär, Genosse und Freund der >Baumgärtel, Susanne. War früher Genosse von >Billy. Von Zeit zu Zeit kritischer Beobachter einzelner Aktionen des >Bueros.
Donneberg, Bettina. Lady Thunderhill. >Anal Anna. Das einstige Lieblingskind des örtlichen Redakteurs des >Mannheimer Morgens. Ein ”schriller Paradiesvogel mit buntem Gefieder”, dann “Punkhostesse” und später erfolgreiche Modedesignerin mit eigener Boutique, die im Spätsommer 1996 durch eine Rumflasche in den Ruin getrieben wurde ...
Donneberg, Christine. Die älteste des Donnebergschen Trios. Doch um kaum einen Deut seriöser. >Blödgröde und >Land of Love dienten als Start ihrer Karriere, später dann machte sich die gelernte Buchhändlerin als Organisatorin von >Modenschauen einen Namen.
Donneberg, Dorothea. Unsere Frau beim Film. Stets bemüht, nicht selbst im Rampenlicht zu stehen, doch als Regisseurin die beste hier im Raum. Sollte sich ruhig öfter auf die Bühne trauen.
Dosenhuhn, das: Gekochte, eingelegte Suppenhühner in Aspik, gehalten in Blechdosen, gehörten auch noch mehrere Jahre nach Ablauf des Verfallsdatume zur Handelsware (zeitweilig auch Requisite bei Performances) des >Bueros. Produkte unbekannten Herstellers. Aus Furcht vor Explosion (kotz, würg) preiswert abgestoßen. Doch in einem heimlichen Versteck befindet sich noch eins. gaaack...
Dutschke, Rudi:(7.3. 1940 - 24.12.1979.) Inkarnation und Ikone der >APO. Zentralfigur der außerparlamentarischen Opposition. Theoretiker und Organisator. Trug immer gestreifte Pullis aus Polystyrol. Im April 1968 wird D. von dem rechtsradikalen Arbeiter Joseph Bachmann niedergeschossen. 1979 stirbt er an den Spätfolgen des Anschlags, nachdem er sich vergeblich um die Bildung einer linkssozialistischen Partei bemüht hatte. Rudi war toll. >Billy liebt Rudi. “Die Parole RUDI DUTSCHKE ist im Jahr 1996 die angemessene” (Zitat Billy). Im Sommer 1996 war D. Gegenstand einer emotionalen Betrachtung von Bernhard >Wadle - Rohe während der APO -Ausstellung. Werke: Mein langer Marsch; Schriften und Tagebuch aus 20 Jahren, Reinbeck bei Hamburg 1980
Ehritt, Norbert: Musikverleger >Industrial Jive Records), ehemaliger Stadtrat (offene Liste der >Grünen) in Ludwigshafen, langjähriger Vorsitzender der Musik- und Kulturinitiative >Klanghaus und Mitinitiator der perversen >Weihnachtsmänner, deren Wirkungsgrad durch E.s politische Funktion entscheidend verbessert werden konnte. E. geriet durch latenten Egoismus, u.a. durch Fehlinterpretation der Parole >“Reich und Berühmt werden!” in den Widerspruch zur guten Sache. Lebt heute als Taxifahrer, den niemand mehr so richtig leiden kann, in Ludwigshafen.
Eine Torte für den Kanzler: (16.9.84) Unfreiwillige Aktion des >BfaR. Aus Anlaß des Geburtstages von Christian Schulte-Hobein, dem Sänger der Gruppe >Stiebel Eldron fertigten Mitarbeiter des >Bueros eine gigantische, widerliche, in blauen und grünen Farbtönen schillernde Geburtstagstorte und transportierten sie mit laufender Warnblinkanlage in die Kneipe >Contra, die sich in unmittelbarer Nähe des Ludwigshafener >CDU-Büros befand. Verlauf und Ende der sich anschließenden Geburtstagsparty liegen im Dunkel der Geschichte. Die lokale Presse berichtete 2 Tage später aber von einem Anschlag auf das CDU-Büro. Der Bürgersteig sei durch Kuchenreste und Farbe unpassierbar gemacht worden. Die Aktion wurde in Zusammenhang mit der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (>SdaJ) gebracht, die dieses nicht dementierte.
Eierbecher: Sammelbegriff für Behälter aus unterschiedlichsten Materialien zum Aufbewahren weichgekochter Eier. Sammelobjekt für Bernhard >Wadlé-Rohe und Helmut >van der Buchholz. Diese Sammelleidenschaft führte 1995 zur Ausstellung >Ovopokalo! Der Themenzirkel E. ist, sollte es einmal kommen, fester Bestandteil des >Museums für angewandten Realismus.
Einheizsportfest, das: ein sportlicher Nachmittag für unsportliche Menschen. Einmal im Jahr trifft sich der >angewandte Realismus und sein Umfeld zum leichtathletischen Wettstreit, >Kegeln, >Wandern, >Croquet, >Fußball.
Eisbruch: Performancefestival im Januar 1995 in der >Walzmühle Ludwigshafen. Organisiert von Ralf >Phillip.
Eisnecker, Peter: Betriebswirt und Moderator. Während seiner Studentenzeit hat sich E. einige Verdienste als Entertainer, Bodyguard, Saalordner oder Conferencier fragwürdiger Veranstaltungen erworben. An diese Zeit soll hier noch einmal erinnert werden, auch wenn seine Aktivitäten nach Beenden des Studiums, oder war es zu Beginn seiner seriösen Karriere verstummeten.
Ekelmaterialien: Sammelbegriff. Bezeichnet diejenigen, bei ca. 80% aller >Performances verwendeten, preisgünstigen Materialien, welche die in die Aktion miteinbezogenen Zuschauer zu Übelkeit und starker authentischer Erfahrung reizen sollen. Zu den E. zählen u.a. Johannisbeersirup, >Götterspeise, Fäkalien, Bettfedern, alte Gemüseabfälle, Schlamm, Blut, Soße, Quark, gefärbte Sägespäne, Gedärme, Fettbrühe, Schweinefleisch, Küchenschaben, >Tapetenkleister, Ochsenaugen, Windeln, Gummischläuche frisch geschorene Wolle, morsches Holz, Maden, Mehl und volle Aschenbecher. Nicht zu verwechseln mit >Archaik-Scheiß.
Ekelperformance: >Ekelmaterialien, den Rest kann Mann/Frau sich ja vorstellen.
Eleganz: Eindeutig ein Fremdwort in Kreisen des angewandten Realismus. Zumindest, was das landläufige Verständnis unter E. angeht. Würden die AktivistInnen des Bueros plötzlich mit einer so spießbürgerlichen E. daher kommen, wären sie etwa so interessant wie eine nußbaumfurnierte Schrankwand. Und müßten sich ganz elendig schämen und wären nicht mehr sie selbst. Und würden bestimmt auch noch >Pest und Cholera bekommen. Aber wahrscheinlich würde es keiner glauben. Nur Spaß gemacht, haha, würden alle sagen.
Emanzipation: Nur die Zeit wird's bringen. Geduld, Geduld
Empörung, öffentliche: Konnte das >Buero für angewandten Realismus vor allem in den Anfangsjahren auslösen (Perverse >Weihnachtsmänner, >Schweinefüße im Hackmuseum...). Unterstützt wurde das Buero hierbei vor allem durch die örtliche >Sozialdemokratie, die >Lokalpresse und die christlichen Religionsgemeinschaften. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß die Erzeugung ö.E. zunehmend schwieriger wird (alles schon mal da gewesen). Dennoch zählt sie zu den Hauptantriebskräften des angewandten Realismus. Gelegentlich muß die Erzeugung ö.E. einem Sinn (guter Zweck) zugeordnet werden. In demokratischen, kapitalistischen Gesellschaften in erster Linie dem Erhalt des Systems dient, da Entscheidungen meist bereits gefallen sind, bevor sie den demokratischen Gremien zur Entscheidung vorgelegt werden (falsches >Bewußtsein, Manipulation). Verstöße gegen diese Spielregeln und subversive Aktionen finden hier Ansätze einer theoretischen Legitimation.
Engel: Wohnen im Himmel, beim lieben Gott. Dürfen zu >Weihnachten leckere Plätzchen backen. Kommen ab und zu auf die Erde und dann ins >Buero und wollen >Bump tanzen. Durften auch schon mal bei der >Fallen Angels Bump Society mitmachen. Siehe hierzu >Peter und der Konflikt.
Entrismus, der: revolutionäre Taktik. Eintritt von Einzelpersonen oder Kadergruppen in reformistische, kommunistische oder vorwärtsgerichtete Massenorganisationen mit dem Ziel, möglichst viele Mitglieder für die einzig wahre revolutionäre >Partei (oder auch Gruppe) herauszubrechen. Bei langjährigen Versuchen revolutionärer Kader in irgendwelchen Massenparteien spricht man gerne von “Integrationsentrismus”.
Erdbeeren, die: Wurden zu tausenden in >Big Bug's Bakery in Gips per Handarbeit gefertigt zwecks > „Reich und Berühmt!“ zu werden.
Erwähnung, die: kurze Nennung des Namens einer Person, um die Aufmerksamkeit auf diese zu lenken. In der jüngeren Geschichte des >angewandten Realismus handelt es sich fast ausschließlich um die E. von Volker >Halisch.
Esoterik, die (gr.): Wunderliche Geisteshaltung der sog. Esoteriker. Ruft Realitätsverlust, Auflegen von Steinen, Gesprächen mit Pflanzen oder Aufsuchen von Schamanen usw. hervor. In Kreisen des >angewandten Realismus wird E. häufig durch >Kunst oder >Alkohol ersetzt.
Essen, das: Ausstellung und diverse >Aktionen, >Kulturdepot LU – Kantine, 1997, mit funktionierendem Ofen. Petra >Ockel und >Mateo servieren bunt eingefärbte Speisen, Stefanie Buffy >Werner lädt ein zum Kaffeeklatsch, Sonja >Brünzels und Luther >Blisset führen in die wunderbare Welt der >Kommunikationguerilla ein, Su >Montoya und Tschogy >McWolf produzieren Unmengen Popkorn, Hötsch >Höhle wiederholt seinen legendären Vortrag über >„Alkohol in der russischen Literatur“.
Esthaler Konferenz: Im Juli 1985 trafen sich Mitglieder des >BfaR und Mitarbeiter des Zeitschriftenprojekts >Keine Experimente zu einer zweitägigen Arbeitstagung im pfälzischen Esthal. Das Seminar stand unter dem Titel “Marxismus-Surrealismus-Angewandter Realismus”, ein selbstgesteckter Anspruch, der nur in Teilen erfüllt werden konnte. Das Einführungsreferat hielt Jürgen >Hatzenbühler zum Thema: >“Trotzki/>Breton: Das Manifest für eine unabhängige Kunst. Ziel der Tagung war es, programmatische Eckpunkte des >angewandten Realismus zu umreißen. In einem, für Keine Experimente Nr.1 vorgesehenen Selbst-Interview, das die damaligen inhaltlichen Standpunkte des nicht-dadaistischen Flügels darstellt, heißt es u.a.: Performance-Aktionen? ...haben immer nur gelangweilt. Modeerscheinungen, sinnloser Zeitvertreib, nicht in der Lage, wirklich anzuregen... Künstlerische Provokation, Haß, Aggression? ...auf der Bühne nicht, nur wenn man Realität schafft. Du mußt Dir öffentlich ein Bein abhacken (weil ich die Lily so lieb hab, hack ich mir ein Bein ab). Und Witze machen... Angewandter Realismus? ...Art von Überlebenstraining, um die momentane Phase der generellen Bewußtseinskrise zu überwinden. Die Realität zur Bühne machen. Eintauchen. Gewisse Spiele mitspielen. Gleichzeitig intensive, wissenschaftliche Forschungsarbeit betreiben, mit dem Ziel, Symptome der Krise transparent zu machen, zu ordnen, auszuwerten... Übergeordnetes Ziel? ...Schaffung eines in jeder Hinsicht angstfreien Zustands... Absurdes Theater, >Dadaismus? ...Haben abgewirtschaftet, weil die Elemente der Realität, die für jedermann sichtbar vernunftswidrig und unmoralisch sind, ein so hohes Maß erreicht haben, daß sie nicht mehr absurd überhöht werden können... >Surrealismus? ...überholt. Seiner ursprünglichen Methode, des >Automatismus, kann man sich als >Krücke bedienen... >Marxismus? ...historischer und dialektischer Materialismus sind wesentliche Werkzeuge zur Rettung der Menschheit als Gattung. Weiße Flecken bei Psyche, Individuum, Moral, Demokratie... Zukunft des angewandten Realismus? ...Methode für eine Übergangsphase sowohl individueller als auch gesellschaftlicher Entwicklung. Keine Einschätzung zur Dauer der Phase. A.R. als Kunstrichtung ein uninteressantes Problem...
Evangelische Jugend Maudach, die: genauer gesagt: die Montagsjugendgruppe von 1977 bis 1985.
Existenzialismus, der: Philosophische Richtung der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, in der ziemlich viel von Beschränktheit, Zerrissenheit und Verantwortung die Rede ist. Modischer Ausdruck des E. waren Kurzhaarschnitt, schwarze Rollkragenpullover und filterlose Zigaretten. Nach der Lektüre der als schwarz-rote rororo-Taschenbücher erschienen Schriften möchte Mann/Frau in den Ruf ausbrechen: “Macht Euch locker, Jungs!”
Existenzialisten, die: Musikalische Formation Mitte der 90er Jahre, die von Beschränktheit der musikalischen Fähigkeiten, zerrissenen Textblättern und verantwortungslosem Spielen auf unschuldigen Instrumenten geprägt war. Modischer Ausdruck der E. sind schwarze Rollkragenpullover, filterlose Zigaretten und dunkle Sonnenbrillen. Bestandteil der Auftritte der E. sind oft die Lektüre der als rot-schwarze rororo- Taschenbücher erschienenen Schriften des >Existenzialismus. Es geht bei den E. recht locker zu, >Behrend, Sabine.
Expressionismus: Interdisziplinäre, revolutionäre Kunstrichtung der Jahrhundertwende. Der E. gilt allgemein als ausdrucksstark, womit gemeint sein dürfte, daß, im Gegensatz zum Impressionismus, das “innere” Leben des Künstlers nach außen gekehrt wird. Mögen auch manche Werke in Lyrik, Musik und Malerei aus dem Umfeld des >angewandten Realismus an den E. erinnern, sind die theorethisch-inhaltlichen Verbindungen zwischen beiden Richtungen doch ziemlich dürftig.
Exzess: Eine Reihe von Veranstaltungen mit dem Untertitel “Meet the lyrixs of yesterday”. In ihnen wurden Klassiker und vergessene Schätze der Literatur auf eigenwillige Weise vorgetragen.
Fabrik, die: Worms, Zornstraße 11a. Ein in den 70er Jahren entstandenes, beispielhaftes Wohnprojekt mit (durchschnittlich) 20-25 Bewohnern. Beherbergte esotherisch-schamanistische, müsli-alternative, revolutionäre, künstlerische, existenzialistische und andere Individuen. Zeitweiser Wohnort von über zwanzig Personen, die in diesem Lexikon Erwähnung finden. Ort einiger Aktionen des >angewandten Realismus. So z.B. Performance >Fleisch, Der >Papst in Ulan Bator, Interaktion > Gänsefleisch. Als Projekt nachahmenswert, wertvoll und unverwechselbar. Einzige relevante Sehenswürdigkeit der altehrwürdigen Stadt >Worms.
Fahne: 1. Streifen aus Stoff oder Papier, meist an einem Rundholz befestigt, in kleiner Ausführung auch >Winkelement genannt. Fahnen wollen geschwenkt werden, was ihnen oft einen heroisch-pathetischen Charakter verleiht. Das verordnete Schwenken der F. gilt als repressiv. Fahnen zeigen nur Farben (rotschwarz, blau-weiß-rot), Symbole (Baum, Hammer, Maschinengewehr) oder Buchstabenkombinationen (DGB, KPD/ML (RF), PKK) und sind nicht zu verwechseln mit agitatorischen Transparenten, welche an 2 oder mehr Rundhölzern befestigt sind. Die F. Der >PLLP zeigt ein rotes Schwein auf gelbem Grund. Darüber hinaus verfügt der angewandte Realismus über eine >Kamerun- und eine >Big Bug's Bakery-Fahne. In Zeiten des Mauerfalls gehörten zahlreiche Winkelemente zum Warenangebot des Bueros. 2. Übler Geruch nach unmäßigem Konsum von >Alkohol, >Tschense, Uwe.
Fallen Angels Bump Society: Tanzformation um den unumstrittenen Primoballerino Helmut >van der Buchholz seit 1992. Natürlich waren >Ballett und Ausdruckstanz ein wesentlicher Bestandteil dieser Truppe. Aber außer graziösen Bewegungen wußte die F.A.B.S. stets auch in den Bereichen Bühnenbild, Maske und Garderobe zu glänzen. In zahllosen, handgefertigten Verkleidungen schafften es Christine >Donneberg, Stefanie Buffy>Werner, Claudia>Spieß, Elke >Körner, Sabine >Hahn, zeitweise auch Simone >Georgi, Ute >Muskatewitz und Tanya Mead, das Publikum mit immer neuen Outfits zu überraschen. Begonnen hatte alles 1993, als vier dieser Aktivisten, von einem Auftritt in >Bremen kommend, sich in Zombie-Montur in einem Rheinauer Urwald ablichten ließen und kurz darauf (oder davor?) in der zweiten Ballettproduktion des angewandten Realismus mitwirkten: >Strawinski: Le Sacre du printemps. Und da die Truppe sich gleich am Anfang das schwierigste Ballettstück der Welt zur Aufgabe gemacht hatte, konnte nicht mehr viel schief gehen. Auch die nächsten Produktionen orientierten sich an russischen Komponisten: >“Kaufland” an Mussorgsky, >“Peter und der Konflikt” an Prokowjeff. Die Höhepunkte seines Schaffens hatte die Bump Society mit ihrer Ausstellung (BBK Mannheim, 1994) und dem Film >“Mein Leben ist ein Zombie” (1993-94, ca. 35 min. Regie: D. >Donneberg) Literatur: Fallen Angels Bump Society: Künstlerbuch zur Ausstellung, Mannheim 1994.
Familienelend, das: Teil des irdischen >Jammertals. Zunächst i.d.R. notgedrungener Zustand, in den das Kind geworfen wird, dann im Erwachsenenalter selbstgewähltes Schicksal, begründet durch die Hochzeit. Im Kindesalter sind die Merkmale des F. Erziehungsdruck, schwächstes Glied im Familienpsychogramm oder Einbläuen von Tischsitten, später dann Beziehungselend, luftabschneidende Enge und der abendliche Streit ums Fernsehprogramm. F. läßt sich durch Einnahme von >Alkohol sowohl lindern als auch hervorrufen.
Fantasie, die: Wohl denen, die darüber verfügen. Ansonsten wird die F. durch die Kopie ersetzt, was zu Effekten wie Starkult, Posen und >Peinlichkeit führt.
Fatalismus, eine Weltbetrachtung, die die Lebensfügungen in der Überzeugung hinnimmt, daß an ihnen weder Menschen- noch Götterwille etwas zu ändern vermag. Alles Geschehen erscheint als nur durch die Gewalt des unentrinnbaren Schicksals bestimmt. Der F. des >BfaR hingegen meint die völlige Ergebung in die Zufälligkeit von mehr oder weniger geplanten Veranstaltungsterminen.
Fax Art: Kunstgattung, welche noch in den Kinderschuhen steckt und diese wohl auch nie endgültig verlassen wird. Denn bevor das Faxgerät zur Standardausrüstung eines jeden Künstlerhaushaltes wird, werden die ersten wohl bereits e-mail und ISDN haben und ein klassisches Fax mit seinem seltsam glänzenden Papier als prähistorische Spielerei ansehen. Nichtsdestotrotz eröffnet das Buero 1000 Tage vor der >Jahrtausendwende eine Faxartausstellung zu eben diesem Thema...
Fechler, Ulli: Unser Mann bei der Presse.
Federn: gehören zu den wichtigsten Handwerkszeugen der Aktions- und ObjektkünstlerInnen.
Feinde der Wahrheit: Musikalische Formation von Helmut >van der Buchholz und Tobias >Koeck. Machen rotzigen und wirklichkeitsfremden Jagdhornpop, den sie selbst Bontempi Street Sound nennen.
Feldner, Gunther. Der Telefonmann. Postierte seine Bilder in der Ausstellung >Lebende Legenden, ganz seinem Beruf entsprechend, um den örtlichen Telefonapparat herum. Ansonsten ist der Hardcore-Gitarrero von einst heute Textildesigner und Disc-Jockey des zukunftsträchtigen Gammelgarden-Teams.
Film, der: virtuelle Realität, welche sich vor dem menschlichen Auge abspielt - entweder durch eine Lichtbildprojektion oder gleich als >angewandter Realismus (bes. unter Alkoholeinfluß), mit bewegten Figuren, wechselnden Landschaften usw. Jäh abgebrochen durch den Filmriß oder durch Bewußtseinsprozesse: "Ich sitze im falschen Film." Und so weiter... Der F. hatte seine Hochzeit als Ausdrucksform für nichtkommerzielle Kulturschaffende in den 50er, 60er und 70er Jahren, als die Entwicklung der Super 8-Technik ein kostengünstiges Produzieren zuließ. Ab Anfang der 80er Jahre wurde der F. zunehmend durch Video verdrängt. Dennoch kam es in der Geschichte des >Angewandten Realismus mehrfach zu Experimenten mit dem Medium Film oder zu Beteiligung einzelner an Filmprojekten. Dorothea Donneberg: >Mein Leben ist ein Zombie (1995), Helmut >van der Buchholz: Ovopokalo (1995) Daniel >Grieshaber: The alien beast from outer Milwaukee saves some lost junk food souls(1996) Claudia >Spieß/Tobias Koeck: Barbie Messer Bino (1997) >Mateo: >Kunstweltmeisterschaft (2007)u.a.
Fisch: 1. Als gesprochenes Wort im regionalen >Punk-Slang schillernd zwischen sinnlos und eklig gemeint (“alles Fisch, ey”, “Geh, weg, Du Fisch”), heute nur noch selten gebraucht. 2. Als bildnerisches Element dagegen eher positiv besetzt, in der Richtung christliche Mystik, >Archaik-Scheiß, schicke Pseudosymbolik. Das Buero hatte in Zeiten der >Big Bug's Bakery sowohl Styropor >Piranhas als auch Fischgräten-Ohrringe in seinem Warenprogramm. 3. Fisch, Susanne. Ewige Studentin aus Mannheim. Schon über zwanzig Semester; daneben Weinhändlerin, Kundenzählkraft, Umfrageanimateurin, Kosmetik-Beraterin, Kinofachkraft und in einigen weiteren Berufen zu Hause. 4. Irgendjemand wurde auch “Fisch” (oder war's Frosch? oder Fischkopp?) gerufen.
Fischer, Jörg: geb. 1955. Gelernter Holzbildhauer. In den frühen 80er Jahren Theaterplastiker in Karlsruhe. Stieß mit den >“Wilden Wormsern”, so der damalige Rheinpfalz-Reporter, zum >Buero. Versorgte bei der Performance >"Schweinefüße im Museum" (1986) die anwesende Lokalpresse im >Hackmuseum noch mit Informationsmaterial, bevor diese Ärger mit den anwesenden Polizeibeamten bekamen. Wie übrigens wir auch. Bei der Aktion >"Preparation for Stalingrad" gemeinsam trat F. gemeinsam mit Lutz >Hentzschel als Sänger des Klassikers "Cowgirl in the Sand" hervor. Seit Ende 1995 Mitbetreiber der Mannheimer Gaststätte >Blau. Freie Mitarbeit an diversen Projekten des angewandten Realismus. Pflegt heutzutage bisweilen einen Bartwuchs, der an die Schmerzgrenze gereicht.
Fischer, Joschka: Ja, genau der . Kennt das Buero wahrscheinlich gar nicht. Wurde jedoch drei Mal angeschrieben. Zwei Mal kam auch eine Antwort. Sich zu seinem Status als >lebende Legende zu äußern, ließ ihm sein Terminkalender keine Zeit. Eine Teilnahme an unserem antifaschistischen Museumscafe war ihm, da zu kurzfristig, nicht möglich. Und unsere Anfrage nach einem >Eierbecher von Joschka ließ er gänzlich unbeantwortet...
Fleisch : Performance des >BfaR 28.9.86, Worms (Fabrik). aus >Billy geheimen Aufzeichnungen (gekürzt): "szenekritische Aktion" (>hentzschel, hutter, >van der buchholz, martin >buchholz, elke >jetter, gernot >schott.) aufwendige aktion. In der Vorbereitungsphase Herstellung von Disney-Pappmache`- Köpfen von sehr guter Qualität. Vorlauf: Es wurde der Eindruck erweckt, als handle es sich um eine Blut- und Ekel-Performance im klassischen Stil. Die echte Planung erfolgte, typisch für Buero-Aktionen in dieser Phase streng konsperativ. Die Einladung erfolgte mittels bemalten, fleischähnlichen PU-Schaum-Brocken. Der Abend: Warmer Spätsommertag. Wiener Walzer. Getränke werden gereicht. Eine junge Frau bietet dem Müll entnommene Festschriften der Pfälzer Philharmonie als Programm-Hefte zum Kauf an (und hat damit Erfolg). Die Bühne (noch verhängt) Kommandozentrale eines Raumschiffs. Kommandosessel, Schaltpulte, Kabel, Knöpfe, bunte Birnen. Im Vordergrund die große,schwarze Zauberkiste. In den ersten Minuten schauerliches Industrial-Tape, dann Fanfaren, leise Musik. Ein Variete-Künstler betritt die Bühne, lädt ein dem sagenhaften Kistentrick beizuwohnen. Bereits vorher hat man/frau 2 typische VertreterInnen der Punk/Wave-Szene unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gebeten mitzuspielen. Der Zauberkünstler, verkörpert durch den genialen Martin Buchholz bittet die Opfer in die Kiste zu steigen und verschließt diese mit 2 kräftigen Vorhängeschlössern. Erkennungsmelodie der Raumpatroille Orion. Ein kleines Raumschiff schwebt über die Bühne. Bordbeleuchtung an. Willkommen auf der Enterprise. Eine Gestalt in Raumfahreranzug und mit fettem Disneykopf betritt die Kommandozentrale und entfernt die Verkleidung der Zauberkiste, die sich als massiv gearbeiteter Käfig entpuppt. Im Verlauf der nächsten Stunde versuchen die Mitglieder der Besatzung vergeblich Kontakt zu den bunt-haarigen Szene-Erdlingen aufzunehmen. Die Handlung wird mehrfach durch Werbeblöcke, angekündigt durch ein männliches Nummern-Girl, unterbrochen. "Färb dir mit >BornBlond das Haar und die Welt wird wunderbar". Aus irgendwelchen Gründen wird auch das herrliche Video "Auf der Pferdeweide" vorgeführt. Lärm, Hitze, >Brathähnchengeruch, tumulthafte Szenen auf der Bühne, wo bei schlechter Sicht die >Pappmache´- Köpfe aneinanderstoßen und ein Knecht mit der Maske Stan Laurels allergrößte Mühe hat einen sprechenden Strohballen unter Kontrolle zu halten. Die Aktion wird zum großen Publikumserfolg. Vollkommen unter geht dabei der inhaltsschwangere Text, ein Tape aus orginal Star-Treck-Sequenzen in tagelanger Kleinarbeit zusammengebastelt , in dem die Äußerlichkeit der Szene kritisiert wird. Van der Buchholz streitet der Aktion bis heute jeden Sinn ab."
Fotografie, die: Der F. widmete das >BfaR schon immer seine besondere Aufmerksamkeit, Einzelausstellung Volker >Czerner 1995. Große Beteiligung aber auch Beachtung fand die Ausstellungsreihe >Perlen am Rhein. Günther >Wilhelm, Marlis >Jonas, Tobi >Koeck, Volker Czerner.
Franz, Schenke: der Schenke-Franz (Werner F. Schenk) ist eines der letzten pfälzer Exemplare des klassenbewußten, kommunistischen Proletariers. Seit Jahrzehnten als Gipser und Musiker aktiv (unvergessen: Rouge Ordinaire), >Alkohol- und sonstigem Konsum nicht abgeneigt, ist er ein fester Fels in der Brandung des post-fordistischen >Neoliberalismus. Mittlerweile als Antiquar tätig fehlen seine Büchertische auf keiner Veranstaltung der Linken.
Freies Radio Rhein-Neckar: Ging 2000 erstmalig mit vollem Monatsprogramm on Air. Vorher nur temporäre Sendungen zu den Filmfestspielen, >Bermudafunk.
Freising, Judith: >TROGZ
Frenzel, Waldemar: Verstorbener, einheimischer Vertreter der deutschen >Sozialdemokratie und Gewerkschaftsfunktionär. Sohn des Max F, dem bekannten >trotzkistischen und kommunistischen Abgeordneten und Streikführers (20er Jahre). Vater von Doris Barnett (MdB/SPD). F. scheint lange Jahre ein übler sozialdemokratischer Dollbohrer gewesen zu sein., geriet in seinen letzten Lebensjahren als Querulant häufig in Widerspruch zu Oberbürgermeister und Parteiprominenz. Wurde, nicht zuletzt deshalb, von der >Pälzer Liste/Liste Palz unterstützt. Eine Kandidatur für die PLLP lehnte F. jedoch ab, >Querulanten.
Frühjahrswanderung,die: >Herbstwanderung, >Wandern, >Sport.
Fun (engl.), der: Spaß, Freude, >Gaga, Amusement, Singen, Tanzen, Lachen, Schreien, etc. Alles Fröhlicheläßt sich unter dem Begriff des F. zusammenfassen. F. wird auch als Begründung oder Rechtfertigung für künstlerische und politische Aktionen verwendet, dabei aber nicht von allen akzeptiert. 1969 lösten "the Stooges" mit der Hymne "No Fun" eine Gegenbewegung zum F. aus.
Fünfzig Jahre Weltkrieg II: Performance der Gruppe >Bøsch Mai 1989 in der >Music Hall (Lu-Oppau) anläßlich des >Keine Experimente-Festivals.
Fuß, Günther: Spezialist für Farbkopierer. F. war Anfang der 80er Jahre engagiertes Mitglied der >evangelischen Jugend Maudach, wandte sich dann längere Zeit dem Umfeld der Aktionsanalytischen Organisation zu und ist heute unter dem Pseudonym "Yawl" ein erfolgreicher DJ in Berlin.
Fußball: Anfangs verpönt, weil in unmittelbarem Zusammenhang mit dummem Rechtsextremismus stehend, >Sport.
Gabba Gabba Hey, der, die, das (amerik.): Musikalische Formation um Hötsch >Höhle und Helmut >van der Buchholz mit wechselnden Besetzungen. Spielen sozialistischen Jazz mit durchgehendem Groove. Setzten erstmals nach den Doors das >Basspedal wieder in der U-Musik als eigenständiges Instrument ein. Aufgabe der Gruppe war es weniger, Musik zu produzieren, als vielmehr den beiden Köpfen der Gruppe Stoff für Ihre Artikel in diversen Magazinen zu liefern. So liegt auch die die Zahl der Artikel über die Gruppe weit über der tatsächlichen Anzahl der Konzerte der Gruppe.
Gaga: Allroundbezeichnung des >angewandten Realismus für alles abwegige, halt- und willenlose im Zusammenhang von Handlungen und den dazugehörigen Personen. Abwertend als Kritik gemeint, wenn eine Aktion nicht durchdacht war oder eine Person nicht oder kaum zu durchdachten Aktionen fähig zu sein scheint. Positiv besetzt als Begründung für >Aktionen, deren Hauptzweck im Fun und an der Freude an Widersprüchlichkeit und Sinnlosem besteht.
Gäse in där Gunsd där 90er Jahre: Zugegeben, ein wirklich blöder Titel für eine Kunstausstellung. Aber er mußte sein.
Gedenkstein: Zum 11jährigen Bestehen des >BfaR 1995 verankerten AktivistInnen eine durch Spezialglas geschützte Inschrift auf dem Ludwigshafener Hans Glühwein -Platz. Die fachgerechte Verwendung von Beton und Stahlarmierung sorgten dafür, daß der Gedenkstein auch heute, als einzige Sehenswürdigkeit des >Glühwein-Platzes zu besichtigen ist.
Gefangen im eigenen Land : Durchhalteperformance von Lutz >Hentzschel während der Ausstellung >"Lebende Legenden", Mannheim 1986.
Geier, Christian: Der geistige Vater der Veranstaltungsreihe >“Niveau unter Null”. In einem Artikel der >Rheinpfalz, der sich mit der Ausstellung >“Support your local hero” (Ludwigshafen 1993) befasst, verwendet er eben diesen Ausdruck. Dafür sind wir ihm dankbar. Noch im selben Jahr startete Niveau unter Null mit großem Erfolg.
Gelüst, das: sich plötzlich in jemandem regendes Verlangen nach bestimmten sinnlichen, besonders leiblichen Genüssen.
Georgi, Simone: *ca 1970, war seit Mitte der achtziger Jahre Besucherin von Veranstaltungen des >angewandten Realismus. 1992 aurde sie als Laufstegmodel für > Accessories to the crime zur Aktivistin rekrutiert und war fortan an Auftritten der >Fallen Angels Bump Society beteiligt. G. zog sich Mitte der 90er Jahre aus dem kulturellen Schaffen zurück.
Gesammelte Vorurteile: Das Buero hat nur >Gaga im Sinn. Willy ist dick. (Zitate S.B.>Werner)
Gier: “Die Gier, das ist das Tier in Dir” (Hermann Hesse)
Gift und Galle: Allumfassende Hymne aus Punkrockertagen. Auch heute immer noch gerne gehört. Text von Nicola Ercevic, die Musik aus der Feder von Gunter >Feldner.
Gilles, Peter: Performance-Künstler. Gastierte im Jahr 1985 mit einer Blutabzapf- und Knocheneinfärb-Aktion im >Wilhelm-Hack-Museum und erregte dort öffentliches Ärgernis, >Archaik-Scheiß. Den Perversen >Weihnachtsmännern und dem >Buero für angewandten Realismus gelang es durch geschickte Pressekampagnen, ihr Anliegen mit der Gilles-Aktion aufs engste und untrennbarste zu verknüpfen und so beides zu Bestandteilen der unvergessenen >Ludwigshafener “Stadtratskulturdebatte” werden zu lassen.
Gimmick: Jährlich zum Jahresende gibt das >BfaR einen G. heraus, meist in hunderter Auflage, mit der Bitte diesen ver-, be-, umgearbeitet zurückzugeben. >Niveau unter Null, >Pater Rupert Mayer. Seit 1995 wurden folgende G. verteilt: Gipsbüste, Notizblock, Teddy, Spielzeugsoldaten, Nudelsuppe, Tragetasche, Holzpflock, Kunststoffrohr, Päckchen Zündhölzer, Badehose, Hirschfamilie, Kaffeesack, Langspielplatte, Pizzakarton, Gartenzwerg, Hansewappen aus Zinn und 2011 gelbe Plastikkacheln.
Ginsberg, Allen (1926-1997): Amerikanischer Lyriker. Zählt zusammen mit Jack Kerouac zu den Hauptvertretern der Beat Generation. G. erschien eines Tages auf einer öffentlichen Lyrik-Lesung, erstieg das Podium und schrie dem Publikum sein epochales Gedicht "howl" entgegen.Die Anwesenden waren entsetzt und die Beatniks geboren. Reporter der südwestdeutschen Zeitung "Die >Rheinpfalz" ordneten G. fälschlich der Musikformation "the fugs" zu. Anstatt mit >Drogen hantierte G. lieber mit künstlerischen Visionen und bösen Gesellschaftskritiken. Werke von G.werden neben solchen von >Borroughs, >Kupferberg, >Mao und >Brecht von >Gabba Gabba Hey vertont.
Glühwein, Hans: Künstler- oder Rufname für einen ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Ludwigshafen. Nach seinem Ableben wurde ihm zu Ehren der Hans >Glühwein-Platz errichtet, welcher zu mancherlei kulturellen Anlässen herhalten muß, >Gedenkstein.
Glühwein-Abend: Traditionelles Treffen der Mitarbeiter und Freunde der >AIG und des >Angewandten Realismus am 24. Dezember zur Mittagszeit. Hat nichts mit >Glühwein, Hans, >Glühwein-Platz oder gar >Glühwein-Punks zu tun, >Weihnachtstreffen.
Glühwein-Platz: Öffentliches Areal im Herzen der Ludwigshafener City, benannt nach Hans Glühwein, >Gedenkstein.
Glühwein-Punks, die: benannt nach dem von ihnen in der Vergangenheit als Lagerstätte genutzten Hans Glühwein-Platz. Die G.P.s haben sich über die Region hinaus als soziales Problem einen Namen gemacht.
Goddelau-Erfelden, Doppelort an der Bahnlinie zwischen Mannheim und Frankfurt im hessischen Ried. Auf der Rückfahrt eines maoDadaistischen Reisekaders (> MaoDadaismus) von einer Mission in >Kassel wurde ein längerer Zwangsaufenthalt des Zuges auf dem Bahnhof von G-E zur maoDadaistischen Agitation der Reisenden und des Personals der Bundesbahn genutzt. Dieses bemerkenswerte Ereignis ist auch in der Literatur belegt: „MaoDada“, Ventil Verlag, ISBN 930559-35-8. Stadt in Hessen. Auf Grund verkehrstechnischer Probleme verbrachten im Sommer 1997 einige AktivistInnen der Maodadaistischen Organisation mehrere Stunden auf dem Bahnhof dieser Stadt. Es entstand die "Hymne auf Goddelau-Ehrfelden".
Götterspeise: Ein Performance-Künstler, welcher sich ernsthaft mit seinem Medium auseinandersetzt, kommt über kurz oder lang nicht an diesem Material vorbei.
Gräf, Dieter M.: Der >Gummibär. Wahrscheinlich der einzige Mitstreiter, der es auf kulturellem Wege (bis jetzt) zu etwas gebracht hat. Seine Arbeit für das >Buero begann er als Berichterstatter für die >Rheinpfalz und das Magazin Ketchup, an das sich mittlerweile niemand mehr so recht erinnern will >Nase, die; >Blümel, Silke.
Graffity, das: Kunstgattung ab ca. 1970, die den als Vorwurf gemeinten Sinnspruch „Narrenhände beschmieren Tisch und Wände“ zum Prinzip künstlerischen Schaffens erhob. Mittels Spraylack werden beim G. Flächen im öffentlichen Raum umgestaltet, in der Regel ohne Genehmigung. Man unterscheidet beim G. die Techniken des Free Style, bei dem keine Hilfsmittel verwendet werden und den >Pochoir-Syle, wo mit Schablonen gearbeitet wird. Bereits in der Vorgeschichte des >angewandten Realismus verwendeten die späteren AktivistInnen (>evangelische Jugend Maudach, >Gruppe internationale Marxisten) die Technik des G., von denen einige Werke bis heute erhalten sind. Seit 1987 wurde die legale Variante des G. auf T-Shirts, Plakaten, Fliesen u.a. zu agitatorischen und kommerziellen Zwecken angewendet.
Grieshaber, Daniel Karel. 14.11.68, Baden bei Wien. Der Moderator schlechthin. Keiner kann das ”Super-Interpretation!” mit Betonung auf dem U so gut wie er. Quizmaster, Musiker ("Anorak"). Mitarbeit im >BfaR seit 1995. Frontmann. Mitarbeit beim >"Freien Radio Rhein-Neckar (Bermuda-Funk). Vielfältige Kontakte nach Weinheim (Baden) und in die USA: alljährliche Besuche des Elvis Presley Memorial in Graceland.
Grillhühnchen: Zentraler Bestandteil fast aller Aktionen des >Buero für angewandten Realismus von 1984-1989 war die Zubereitung eines G. als Kulthandlung. Ausnehmen, Waschen, Würzen und Tranchieren des G. erinnerten dabei an eine >Ekelperformance mit gynäkologischem Touch. Das Braten des G. sollte die Aktionen des Buero auch auf der Ebene des Geruchssinns unverwechselbar machen. Um sich greifender Vegetarismus, Massentierhaltung und vor allem der Wegzug von Lutz >Hentzschel, der meist für die Beschaffung und Reinigung des Elektrogrills verantwortlich war, machten dieser schönen Tradition nach der >Gummibär-Performance (Mannheim 1988) ein allmähliches Ende. Das (bis
lang) letzte G. brutzelte im Rahmen der Installation >So wie jedes Jahr (Ludwigshafen 1992).
Grimm, Holger Crazy. >Sauerbruch 26. Intellektueller Vordenker der Sauerbruch-Sekte wollte er eigentlich nicht sein. Doch sein knappes, aber gepflegt aussehendes Haupthaar läßt zumindest den Verdacht zu. Ab und an wird er dann auch bei der Lektüre französischer Philosophen ertappt. Da hilft es wenig, wenn er behauptet, so etwas nicht zu verstehen.
Gruft: Seit 1993 Veranstaltungsort im Untergeschoss der >Kaiser-Wilhelm-Straße 62 für Fragwürdigkeiten verschiedener Art. Auch Gruftkurort für schimmel- und porenresistente Trinker, >Bela Lugosi's Dead.
Grünen, die: ach ja, was soll der Geiz: Früher waren die Grünen einmal der Hoffnungsträger für viele, sowohl was die Entwicklung der politischen Lage, als auch das Verständnis von “selbst politisch aktiv sein” betrifft. Das galt leider auch für viel WichtigtuerInnen, KarrieristInnen und LangweilerInnen. Naja. Das wars dann.
Gruppe Internationale Marxisten: Die deutsche Sektion der 4. Internationale. >Trotzkistische Organisation aus der >Vorgeschichte des >angewandten Realismus, die durch Störung des Weltmeisterschafts-Fußballspiel Australien gegen Chile (Berlin1974) sowie mehrere schlechte Fernsehspots zur Bundestagswahl 1976 für Aufsehen sorgte. Schon die Wahl ihres exotischen Namens nahm der Gruppe alle Wachstumschancen. Schloß sich Mitte der 80er Jahre mit der ex-maoistischen KPD (ehemals KPD/ML) zur VSP zusammen. Ehemalige Aktivisten schwärmen auch heute noch von GIM-Zeiten. Mitglieder oder Sympathisanten der GIM sowie ihrer Vorläufer-, Nachfolge-, Jugend- und Umfeldorganisatoren (Rote Maulwürfe, RKJ) waren u.a. Uwe >Tschense, Günther >Rohrbacher-List, Annette >Pina, Walter >Walzel, Pedro >Kreye, Winfried >Wolf, Thomas >Hutter, Bernhard >Dönig, Schenke >Franz.
Guevara, Ernesto “Che”: (14.6.1928- 9.10.1967.) Argentinischer Revolutionär, zusammen mit Fidel Castro Commandante der Cubanischen Revolution, zeitweise cubanischer Industrieminister. Nach kurzem Aufenthalt in Afrika versuchte G. in Bolivien, eine Guerilla aufzubauen, wird gefangen genommen und ermordet. In der Linken gilt G. als “tragischer Held”, “schöner Märtyrer” und “moralisch absolut integer”. Droht etwas ikonisiert zu werden. Muß bereits als Werbefigur für Schallplatten und Musikgruppen herhalten. G. wird immer schwarz auf rotem Grund dargestellt. Werke: Bolivianisches Tagebuch, München 1973
Gummibär: Bislang die Aktion mit dem höchsten Zuschuss durch öffentliche Geldgeber
Häcksler, der: Maschine zur Zerkleinerung von groben Pflanzenteilen. Landwirtschaftliches Gerät Ein Tatort-Krimi mit der Ludwigshafener Kommissarin Lena Odenthal trug den unappetitlichen Titel "Tod im Häcksler". Seine Darstellung der pfälzer Urbevölkerung als tumbe Bauerntölpel führte zu Protesten und verschaffte ihm Kultstatus.
Hahn, Sabine: ehemals Sympathisantin des >Bueros und Filmzombie, dann als die Nummer 10 fast Spitzenkandidatin der >PLLP, heutzutage als Hausbesetzerin in aller Welt unterwegs.
Halisch, Volker: gelernter Hilfsschreiner, geübter Schachspieler und passionierter Aushilfskneipier. Auf Grund hoher Sympathiewerte findet Halisch bei Aktionen des >BfaR immer wieder Erwähnung. Betreibt heute den Bio-Laden >Schwarzwurzel in LU.
Hand, die: Unterscheidung zwischen Hand, rechte und Hand, linke. Dient zum Machen, es sei denn, man hat zwei linke Hände. Letzteres wirkt sich wiederum positiv für Linkshänder aus.
Hanf, der: Ist heutzutage für alles Mögliche wichtig, nicht nur zum Rauchen. Wußten Sie, verehrte Leserschaft, eigentlich, daß Fasern aus Bananenblättern auch Manilahanf genannt werden? (die absurde Banane, 1984...)
Happening: künstlerische und politische Methode, meist ein auf eine unvorbereitete Öffentlichkeit gerichtetes “Ereignis”, welches mit Mitteln der Provokation und der Satire versucht, das Publikum aufzurütteln. Der Wahlkampf der >PLLP (Ludwigshafen 1994) wies größtenteils Happening-Charakter auf. Die Trennung in Politisches und künstlerisches H. ist nach 1968 nicht mehr notwendig.
Harakiri-Performance: Ein Veranstaltungsprojekt, das zwar als glänzende Idee hochgelobt wird, in der Praxis jedoch bislang wegen Mangel an freiwilligen Akteuren nicht zustande kam: Rechts- und linksseitig des Eingangstores der BASF werden, zum Beginn der Frühschicht, zwei Himmelbetten mit darin süß schlummernden Akteuren aufgebaut. Zwischen beiden Betten soll alsdann ein gut lesbares Spruchband montiert werden, auf welchem zu lesen sei: „Arbeit? Haben wir nicht nötig“. Durchführung der Performance bis zu deren gewaltsamen Beendigung. >Aktionen die noch nicht begangen wurden.
Hartmann, Michaela: Die Aussenstelle Berlin. Näherte sich über die Grupp >Sauerbruch dem angewandten Realismus und begann die aktive Mitarbeit 1992 als albanischer Zuhälter in dem Tanztheater Oh my sweet Rachmaninow.
Hasenstein, Variante: Ausdruck unbekannten Ursprungs; möglicherweise von Herbert Kenzel erfunden. Die Variante H. bezeichnet einen geschickten Zug im Schachspiel, der dem Spiel eine entscheidende Wende geben kann. Der Ausdruck wurde oft auch sinngemäß in andere Lebensbereiche übertragen. Dort oft ironisch benutzt.
Hatzenbühler, Jürgen: gen. “Hatschi”, Photograph, bildender Künstler. Leistete dem >angewandten Realismus in dessen Anfangsjahren wertvolle Hilfestellungen. Aktive Teilnahme an den Aktionen >“Kuchen für den Kanzler”, >“Identitätsverlust”, >“Internationaler Förderkreis Helmut >Kohl”, “Nicht mehr fliehen können ist auch ein Ausweg” und >“Keine Experimente”. Bemühte sich stets, am Rand des angewandten Realismus zu bleiben und verließ denselben sonntagnachmittags gegen 17 Uhr mit den Worten: “Also, dann bis morgen!”
Hauptbahnhof: Um den gigantischen Ludwigshafener H., in dem kaum ein Zug hält, ranken sich viele lokale Histörchen. Im Jahr 1993 war der H. Gegenstand einer Unterschriftenkampagne zu Umbenennung desselben in “Oberbürgermeister Dr. Werner >Ludwig - Bahnhof”. Am 11. April 1994 war er Mittlpunkt einer verkehrspolitischen Veranstaltung mit dem Titel “Geschichte, Realität, Visionen”, präsentiert durch die >PLLP in den Räumen des >angewandten Realismus. Am 8. 9. 1996 schließlich wartete eine Empfangsdelegation des Bueros vergeblich am H. auf das Eintreffen des Bundestagsabgeordneten Winfried >Wolf, der dann doch in Mannheim ausgestiegen war, und alsdann mit einem Taxi die Suche nach seinem Vortragsort aufnahm.
Heart Gallery: gegründet 1993 von Hajoe >Mo. Mannheimer Galerie, die sich nicht scheut, mit dem >Buero gemeinsame Sachen zu machen.
Heck, Ursula: Ehefrau von Heck, Wendelin.
Heck, Wendelin: Feuchtfröhlicher Sangesfreund und Bäckermeister. Versorgte als Cafetier des >Haus der Jugend für lange Jahre den >Ludwigshafener Underground. Hat inzwischen abgebaut. Schad drum.
Hefner, Eleonore. Unsere Frau bei der Stadt. Jedenfalls für einige, eigentlich zu kurze Zeit. Hat uns einigermaßen verstanden und uns nach Kräften gefördert. Hat ihr vermutlich Ärger eingebracht. Hat dann ein süßes Söhnlein auf die Welt gebracht und die Stadtverwaltung ist noch mehr mit dem Verwalten beschäftigt. Schade.
Heidi: Enkelin des Alm-Öhi und gute Freundin des Geisen-Peter, stieg 420 Stufen eines Turmes hinauf, um die Berge zu sehen.
Heinz, Sabina Lizzy. Ein Glanzlicht aus den frühen Zeiten des Bueros. Das Mädchen mit den 3 Vornamen.
Heiterkeit und Totentanz: 1) frühes, nicht realisiertes Ausstellungsprojekt des >BfaR (1985). Parallel zur “Apokalypse-Ausstellung” im >Wilhelm-Hack-Museum sollten Dokumente, Bilder, Kultgegenstände der Szene gezeigt werden. Konzeption als, in einzelne Kammern aufgeteiltes Panoptikum: U.a sollten reale Wohn- und Schlafzimmer komplett aufgebaut werden. 2) Titel eines Musik-Videos der GIVIC-Products (1987) über Festival zur Unterstützung der AJZ-Bewegung in Ludwigshafen.
Hektoliteratur: Es war irgend so ein Abend im Herbst 1988. Zwei Kulturschaffende, die sich beim Musik machen kennengelernt haben und auch bereits einige gemeinsame Ausstellungen und Performances hinter sich haben, sitzen beim gemeinsamen Bier im >Contra. Im >Ludwigshafener Contra wohlgemerkt, denn das Mannheimer >Contra N gab es damals noch nicht. Und daß das Ludwigshafener Contra inzwischen einen so indiskutablen Namen wie “Cool Tour” sein Eigen nannte, soll uns hier nicht weiter interessieren. Kurz, Michael >Volkmer und Helmut >van der Buchholz saßen im alten, Ludwigshafener Contra und tranken ein Bier, welches Ihnen der stets gutgelaunte Uwe >Tschense gezapft hatte. Man unterhielt sich über dies und das, schwelgte in alten Erinnerungen und der Abend wäre keinem der drei so richtig in Erinnerung geblieben, wenn nicht - ja wenn nicht das Gespräch auf das Thema Lyrik gekommen wäre. Denn einerseits stellten sowohl Michael Volkmer als auch Helmut van der Buchholz fest, daß es wohl in der ganzen Palette kultureller Disziplinen kaum eine gäbe, die noch mehr “out” war, als es die Lyrik gegen Ende der 80er Jahre war. Lyrik klang damals noch viel zu sehr nach “Neue Deutsche >Betroffenheit”, nach Müslischeiße und Langeweile, als daß man sich ernsthaft mit ihr beschäftigen sollte. Andererseits lag darin auch ein besonderer Reiz. Warum sollte man nicht etwas tun, was alle anderen eben nicht tun. Das macht jemanden zumindest interessant. Und außerdem - und da stimmte auch Uwe Tschense, der gutgelaunte Gastwirt zu, - warum sollte man sich mit Lyrik unbedingt “ernsthaft” beschäftigen? Gesagt, getan. Die Hektoliteratur war geboren. Zwei neue Projekte gingen in die Startblöcke und sollten noch im Dezember des gleichen Jahres lospreschen: Zum einen die Idee, in den Schreibtischschubladen der Freunde zu kramen, unerkannte Talente entdecken und andere zu ermutigen, selbst etwas zu tun. Man einigte sich auf die Herausgabe eines Lyrikmagazins mit dem Titel >“lyrixs of tomorrow”. Zum anderen die noch gewagtere Vorstellung, daß die Damen und Herren AutorInnen ihre Werke selbst einem Publikum vorstellen. Betrunkene Punkrocker lauschen andächtig den zarten Weisen sensibler Autoren. Au weia. Ein paar weitere Bier stand das Konzept. Da beide in der Trashband >“Lønd Lørd's Ønd” spielten, sollte der Sänger der Band, Michael “Hørmy” >Herrmann, den ersten Band der Reihe gestalten. Jeder Band sollte zum Preis von 50 Pfennig erhältlich sein. Erscheinen sollte es alle 2 Wochen. Als Honorar würden den AutorInnen wahlweise 10 Freiexemplare oder ein Sechserpack Bier winken. Und am 13.12.1988 sollte Premiere sein. Für die Hefte genauso wie für die Liveprogramme. Und der Herausgeber sollte der >Øndverlag sein, der hiermit geboren war. Der erste Abend übertraf dann die kühnsten Erwartungen. Im Vorfeld fragten zwar noch einige nach, ob ein Lyrik-Abend tatsächlich unser Ernst sei; andere erkundigten sich halb-spöttisch, wer denn dieser “Hektoliter-Artur” sei und was er denn außer Saufen sonst noch so mache. Aber zur Premiere war dann das Buero, damals noch in der Welserstraße, randvoll, zumindest noch voller als die Autoren des Abends. Und das geschätzte Publikum erfreute sich dann der Abwechslung zu den ständigen Hardcore-Konzerten oder reinen Smalltalk-Parties. Das Heft wurde erfreut aufgenommen und innerhalb von 10 Tagen war es ausverkauft. Um auf möglichst schnelle Art und Weise Kultstatus zu erlangen, beschlossen die Herausgeber, daß kein Heft eine zweite Auflage erhalten sollte und kein Autor unter eigenem Namen ein zweites Mal in die Reihe kommt.
Hellvis: Musikalische Formation, die 1989 mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, den Elvis-Presley-Imitations-Wettbewerb aufzulockern oder aufzumischen. Tschogy >McWolf (keyb), O.W. >Himmel (dr), Stefan >Knopp (git), Achim ?? (b) und Helmut >van der Buchholz (voc) nahmen in kurzer Zeit 2 außerordentliche Versionen von “devil in diguise” und “return to sender” auf und bewarben sich beim Veranstalter, dem Haus der Jugend Ludwigshafen. Dessen Leiter, Fred Winter, erkannte zwar das Vorhaben, den King of Rock'n'Roll zu demontieren, hörte jedoch nach schlaflosen Nächten auf sein Sozialarbeiterherz und machte gute Mine zum lustigen Spiel.
Hemmungslosigkeit, die: ohne Zwänge leidenschaftlich, zügellos sein, hemmungslos schreien und fluchen. Meist am Rande der >Peinlichkeit, mitunter Grundzug der öffentlichen Auftritt von Helmut >van der Buchholz.
Hemshof-Friedel: 29.12.1914-
17.10.1978 Ludwigshafener Original, trat mit derbem Liedgut auf Festivitäten aller Art auf. Soll in ihrer Wohnung ein Schwein gehalten haben. Verstarb vor der Gründung des >Bueros, weshalb eine Zusammenarbeit nicht zustande kommen konnte. H.s bekanntester Hit "Hemshof-Boogie" mit der Textzeile:" de Vadder is malad, die Mudder is malad, die Kinner mache Klimmzieg an de Brodschublad".
Hemshof-Power: Wer in Ludwigshafens schönstem Stadtteil aufgewachsen ist, weiß so manch gruselig Ding zu erzählen.
Henrich, Herr: Der Mann mit dem Schlüsselbund. Der Herr der Schlüssel und Meister über den Frost. Kein Wetter ist kalt genug, als daß er etwas über sein Polo-Shirt ziehen würde.
Hentzschel, Lutz Florian. geb. 1963. Die erste Aussenstelle des >Bueros. Zur Zeit, als sich 10 vermummte Gestalten im >Hackmuseum zwischen Polizeibeamten und Schweineknochen auf dem Boden wälzten, erreichte das Museum ein Telegramm, das mit >BfaR Frankfurt unterschrieben war und alle zu der Aktion begrüßt hat. Wechselte seinen Standort mehrfach. Derzeit leitet er die Sektion des Bueros im Raum Kassel.
Herbstwanderung, die: Gruppendynamische Veranstaltung des Bueros, die zu einer bestimmten Jahreszeit (Herbst) in einer bestimmten Gegend (Pfalz) stattfindet. Es handelt sich dabei um eine überaus lehrreiche Angelegenheit, die durch eine hervorragende Wanderleitung perfekt organisiert wird. >Frühjahrswanderung, >Wandern.
Herman d' German: Rockmusiker von großem körperlichen Format. Sänger und Gitarrist der Smoking Subskins. Wurde in der >Mao-Nacht im >Blau (Mannheim 1997) erstmals im Umfeld des >angewandten Realismus gesichtet und gilt seitdem als großer Freund des >Mao-Dadaismus.
Herrmann, Hermine und Albert: Mannheimer Ehepaar, verstorben. Rohkostler und der Freikörperkultur verbunden. Unterstützten das >Buero durch das Hinterlassen eines reichhaltigen Photo-Archivs.
Herrmann, Matthias: >Mateo
Herrmann, Michael. Der Frontmann der legendären >Lønd Lørd's Ønd. Ein Schreihals erster Güte, der sich auch die einfachsten Texte nie merken konnte. Als fester Bestandteil der Gruppe >Sauerbruch um H.C. >Grimm ein Freund der exzessiven Lebensweise. Sein Talent für spektakuläre Auftritte hat er mittlerweile eingebüßt. Seinen Lebensstil noch nicht.
Hetterich, Julius: In den 80er Jahren Vorsitzender der CDU-Stadtrats-Fraktion in Ludwigshafen. Nach den Aktionen der Perversen >Weihnachtsmänner und der Aktion >"Schweinefüße im Hackmuseum" sprach sich Hetterich in der legendären Kultur-Debatte im Ludwigshafener Stadtrat 1986 gegen alle Formen der "eruptiven Kunst" aus. Auf Wahlplakaten seiner Partei wurde er meist mit einem Telephon in der Hand abgebildet, der Volksmund kommentierte diese Geste mit den Worten "der kann telephonieren". Nicht zuletzt deswegen fiel Hetterich bei seinen Gesinnungsgenossen in Ungnade. Trotzdem verlor er seinen Humor nicht und lehnte in einem Pressegespräch das Angebot auf einen vorderen Listenplatz der >Pfälzer Liste/Liste Pfalz in der Wahlschlacht 1994 mit den Worten ab:"Do muß ich awwer lache".
Himmel, Markus: bürgerlicher Name von O.W. >Himmel
Himmel, O.W. * 1966, bürgerl. Markus Himmel, Künstler und Musiker, aktiver Mitarbeiter des >angewandten Realismus 1987 bis ca. 1993, seither sporadische, aber regelmäßige Teilnehme an Aktionen. Musiker bei The Gutmanns, >Electric Monks, >Hellvis u.a. Seit 1989 Schlagwerker des >Original Napalm Duo. Erste Beteiligung an Aktionen 1986 anläßlich der Ausstellungen >Lebende Legenden und >Trans Pluto Environment. 1988 Gründung der >Big Bug’s Bakery 1989 Regie der Performance >Big Bug. 1991 Eingene Ausstellung >Reality is a Sandwich I didn’t order. Anfang der 90er Jahre freiwillige Emigration in das >Saarland zwecks Kunststudium, dort Gründung des Künstlergespanns >„Krenkel & Himmel. H. ist bei internen Debatten der geistige Widerpart von Billy >Hutter und verteidigt vehement das kommerzielle Gewinnstreben durch das Produzieren von Kunst als Ware.
Himmelfahrtskommando, das: im allgemeinen ein Unterfangen beliebiger Art, welches allen vorherigen Einschätzungen nach nicht gut gehen kann. Häufig ist jedoch gerade dieses Scheitern der tiefere Sinn eines H.; siehe auch >Harakiri-Perfpormance
Himmelsberger, Rüdiger: Erster Vorsitzender des >APPD-Landesverbandes Baden-Württemberg, der 1977 noch Babyspeck hatte (obwohl 7 Jahre alt). Fuhr seinerzeit - nach eigenem Bekunden im >'Bildungstempel Nr. 1/1998' in der Nähe von Crailsheim im Sommer Kettcar und im Winter Schlittschuhe, >Hygiene.
Ho Ho Ho Chi Minh: Antiimperialistische Parole der Studentenbewegung, erinnert an Ho Chi Minh (1890 - 1969), den langjährigen Generalsekretär der vietnamesischen KP und Symbolfigur des vietnamesischen Befreiungskampfes.
Hochzeit, die: 1)ursprüngl. die Vermählung des Hochzeiters mit der Hochzeiterin. Initiationsritual des >Familienelend. 2)volkstüml. Synonym für "alles machen wollen", auf allen Hochzeiten tanzen. 3) im Umfeld des >angewandten Realismus mehrfach gebrauchter Baustein in Performance und Film, um die bürgerliche Gesellschaft zu kritisieren. s. >Mein Leben ist ein Zombie, >Chash from Chaos
Hoffmann, Arianne: Prima Ballerina aus Frankenthal, jetzt in Berlin ansässig. Unterstützte den >a.R. durch hauptsächlich choreographische Mitarbeit bei folgenden Projekten >Mein Leben ist ein Zombie, >Cash from Chaos, Uschi in diversen >Quizshows
Hoffnung, die: ein Prinzip, welches auf allen Wegen weiterhilft; s.a. >Jammertal, irdisches.
Höhle, Hötsch: (geb.9.2.68 Stuttgart) Germanist. Maler, (Neo-Pop-Art) Dichter und Musiker >"Gabba Gabba Hey". Der ehemalige Redakteur der Zeitschrift >"Niveau" schloß sich 1997 dem >BfaR an und rechnet sich dem dadaistischen Flügel zu. Wie alle Mitglieder dieser Fraktion ist er Export-Trinker.
Höhn, Stefan: >Weizenbiertrinker
Holeczek, Dr. Bernhard. eehemaliger Leiter des Wilhelm >Hack- Museums. Gutmensch. Intervenierte bei den Ordnungskräften nach der Verhaftung von AktivistInnen der Aktion >"Schweinefüße im Hackmuseum." Hatte einiges für lustige Konzeptkunst übrig und verstarb, sagen wir ruhig leider an Lungenkrebs.
Hook, Peter: jüngster Sproß der bekannten Schreiner - Familie Hook aus Altrip. Lokaler Exponent der frühen Punk-Szene (u.a. Ledas Schwäne, Anal Anna) . Mitte der 80er Jahre einige, teilweise auch unfreiwillige Auftritte bei Aktionen des >BfaR. Lebt heute als Schreiner in Seattle. ("Pedder ich hab dich doch lieb.")
Horror, der: Durch bestimmte Bücher (z.B. von Clive Barker), Filme (z.B. von Sam Raimi), Erlebnisse (z. B. böswillige Alpträume), Mitmenschen (z.B. ...), etc. hervorgerufener Gemütszustand aus Ekel, Abscheu, Angst, Widerwillen usw. H. geht aber immer vorüber. Keine Angst. Alles wird gut.
Hühnchen, Gips-: handgegossene Kleinplastiken aus Gips, welche ein >Grillhühnchen darstellen und diesem auch täuschend ähnlich sehen. Zu unterscheiden sind, aus Sicht des >angewandten Realismus, die Varianten “roh”, “farblos” und “gegrillt”. Erstere waren tragender Bestandteil der >Performance Politik im Jahre 1985, zweite wurden im Rahnen eines gipstechnischen >Workshops gefertigt, den Thomas Billy >Hutter im Forum der Jugend Mannheim durchführte. Letztere waren Bestandteil einer Installation von selbigem Thomas Billy Hutter, die in der Ausstellung >Der Papst in Ulan Bator zu besichtigen war. Einige Restexemplare der Version “gegrillt” sind noch heute im Handel erhältlich.
Hühnchen, Grill-: siehe >Grillhühnchen
Hühnchen: Bedeutungsschwangerer, symbolbelasteter Gegenstand aus der Frühzeit des Bueros. Trat in verschiedensten Formen und Materialien auf: Gips, Plastik, Fleisch, Pappmaché, eingedost in Boulliongelee usw., usw.
Humor, der: Richtig verstanden, eine wunderbare Eigenschaft des Menschen. Ansonsten mit der >Peinlichkeit gleichzusetzen.
Hundert Weihnachtsmänner: Aktion am 6. Dezember 1986 in der Ludwigshafener Fußgängerzone zur Unterstützung der Forderung nach einem autonomen Jugendzentrum.
Hungerstreik: Verweigerung der Nahrungsaufnahme zur Durchsetzung meist politischer Ziele. Bei der Durchführung eines H. wird oft auch der eigene Tod in Kauf genommen. Der Hungerstreik der Aktivisten des >angewandten Realismus J. >Hatzenbühler, T. >Hutter und H. >Walter vom 06. - 19. 08. 1984 diente entgegen anderslautenden Behauptungen jedoch hauptsächlich der Gewichtsreduzierung.
Hutter, Thomas : geb. 1958. Wie es der Schreiber des Mannheimer Morgen, Georg > Spindler so schön formulierte, der geistige Kopf des Bueros.
Hygiene, die: 1) lobenswerte Kultureigenschaft des Menschen, welche im 19. Jh. die Lebenserwartung verlängerte. Für die H. sind wichtig: Seife, Schauma, Deo, Handtuch, Wasser sowie die Bereitschaft, diese auch anzuwenden. H. ist unerläßlich zur Bekämpfung des >Schweiß. 2) Titel eines Ausstellungsprojektes im Jahr 1995. Die Idee zu einer Ausstellung stammt von R. >Himmelsberger, der sie ursprünglich in seinem Art Discount >Tutti Pazzi verwirklichen wollte, der selbiges Art Discount dann aber in ein Parteibüro der >APPD umnützte. Das Projekt H. wurde dann in der >LKW-Werkstatt im >Hemshof verwirklicht und war der Startschuß zu einer Reihe von jährlichen offenen Themenausstellungen, zu der der >angewandte Realismus aufruft.
Ibach, Thomas: Ludwigshafener Filmemacher und Intellektueller. Wird Tropi genannt. Kocht gut. Filmte 1986 die Aktion >Schweinefüße im Hackmuseum. >Petri, Joachim.
Ich seh Dich wieder in Ludwigshafen: In der zweiten Hälfte der 90er Jahre entstandener lokaler Kultsong. Produziert von einer Songgruppe der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) stieß die CD, auf der auch ein winkender Bischof zu sehen ist , auf großen Zuspruch in subkulturellen Zusammenhängen. Echt schräg!
Identitätsverlust: Die Geburtsstunde des >Grillhühnchens. Frühe Aktion des >BfaR (Ludwigshafen 17. 11. 1984). Im Vorfeld Erstellung eines überdimensionalen Pappmaché-Hühnchens, ca. 2 Meter hoch. Konstruktion durch Gernot >Schott. Transport auf dem Dachgepäckträger eines PKW durch Ludwigshafener Straßen. Installation in einem Folienraum. Im Vordergrund zwei Grills mit je einem >Grillhühnchen (echt) bestückt (d.h. die Dauer der Aktion wird bestimmt von der Garzeit der Tiere). Bemalen des riesigen, rosafarbenen Tiefkühlhähnchens mit brauner Farbe. Umwandlung (Transformation) in ein Grillhühnchen. Akteure auf der Bühne: Jürgen >Hatzenbühler, Helmut >van der Buchholz, Billy >Hutter, Lutz >Hentzschel. Transparente mit Worthülsen werden enthüllt (Identitätsverlust, Versuchstiere, etc.). Dazu immer wiederkehrend vom Tonband “Ich wollt', ich wär ein Huhn”. Lotterielose - ausschließlich Nieten - werden verteilt. Im Vorfeld der Aktion sind Absprachen mit einem Teil des Publikums getroffen worden (Heike >Walter, Herbert >Kenzel etc.) Die Aktion soll gestört werden (Farbbeutel, rohe Eier). Enthüllung anderer Transparente, die die >Performance als sinnlos entlarven sollten. Die Aktion lebte u.a. auch davon, daß nur ein Teil der Akteure über den wirklichen Ablauf informiert war. Im Vorfeld grundsätzliche Diskussionen über die Bedeutung von Performance-Aktionen, die zu dieser Zeit stark überhand nahmen. In den folgenden Jahren wurde der Begriff “Performance” meist vermieden oder ironisch gebraucht.
Illegalität, die: Wider das gesetzte Recht bzw. außerhalb der Rechtsordnung stehend. Bei Setzung eines überzeitlichen humanen Rechts wird manches derzeit Legale zum Illegalen.
Immer wenn er Pillen nahm: Zählt neben Minimax und Renn, Buddy, renn zu den Highlights der Trash-Kult-TV-Serien der 60er und frühen 70er Jahre. Die Geschichte des tumben Tankwart Stanley Beamish, der durch den Einwurf einer Pille zum tumben, fliegenden Supermann wird, wurde Mitte der 80er noch einmal in der 3. Programmen wiederholt und gilt seitdem als verschollen.
Im Tal der künstlichen Körper: Kunstverein LU, 2008.
„Im Weißen Rössl“: Operette, 2004, Hallenbad Nord LU. Einer der größten Erfolge des >BfaR. Sehr aufwendige Inszenierung mit einem bestens aufgelegtem Ensemble. Ausstattung, Kostüme, Bühnenbild, Musik, >Chorgesang, >Ballett und dazu alle Räume des stillgelegten Hallenbades, es fehlte nichts, auch ein „echt original totes Pferd“ (Programmzettel) war dabei. Die letzte große Veranstaltung im Hallenbad Nord. Seitdem verfällt es, >Hauptbahnhof.
Industrial Jive Records: in Ludwigshafen beheimatetes Plattenlabel von N. >Ehritt, gegr. 1986. Hat sich gewisse Verdienste mit der Veröffentlichung von Tonträgern, do z.B. der legendären Single der Perversen >Weihnachtsmänner erworben. Veröffentlichungen: Perverse Weihnachtsmänner: Schöne Bescherung, 1986; Carnivorous Romance: Carnivorous Romance,1986; Charles Lemming, Night Serenade, 1989; V.A.: Unter den Brücken, 1992
Innenarchitektur: Kategorie des >angewandten Realismus für den Zeitgeist der Mitte der 80er Jahre. (Postmodernismus, Styling, Anpassung, New Wave)." Der Begriff der Innenarchitektur bezeichnet den in der Szene vorherrschenden Gefühlszustand nachdem der Weltuntergang nicht stattgefunden hat (post-apokalyptisch)" I. korrespondiert, als Gegensatz, mit dem Begriff >“Pest”, der als Kategorie für die erste Hälfte der 80er stand. Relikte der Auseinandersetzung mit "Innenarchitektur" finden sich heute noch in Form von Bein->Prothesen, Krücken*, Rollstühlen*, Krankenhausbetten* etc. in den diversen Rumpelkammern des >angewandten Realismus. * Mußten bei einer >Aufräumaktion zurückgelassen werden.
Intelligenz, die: (lat.), Geisteszustand der sog. Intelligenten (volkstüml. auch der Schlauen, Klugen etc.) Das Wesen der I. läßt sich ternär gliedern: in Intellekt, Arroganz und unnötige Geschwätzigkeit. Der Geist der Intelligenten ist volubel, nie aber temporär. Neues, erweiterndes Wissen besorgt er sich aus Büchern, seit der 2. Hälfte des 20. Jh auch aus anderen Medien. Das Buch wird als die Sponsa des Intelligenten angesehen. Ein Großteil seiner Kupidität richtet sich somit auf Selbiges - Fälle diesbezüglicher Rapizität sind bekannt. In ihrer Vakanz beschäftigen sich Intelligente daher auch eher mit der Gnomologie, anstatt beispielsweise mit der Phillumenie. Gewünscht ist eine Inokulation gegen die spirituelle Agonie unintelligenter Mitbürger, welchen der Intelligente aus diesem Kasus heraus oft spinös erscheint. Manche Texte benötigen allerdings einer Translatur.
Interaktion: Aktionsform innerhalb eines größeren Veranstaltungsrahmens oder Festivals.
Internationaler Förderkreis Helmut Kohl: Der am 16. September 1984 ins Leben gerufene IFHK beschäftigte sich vor allem mit dem Vertrieb von Buttons mit dem Antlitz des Kanzlers und der Aufschrift “Der Kanzler lacht.”, welche in 300er Auflage auf den regionalen Markt geworfen wurde, und der Korrespondenz mit dem Bundeskanzleramt. Die parteiungebundene Gruppe sah sich im besonderen der Person des Kanzlers und der pfälzer Mundart verbunden. Auf den Versammlungen des IFHK wurde zur allgemeinen Aufmunterung die Heinz-Erhardt-Hymne “Linkes Auge blau” bis zum Abwinken gespielt. Die Helmut->Kohl-Wurfbude auf dem >Maizelt der >DKP 1989 stellte einen späten Versuch einiger >angewandter Realisten dar, die Person des Kanzlers auch in der politischen Linken populär zu machen, wurde aber meist falsch verstande
Intoleranz,die: Eigenschaft, welche nicht zu den Wesenszügen des >angewandten Realismus gehört, es sei denn es handelt sichum Eindringlinge der Gattung >Quasselstrippe, Nazis, >Querulanten.
Irokesenschnitt, der: Lustiger Haarschnitt des nordamerikanischen Indianerstamms der Huroren (die Verwechslung mit den benachbarten Irokesen ist auf die Lederstrumpfromane James Fenimore Coopers zurückzuführen). Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts wanderten viele Huroren nach Westeuropa (insb. England und Deutschland) aus. Als Friseurcode für einen I. dient die Formel: In der Mitte lang, an den Seiten kurz, bitte.
Jägermeister,der: 1) alkoholisches, ekelhaft gefärbtes Getränk. Ursprünglich als Magenbitter gedacht, um die Folgen von übermäßigen >Essen zu lindern, wird der J. heute auch ohne vorherige Nahrungsaufnahme konsumiert. Der blöde Name beruht auf einer längst vergessenen Sage. 2) Berufsbezeichnung für Menschen, die dafür bezahlt werden, frei herumlaufende Tiere in Wildbret zu verwandeln und darauf aufpassen, daß dies kein anderer tut. 3) Im Bereich des >angewandten Realismus war der J. eine der Hauptfiguren im Balettprogramm >"Peter und der Konflikt" und wurde hier bravourös von Elke >Körner gespielt.
Jahrhundertwende: Wichtiges Datum für den Kauf- und Verkaufspreis von gebrauchten Möbelstücken. Siehe auch >AIG.
Jahrtausendwende: Künftig wohl wichtiges Datum für den Kauf- und Verkaufspreis von gebrauchten Computern.
Jammertal, irdisches: Lauf des normalen Lebens, Rhythmus von Schlaf und Tagewerk, letzteres oft durch Arbeit durchsetzt (Jammer). Ungeil wirkt auch oft der Beziehungsstress (großer Jammer). Das i.J. wird meist durch das Jammertal, himmlisches ersetzt, welches als noch unerforschter gilt.
Jesus: siehe >Christus, Jesus.
Jetter, Elke: Zuverlässige, aktive, kreative Mitarbeiterin aus der Frühgeschichte des >Bueros. Fertigte größtenteils die >Pappmaché-Köpfe, die u.a. bei der Performance >Fleisch (>Worms 1985) Verwendung fanden. Mitorganisatorin der Aktion >Nicht mehr fliehen können ist auch ein Ausweg (Mannheim 1984). Die aus dem schwäbischen stammende J. verfasste auch die Lobeshymne auf Walter >Walzels stümperhafte Imitation von Grace Kelly (Ludwigshafen 1984) in der Lokalpresse. J's Adresse ging mittlerweile verloren. (Elke, bitte melde Dich!)
Jonas, Marlis: Fotografin, Beteiligung an Fotowettbewerben des >BfaR. Gewann 2009 bei der Ausstellung „ Abschied“ den Sonderpreis in der Sparte Serien. Auf ihrer Terrasse fand die >BfaR >Performance an das Hochhaus statt.
Jugend,die: Lebensphase, die zu allerlei Spekulationen Anlaß gibt. Bewegungen rauschender Hormonströme im jugendlichen Körper lösen die seltsamsten Reaktionen aus. Heutzutage gibt es Tendenzen, die Jugendzeit möglichst bis zum Rentenalter auszudehnen, ein Ansatz, der, vom Standpunkt des >angewandten Realismus betrachtet, höchst unglaubwürdig ist.
Juni, 2.: Westberlin, 1967. “An diesem Tag schlug die Westberliner Polizei vor der Deutschen Oper eine studentische Demonstration gegen den Schah von Persien blutig nieder. Ein Polizist erschoß den Studenten Benno Ohnesorg. Der Senat rechtfertigte das Vorgehen der Polizei, erlies ein Demonstrationsverbot und drohte mit Schnellgerichten. Diese Ereignisse stürzten Westberlin in eine innere Krise, die zur Ablösung des Regierenden Bürgermeisters Albertz führte. Für die außerparlamentarische Opposition (>APO) zeigte der 2. Juni das Ziel der Herrschenden an, eine politische Minderheit, wenn andere Mittel nicht helfen, mit physischer Gewalt zu unterdrücken. Eine Welle der Solidarisierung ergriff breite Schichten der Studentenschaft. Die Linke gewann neue Anhänger. Der Funke der Rebellion schlug nach West-Deutschland über” - aus Koplin, Raimund, Sprachführer durch die Revolution, München 1968.
Juni, 4.: Ludwigshafen, 1984. Wird gemeinhin als Geburtstag des >Buero für angewandten Realismus anerkannt. Termin des Dada-Abends >“Die Absurde Banane” im Jahre 1984. Zum Jubiläum des elften Geburtstages wurde am 4. Juni 1995 ein >Gedenkstein in den >Glühweinplatz eingelassen.
JunSaKo: Abk. für Jungfräulich, Sauber, Konservativ. Kunst- und Performance-Gruppe um die Aktionskünstler Marva und Hajoe >Mo.
Jute, die: Vermeintliche Siegerin über das Plastik bei der Herstellung von Tragetaschen in den 80er Jahren. Inzwischen ist der Kampfslogan "Jute statt Plastik" wieder in Vergessenheit geraten. J. ist im Hausgebrauch hervorragend zur Herstellung von Blumenampeln geeignet. Im Kunstbereich sei die Produktion von sackähnlichen Kostümen für Kreaturen und Schimmelmasken erwähnt. Ein Popularitätsverlust der J. trat durch das universelle Emporkommen des >Hanf ein.
Kaiser-Wilhelm-Straße 62: Langjähriger Sitz und Veranstaltungsort legendärer Kulturabende und -nächte des >BfaR in Kooperation mit der >AIG. Aber es gab auch nörgelnde >Nachbarn. Im Sommer fanden die Sitzungen im Garten statt, gemeinsam mit Vöglein und Mäuslein. Am 22.07.2009 war dann Schluß mit lustig. Unter Olgas Aufsicht zog das >BfaR wieder einmal aus und weiter. >Karl- Krämer-Straße 2, im alten Straßenbahndepot, die neue Adresse.
Kamerun: Staat in Westafrika, ehemalige Kolonie des Deutschen Reiches. Trat 1990 in das Rampenlicht der Weltöffentlichkeit, als es seine Fussball-Nationalmannschaft bis ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft schaffte. Das >Buero für angewandten Realismus förderte diese Equipe nach Kräften und übertrug alle Spiele Live.
Kappenabend, politischer: 11. 11. 1993, Festsaal des >BfaR. Auf dieser Wahlkampfveranstaltung der >Pfälzer Liste/Liste Pfalz wollte, trotz vorbereiteter Büttenreden (>Hutter, >Rettich-Jetz) keine rechte Karnevalsstimmung aufkommen.
Karl-Krämer-Straße 2: >Straßenbahndepot, altes,
1) Nachdem die Hallen >Kulturdepot für Veranstaltungen wg. Baufälligkeit nicht mehr bespielt werden können, die Anschrift des ehem. Verwaltungsgebäude der Verkehrsbetriebe. 2) heute Atelierhaus verschiedener KünstlerInnen, u.a. Hötsch >Höhle, Helmut >van der Buchholz sowie einer Softwarefirma.
Kartoffelgedicht, das: unendliches lyrisches Machwerk aus der Feder von General >Schweißtropf. Wird als Saalfeger benutzt.
Kassel: Stadt in Nordhessen mit (1971) 215 000 Einwohnern und der üblichen Industrie. In K. findet im Abstand von 5 Jahren das international beachtete Kunstspektakel „Dokumenta“ statt. Die von Catherine David verantwortete „Dokumenta X“ (1997) versuchte zwar an die aktuellen politischen Diskussionen anzuknüpfen, blieb aber Bestandteil einer abgeschotteten Hochkultur. Die Protestaktionen der > Maodadaistischen Organisation gegen dieses Ereignis erscheinen deshalb auch in der Rückschau gerechtfertigt. Mitglieder der MDO überquerten an mehreren aufeinander folgenden Tagen in einem Tretboot und mit der Parteiuniform bekleidet die Fulda bei Kassel um für eine unabhängige maodadaistische Kunst zu demonstrieren. Andere Mitglieder schnitten sich auf einer Wiese die Zehennägel, >Goddelau-Erfelden.
Katastrophe: Unglücksfälle, welche die Menschheit oder auch Teile von ihr heimsuchen. Die Verhinderung und Bekämpfung solcher Ereignisse hat sich der >angewandte Realismus zur Aufgabe gemacht.
Katzenklo: als zweiter Preis ausgelobt beim legendären Helge >Schneider-Imitationswettbewerb. Wurde von General >Schweißtropf gewonnen, als dann doch nicht abgeholt. Seltsam ist diese Welt.
Katzenmeier,Theodolinde: steinalte katholische Ordensfrau. Während der Nazizeit im KZ Ravensbrück gefangen. Sprach im Oktober 98 auf einer vom >Buero unterstützten Veranstaltung in der Stadtbücherei Ludwigshafen.
Kaufland: >Juz Mannheim und Schachtfest, Edingen 1993. Es ist kurz von >Weihnachten... alles rammscht, um die protzigsten Geschenke unter den Tannenbaum zu legen. Die Medien haben sich schon längst auf diese Mentalität eingeschossen und verheizen alles, um die Gier nach mehr anzuheizen und mehr und mehr zu befriedigen. Ob Kreditinstitut oder Klopapier, alles wird als Sensation gepriesen. Der Fress-Kotz-Medienismus ist in vollem Gange. Doch halt! Die >Fallen Angels Bump Society hat den Trick durchschaut und entlarvt ihn vor einem überzeugten Publikum. Hinter der Blinker-Glitzer-Glimmer-Welt steigt ein auch Dich liebendes Herz empor. Liebe, Güte, Anteilnahme und Rücksicht sind es , was wir wollen und kein immerwährender Konsum. Aber zum Schluß regiert doch der Wahn, wir können nicht mehr entrinnen. Im gleißenden Stroboskop-Licht werden wir abgeholt, weil wir nicht mehr zu retten sind. Kaufland: >Spieß, >Georgi, >Hahn, >Körner, C. >Donneberg, >Van der Buchholz.
Käuflichkeit: Dem >angewandten Realismus ist bisher angekreidet worden: Dilletantismus, Dekadenz, Niveaulosigkeit, Langeweile, Arroganz, >Zynismus, undundund. Diese Liste ließe sich leicht fortsetzen. Käuflichkeit ist dem >angewandten Realismus erst einmal vorgeworfen worden: Bei der Installation >Gesammelte Vorteile (Ludwigshafen 1989) drangen Aktivisten der >Dadaistischen Liga Mannheim in die Installation ein, bekannten sich als “Aktionskommando Schweinefleisch”, warfen mit einer Palette Eiern um sich und verbreiteten Flugschriften, in denen das >Buero der “Cash Collaboration” bezichtigt wurde, was wohl eine Anspielung auf die Teilnahme des Bueros am 1. Hemshöfer >Kultursommer war. Das besondere an dieser Aktion: es handelte sich bei den Eindringlingen keineswegs um Aktivisten der dadaistischen Liga, sondern um angeheuerte >Störer des angewandten Realismus. Dieser Text stammt aus den frühen Jahren der Lexikonerstellung. Derweil hat das >BfaR einige sehr erfolgreiche Veranstaltungen (u.a. >Western von Gestern – Sorgen von Morgen, >Im Weißen Rössl >Trotoir des Todes) im Rahmen des Kultursommers durchgeführt.
Kegeln: Diese beliebte Mannschaftssportdisziplin wird im Winterhalbjahr in der Kneipe „Zum Helmut“ in der Ganderhofstraße in LU-Hemshof ausgeübt. Natürlich wie beim >Croquet auch, in der LU-Freestyle-Variante. Die Kugel wird hierbei geworfen. Möglichst weit und bestenfalls richtung Kegel. Da ist eine Beschädigung des Mobiliars nicht immer auszuschließen. Begleitet wird das ganze mit ausgelassener, nicht immer leiser Fröhlichkeit. Wenn es der duldsamen und wirklich lieben Wirtin zu toll wird, schickt sie Bernhard den Bernhardiner mal kurz aufs Parkett und alles hat wieder seine Ordung. Gut Holz! >Sport.
Kehrer, Martin: genannt Maddl. Genialer Sänger von Gruppen wie Leda's Schwäne, >Anal Anna, Carnivorous Romance. Verfasser mehrerer unvollendeter Romane und Theaterstücke. Wichtige Rolle in der Mannheimer Szene der 80er Jahre. Nahm mit dem Theaterstück >“Wenn K. kommt” an der Ausstellung >Lebende Legenden (Mannheim 1986) teil. Lebt nach Drogenproblemen zurückgezogen in Mannheim.
Keine Experimente: 1) Unregelmäßige Schriftenreihe aus dem Herzen der 80er Jahre. Im Laufe der Jahre 1985 und 1986 veröffentlichte eine Arbeitsgruppe des >BfaR (u.a. >Hutter, >Hatzenbühler) mehrere Ausgaben der Zeitschrift “Keine Experimente”. KE erschien hektographiert und photokopiert in bescheidener Aufmachung und äußerst geringer Auflage. Die Veröffentlichung erfolgte, auch dem Rest des >Bueros gegenüber, vollkommen anonym; Die Zeitschriften wurden von einem Frankfurter Postamt aus an Ludwigshafener Szene-Größen geschickt, die zur kostenlosen Verteilung aufgefordert wurden. Inhaltlich arbeitete KE mit Gerüchten, Lügen, Fälschungen, aber auch mit ernstzunehmenden Beiträgen. Das Inhaltsverzeichnis von KE Nr. 3 umfasst u.a.: “Laßt Scholl frei!” - Flugblatt, in dem die Freilassung des wegen bewaffnetem Raubes inhaftierten rheinland-pfälzischen FDP-Vorsitzenden Hans-Otto >Scholl gefordert wird; “Keine Experimente greift aktiv in die Friedensbewegung ein!” - Fiktive Aktion in Mainz; “New Formalism-Neue Tendenzen” - 2 Aspekte einer Ausstellung in Boston; “Der Vorreiter der Hölle” - Gespräch mit dem Pyro-Künstler Desmond Kirl... denn in diesem Mann brennt ein Feuer, das alles, was sich ihm in den Weg stellt, verbrennen wird; “Mutter Gottes - Neue Musik aus der Schweiz” “Homöopathie für Ratten - eine Broschüre des Gesundheitsamtes Berlin/Kreuzberg; und so weiter...LAßT SCHOLL FREI! ------------------------------- (Text einer Rede die vor Freunden in Wiesbaden gehalten wurde) aus KE Nr. 3 Seit Samstag, dem 5.Januar 85 wird der Ludwigshafener Rechtsanwalt Hans Otto Scholl in Untersuchungshaft gehalten. Es scheint erwiesen, daß Scholl in einer beispielhaften Aktion am 28.Dez. ein Juwelengeschäft in den Baden-Badener Kurhaus Kolonnaden, wo sich Luxusladen an Luxusladen reiht, überfallen und dabei Edelsteine im Wert von über 2,5 Mill.DM an sich gebracht hat. Dies nun nimmt die bürgerliche Justiz zum Anlaß HOS den Prozeß zu eröffnen, um ihn, aller Voraussicht nach für viele Jahre, in ihrem Kerkersystem verschwinden zu lassen. Das darf nicht kampflos hingenommen werden! Denn Scholl hat nichts weiter getan, als zu handeln, das heißt ein Projekt in die Tat umzusetzen, von dem Millionen andere träumen; all diese anderen die niedergedrückt in ihre Fernsehsessel (die weich wie Scheiße sind) nur dumpfe Wünsche aufsteigen lassen können. Durch sein "Verbrechen" ist er zum Vorbild für unsere ganze, zerstörte Generation geworden. Der Fall von dem wir sprechen, unterscheidet sich in mancher Hinsicht von den anderen, sich häufenden Gewalttaten, von denen freilich jede ihre eigenen Reize besitzt; er erweckt unsere Aufmerksamkeit durch den Menschen Scholl selbst, seine Geschichte und seinen faszinierenden Individualismus. die Person: ----------------- -Hotte Scholl ist Träger der höchsten, äußerlichen Auszeichnung die der herrschende Staat zu vergeben hat, dem Bundesverdienstkreuz 1.Klasse. -Scholl war lange Jahre MdL einer deiner westdeutschen Provinz und Landesvorsitzender einer der regierenden Parteien. -Er war, bis zu seiner Verhaftung, unmittelbarer Nachbar des Bundeskanzlers >Kohl im Villenviertel von Oggersheim bei Ludwigshafen. Von einem Tag auf den anderen hat dieser Mann mit seiner Vergangenheit gebrochen, hat sich mit einem Mal herausgelöst aus der klebrigen Masse der Konventionen und Riten seiner Klasse und ist aufgebrochen zur Verwirklichung echter Wünsche, seiner wahren Sehnsucht, der Jagd nach den Diamanten, den Rubinen und Smaragden, - den glitzernden Steinen, die in seiner Vorstellungskraft eine geheimnissvolle Wirkung entfaltet haben müssen, die unserem Verständniss noch unzugänglich bleibt. Der Hergang dieser Tat - eine Tat wie aus Zelloloid- spricht für sich. - das Fluchtfahrzeug, ein weißer(!) Mercedes 350. -die Waffe, eine Smith&Wesson des legendenumwobenen Kalibers 38. - die Kleidung, geschmackvoller Anzug, Perücke, weißer(!) Schal, weiße(!) Handschuhe. - Scholl soll zum Abschluß seiner Aktion einen angeblich "überflüssigen"(!) Schuß in die Luft abgegeben haben. - Bevor er die "Angestellten" (in Wahrheit den Sohn des Besitzers und dessen Freundin) mit kurzen, kräftigen Schlägen mit der Waffe betäubte, stieß er den Ruf aus."Eigentlich müßte ich euch erschießen". Wir hören schon das Gekeife der Staatsanwälte, die darin einen Akt besonderer Brutalität sehen werden. Dabei sind wir davon überzeugt, daß er - ohne jede Spur von Kälte - diese Worte gedehnt, jede einzelne Silbe geschmeckt hat, mit einer heimlichen, aber tiefen Liebe zum Mord. So erklärt sich der Schuß, der diese Atmossphäre zum Platzen bringen mußte um Blutvergießen zu verhindern. Wir haben eine Tat erlebt, die einer anderen, phantastischen Realität zu entstammen scheint. Jedes Faktum, das wir aufgeführt haben, ist ein Argument, ein Indiz zu Gunsten des Täters, eine Aufforderung zur Nachahmung, zur Vervielfältigung solcher Aktionen. Im Sinne unserer Moral trifft Scholl nicht ein Hauch dessen, was gemeinhin Schuld genannt wird. Die versteinerten Gehirne der Richter aber, die triefenden Artikel der gekauften Schreiberlinge, die ganze Kanaille wird keinen Funken unserer Beweisführung aufgreifen. Es gibt keine Paragraphen für die Ästhetik des Verbrechens, für die geheimen Leidenschaften und die heroische Tat. Und obwohl wir wissen, daß wir heute noch zu schwach sind, trotz der- nach den Gesetzen der Logik- Unsinnigkeit unserer Bemühungen, fordern wir euch auf: BILDET UNTERSTÜTZUNGSKOMITEES FÜR H.O: SCHOLL! VERSUCHT EINE GEWALTSAME BEFREIUNG! (kursiv oder als Faksimilie auf gegenüberliegende Seite) 2) Titel eines Perfomance-Festivals, 19. - 21. Mai 1989, in der >Music Hall Ludwigshafen-Oppau zum Ausklang der 80er Jahre. Als Untertitel und äußerer Rahmen, an den sich dann doch kaum einer gehalten hat, standen die gerade vollbrachten “40 Jahre BRD”. An drei aufeinanderfolgenden Abenden waren sieben Aktionen zu sehen: >Bøsch: “50 Jahre Weltkrieg II”; Atho Snowalz: “Moss O Schokola”; >Billy: >“Die Verwendungsmöglichkeiten der Kriegsversehrten”; >JunSaKo (Hajoe >MO): “Neutralisation”, Marva Maschin Klan: “Tagebuch eines Lurches”; Wolfgang >Schwab: “Dia-Installation”; O.W. >Himmel: >“Big Bug”. Das Festival stieß auf keine euphorische Publikumsresonanz und leitete ein Ende der Zusammenarbeit zwischen Buero und Music Hall/Loft ein.
Kenzel, Herbert: auch “Hektik-Herbert” und “Pferde-Herbert”. Der Buchmacher des Bueros. Auf allen Rennbahnen zuhause hat K. den Unterschied zwischen Kaufhausdieben und Bankdirektoren erkannt. Freund des >angewandten Realismus. Entdecker und Entwickler der Variante >Hasenstein. Verdarb als angeheuerter >Störer durch Übereifer die Performance >Identitätsverlust (Ludwigshafen 1984).
Kimmel, Bernhard: geb. 1936 Legendärer Räuberhauptmann. Siehe das Kapitel “Der Geißbockmarsch im Buero”. Hat sich mit einigen Werken an der Ausstellung >“Weck, Worschd unn Woi” beteiligt; hat sich dann, bedingt durch seltsame Informationsflüsse mit Bernhard >Wadle-Rohe zerstritten und ist wohl für den >angewandten Realismus verloren.
Klanghaus: Musikverein LU
Klein, Rainer: Die lokale Presse. Redakteur des >Mannheimer Morgen (MM). Veröffentlicht unter dem Kürzel rak. Mißtraut ständig allem Fremden, moniert sich häufig über uns und macht uns dadurch berühmt. Berichtete lange Jahre über die neuesten Errungenschaften seiner Tochter. Ohne die Mitarbeit von rak hätte es die Provinzposse der Perversen >Weihnachtsmänner nicht gegeben. Prima Zusammenarbeit. Im idealen Zusammenspiel mit der Presseabteilung von >BfaR und Weihnachtsmännern gelang es ihm, die Suppe fast ein Jahr lang am Kochen zu halten. K. macht einen physisch wie psychisch ermatteten Eindruck. Trägt schlecht sitzende Anzüge oder Pullover. Sieht sich von Zeit zu Zeit genötigt, sich auf den heiligen Bimbam zu berufen, wenn er die ethischen Werte des Abendlandes in Gefahr sieht. K. sammelt nebenbei Antiquitäten. Ist 2010 verstorben, >Ominöse Präservative, >Performance Politik.
Klo: ekliger, unbeherrschbarer Infektionsherd. Befindet sich im Lagerhof der >Kaiser-Wilhelm-Str.62.
Koeck, Tobias: *1970, Tobi, der Fotograf des >BfaR, 1.Kunstweltmeister 2003, Sänger der Gruppe Anorak (Flugzeuge fliegen über dein Haus). Gründete 1989 den >Zentralrat der Dadaistischen Liga. Hervorragender Performer (>Gruft, >Kunstweltmeisterschaft), Teilnehmer vieler Ausstellungen (>Foto, Malerei) Maschine s/w, Perlen am Rhein, Geld. Lyrikbände von ihm sind im >Øndverlag erschienen, im BfaR-Shop käuflich zu erwerben, >Feinde der Warheit. Die Portraitfotos in diesem Lexikon sind von ihm.
Körner, Elke: Ist neben, oder besser mit, Su >Montoya DIE Ausstatterin, Kostümbildnerin, Frau für die Requisite sowie Bühnenbildnerin des >BfaR: >Im Weißen Rössl, >Ein Sommernachtsficknam, >Loreley Performance (Uraufführung), Sulphur Sonic Festival 2006 MA. Gewann den 2. Preis beim Fotowettbewerb „Perlen am Rhein 3“, des >BfaR 2007.
Kohl, Helmut Dr.: Nachbar von >Scholl, Hans-Otto, >Maizelt, > Kuchen für den Kanzler, > Internationaler Freundeskreis Helmut Kohl.
Kommando Schampus Academicus: Am 29.November 1997 störten etwa 100 Studierende einen Festakt mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel an der Universität Mannheim. Ganz im Sinne der >Kommunikationsguerrilla applaudierten sie während der Festreden nicht immer an der richtigen Stelle, besonders bei der Erwähnung des Hausmeisters brach frenetischer Jubel. aus. Im Anschluß daran gelang es dem Kommando das bereitgestellte Büffett zu okkupieren, der dort ausgeschenkten Hausmarke verdankt es seinen Namen. Die Aktion, bei der es auch noch zu Rangeleien mit Professoren der Betriebswirtschaft kam wurde in einem literarisch ausgezeichneten Flugblatt kommentiert, das aber nicht von uns geschrieben wurde, >Sekt.
Kommunikationsguerilla: >Sonja >Brünzels, Luther >Blisset, >Essen, >Kommando Schampus Academicus. Lit.: autonome a.f.r.i.k.a. Gruppe, luther >Blissett, >sonja >brünzels, Handbuch der K., Jetzt helfe ich mir selbst, Verlag Libertäre Assoziation, Hamburg.
Krawatten:, die: um den Hals gezurrtes Zierdeobjekt, welches den Herrn bei allen gesellschaftlichen Höhenflügen begleitet. Im angewandten Realismus relativ entbehrlich, außer bei der Darstellung von >Pater Rupert Mayer, >Big Bug's Bakery.
Kreye, Pedro: geb. 1955, deutsch-spanischer Anhänger des >Trotzkismus. Führte seit Mitte der 70er Jahre mehrere linksradikale Klein- und Kleinstgruppen im vorderpfälzischen Raum. Gegner des >angewandten Realismus, den er mit Schimpfkanonaden bedachte: “Sumpf, >Zynismus, Degeneration, Konterrevolutionär etc.”K. arbeitet an einer Verknüpfung von Marxismus, ostasiatischen Kampfsportarten und Science-Fiction-Literatur. Lebt heute in Karlsruhe.
Kritik der Innenarchitektur: Installation von >Billy bei der Ausstellung >Lebende Legenden (Mannheim 1986), bestehend u.a. aus 10000 >Erdbeeren aus Gips, die über >Rollstühle, >Beinprothesen, >Krücken und Nachttöpfe fließen.
Kuchen für den Kanzler: Eine unfreiwillige Aktion des >BfaR vom 16.09.1984. Posthum betitelt. Mitarbeiter des Bueros hatten den Sänger der Gruppe >Stiebel Eldron, Christian >Schulte genannt Hobein, mit einer mehrstöckigen und recht widerlich anzuschauenden Torte überrascht ihm in seiner Stammkneipe >Contra überreicht. Im Dunkel des Vergessens liegen die exakten Erinnerungen über den Verlauf der folgenden, schwertrunkenen Nacht. Doch sollen Teile der Torte am nächsten Morgen an der Eingangstür der gegenüber liegenden Ludwigshafener >CDU-Zentrale in der Benckiserstr. 26 gefunden worden sein. Die Lokalpresse sprach davon, der Bürgersteig sei für Passanten unpassierbar gemacht worden und brachte die Aktion in mehreren Artikeln in Zusammenhang mit der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend >(SDAJ).
Kühne, Armin: Bildender Künstler, Chauffeur, Gärtner, Lagerverwalter, lebt in Köln. K. war Mitarbeiter der >Wilden Wormser, stieß bei den Vorbereitungen zur Ausstellung >“Lebende Legenden” zum Buero für angewandten Realismus und beteiligte sich bis 1988 u.a. an >“Der Papst in Ulan Bator”, >“Noo Richterskala” und >“Der Gummibär”, sah sich aber immer in erster Linie als Maler und Objektemacher. Fertigte in seiner Blütezeit große, bunte Pappmaché-Teile mit vielen Zapfen, Zacken, Brüsten und Höhlen, die mit sehr vielen, teils bearbeiteten Plastikfiguren (Indianer, Tiere, Superhelden, Eishockeyspieler usw.) besetzt waren. Diese Objekte erzählen naive, aber klare Geschichten, die sich mit den Grundfragen des Lebens wie Sexualität, Gewalt, Krieg, Liebe und Opfern auseinandersetzen. Später entstanden Bilder mit Ornamenthaften Strukturen (Autobahnkreuze von oben), die sich wohl bessere Verkaufschancen in Zahnarztpraxen erhofften. Mit viel Gelb, Rot, Blau, Schwarz und Weiß aus ungemischten Abtönfarben. Bei der Verkaufsausstellung “Armin's Reste Rampe” (Worms, Okt.1996) konnten einige wichtige Arbeiten aus der Plastikfigurenphase für das >Museum des angewandten Realismus gerettet werden.
Kulturdepot: >Straßenbahndepot, altes, >Karl-Krämerstraße 2. Sollte es einmal werden. Aber immerhin hat das >BfaR ab 1998 die Hallen fünf Jahre lang gerockt. Auch sonst war es gefragt für >Installationen und >Performances. Und nicht vergessen, der klassische Flohmarkt, >Essen.
Kultursommer: Eine Einrichtung, die sich jede Stadt, die etwas auf sich hält, leistet. Jedenfalls für einige Jahre. Danach fällt der K. entweder der Sparpolitik oder der öffentlichen Empörung zum Opfer. Der Ludwigshafener K. ist hier keine Ausnahme, aber noch am Laufen. Ein von einigen Kulturinitiativen ins Leben gerufener, aber im dritten Jahr von der Stadtverwaltung in eigene Regie übernommene Sitte, um die Stadt Ludwigshafen kulturell wenigstens etwas interessanter zu gestalten. Dieser Plan ist nur zum Teil gelungen. Einerseits schaffen es Veranstaltungen, die mit dem Qualitätssiegel “Kultursommer” versehen sind, leichter, durch den Genehmigungsdschungel zu kommen. Auf der anderen Seite scheitern auch oft innovative Ideen an kleinkarrierten, sozialdemokratischen Vorgehensweisen. Diese Vorgehensweise nennt man auch das “Kreativität-durch-Bürokratie-die-Grenzen-aufzeigen-und-lieber-Gelder-in-das-stecken-was-wir-alle-schon-lange-kennen-Management-Spiel”.
Kunst, eruptive: Wortschöpfung des CDU-Lokalpolitikers Julius >Hetterich in der legendären Kulturdebatte im Ludwigshafener Stadtrat. Genaue Bedeutung und Sinn dieser Bezeichnung blieben bis heute nicht vollständig erforscht, wohl aber, wie auch Hetterich selbst, in der Nähe von >Gaga liegend...
Kunstverein LU: >Regionale 2010
Kunstweltmeisterschaft: Die erste K. Fand 2003 im alten >Straßenbahndepot in Ludwigshafen statt. Sieger aller drei Verbände war Tobias >Koeck. Am 10. August 2007 wurde die zweite K. im Foyer des >Kunstvereins in der Bismarckstraße abgehalten. Sieger war diesmal nach mächtiger Materialschlacht Helmut >van der Buchholz. Promotet wird die K von >Mateo
Kußmaulstraße: Nach dem Mediziner Adolf Kußmaul (1822-1902) benannter Straßenzug im Norden der Stadt > Ludwigshafen. Der auch literarisch ambitionierte A. Kußmaul führte neben der Magenspülung angeblich auch den Begriff „Biedermeier“ in die deutsche Sprache ein. Die einfach ausgestatteten Wohnungen in der Kußmaulstraße, denkwürdig z.B. die freistehende Badewanne in der Küche der K-Str.2, beherbergten in den 1980er Jahren eine Reihe von MitarbeiterInnen des >angewandten Realismus. Gleich um die Ecke lag auch gestern noch die > Sauerbruchstraße.
La-La-Lafontaine: Beliebte Parole, um sich in beliebiger Umgebung unbeliebt zu machen.
Lachs: große, lachsfarbene Fischspezialität in der Pizzeria >Da Angelo. Wird nur an Prominente und persönliche Bekannte ausgegeben. In der ganzen Welt kursieren Photographien, die große, noch nicht zubereitete Lachse inmitten von Ballettgruppen und Opernsängern zeigen. Der L. wird dabei stets von Angelo >Montana an der Schwanzflosse gehalten. Für zubereiteten L. sollte man einen mittelgroßen Freundeskreis oder einen sehr großen Appetit mitbringen.
Lallkopp, der: Wenn einer fragt und das was gefragt ist, kaum erwähnt wird, sondern alles andere, und es geht fast ausschließlich um die Selbstdarstellung und was man alles erlebt hat, und es interessiert keine Sau, z.B. wenn gesagt wird, welches Gedicht aus der Sparte >Betroffenheitslyrik unter den Klängen der Schwarzwaldklinikmelodie nächtens im >Contra N rezitiert wurde, dann ist man hart am Begriff, auch >Quasselstrippe
Lama, Dalai: Titel des obersten tibetanischen Priesterfürsten, mußte 1959 aus Tibet nach Indien fliehen, seither gestörtes Verhältnis zu >Mao Tse-Tung und dessen Nachfolger.
Land of Love: Theatergruppe Mitte der 80er Jahre, gegründet von Martin >Buchholz und Christine >Donneberg nach dem Auseinandergehen des Theater >Blödgröte. Gemeinsam mit Mike >Rausch gestalteten L.o.L. während der Ausstellung >“Lebende Legenden” den Klassik-Abend “Gringo and the Land of Love” in der Galerie der Mannheimer Feuerwache.
Landschaftsmalerei: Kunstform, seit den ausgehenden 18. Jahrhundert von Bedeutung. Ganz gewiß auch mal ein Wochenend-Seminar wert. Genial, vielleicht einmal als innovativer Beitrag für den >Kultursommer? Potentielle Leiter und Betreuer werden noch geprüft.
Langer Marsch: der, 1) taktischer,heroischer und verlustreicher Rückzug der chinesischen Roten Armee unter Führung >Mao-Ts-Tungs in die Provinz Shengsi (1934).2) Schattentheaterstück der >Agit-Prop-Bühne Vorderpfalz in dem in eindringlichen Bildern der taktische, heroische und verlustreiche Rückzug der chinesischen Roten Armee unter Führung >Mao-Tse-Tungs dargestellt wird. Mit dem Langen Marsch begann für das >BfaR die Wiederentdeckung des revolutionären >Schattentheaters.
Langeweile, die: Öder, unaktiver Zustand. Tritt oft sonntags oder während der volkstümlichen Hitparade auf. Für die >Situationisten ist Langeweile immer reaktionär.
Langstrumpf, Pipi: Romanfigur in Büchern der Schriftstellerin Astrid Lindgren. Allein und selbstständig lebendes Mädchen mit Bärenkräften. Wurde aufgrund ihrer frechen Ausdrucksweise zum Vorbild ganzer Rotzbengelgenerationen.
Lärm, der: Lautstarkes Geräusch, welches den, der es produziert, meist höchst erfreut, alle anderen Personen jedoch stark nervt. L. läßt sich u.a. mit Baustellenwerkzeugen und Musikinstrumenten erzeugen. Mittels zweiter Methode kann man immerhin auch reich und berühmt werden (z.B. Velvet Underground, mit Abstrichen auch >Lønd Lørds Ønd und >Bøsch). L. darf, laut Gesetz, nur zu best. Tageszeiten produziert werden, sonst kommt die sog. >Polizei und macht sich wichtig.
Lateinamerikanischer Trotzkismus: Noch stärker zerstritten als der nicht lateinamerikanische Trotzkismus und mit ziemlich viel Machismo angehaucht, hat der L.T. wacker gegen diverse Militärdiktaturen Widerstand geleistet sowie einige interessante Persönlichkeiten hervorgebracht (H. Blanco, N. Moreno). In Deutschland wurde der L.T. über lange Jahre von repräsentiert. Vollkommen falsch wird der Einfluß von Juan >Posadas auf den L.T. im Umfeld des >Buero für angewandten Realismus eingeschätzt, was auf eine zeitweise starke, zynisch motivierte Verbreitung seiner Schriften im vorderpfälzischen Raum zurückzuführen ist.
Laubscher, Ralf. Unser Mann beim >Meier. Noch heute landen alle Pressemeldungen an Mannheims Stadtmagazin auf seinem Schreibtisch; dort, so unser fester Glaube, ist er bestens aufgehoben. Ansonsten war er als Fassadenkletterer bei >“Der Papst in Ulan Bator” aktiv beteiligt. >Oberster Sowjet.
Lebende Legenden: Von Doktor > Schulte verboten. Hat dann doch noch stattgefunden.
Lehrjahre sind Leerjahre: Ein monokulturelles Ding, Aktion im Rahmen der >Dreizehn Tage in Ketten, am 29. August 1991. Drei Gestalten mit 13, in blauen Müllsäcken steckenden Strohballen und ebenso vielen blauen Klappstühlen errichten auf dem Hans->Glühwein Platz 13 “Skulpturen”, dokumentieren diese mit Polaroids, reißen sie wieder ein und errichten an anderer Stelle neue. Die inhaltlich nicht sehr ausgewiesene, formal aber sehr klare und verständliche Aktion beschäftigte sich mit den Diskussionen über einen Skulpturenpark auf dem >Glühwein-Platz, der Symbol-Hoffnung-Treppe von Max Bill und dem Luther-Brunnen von Gernot Rumpf. Lehrjahre sind Leerjahre: >Hutter, >Himmel, >Van der Buchholz. Eine Lehrreiche Begebenheit auf einem leeren Platz.
Lenin,Wladimir,Iljitisch:( 22.4.1870 - 21.1.1924) russischer Revolutionär.Mumifiziert und öffentlich ausgestellt. In der Ahnengalerie der >Linken rutscht Lenin immer weiter nach hinten. Hätte L. sich stärker auf den >Dadaismus eingelassen wäre vieles anders gekommen.
Liebe, die: sollte nicht fehlen. Chemisches Reaktionsbündel, vermutlich nicht nur im menschlichen Körper (die Liebe des Hundes), schüttelt sämtliche Grundaffektionen durcheinander, sehr unberechenbar. Vorsicht!
Lindenberg, Udo: Deutschrocker mit bürgerlicher Wohnzimmer-Einrichtung. Telefonierte im Januar 1986 mehrmals mit Familie >Buchholz, nachdem über die >taz bundesweit das Gerücht verbreitet worden war, L. nähme an der Ludwigshafener Anti-Zensur-Musiker-Demonstration teil.
Lingelbach, Ute: Kritische Begleiterin des angewandten Realismus in dessen Anfangsphase. Der revolutionären Schülerbewegung entsprungen, wandte sich L. der Punk-Szene zu und nahm an diversen kulturellen Aktivitäten teil. Stellte den Kontakt zur US-Amerikanischen Szene her.
Linke, die: grobgesprochen, auf die BRD nach 45 beschränkt,die SPD rechts liegen lassend unterscheiden wir in: 1)die alte Linke, wobei manchmal die an der Sowjetunion orientierte, stalinistische Linke, manchmal die marginalisierte, teils zwischen SP und KP schwebende, teils links der KP angesiedelte, meist aber beides verstanden wird. 2) die Neue Linke,also die nach 68 entstandenen, größtenteils wieder zerfallenen autoritären und antiautoritären Strömungen. 3) die Ganz Neue Linke, die in der neuen historischen Periode nach dem Mauerfall entstanden ist. (der Begriff “alter Linker”,”alte Linke” bezeichnet eine Person,die links und mindestens 3o ist oder aber jünger ist, sich aber seit geraumer Zeit ca 7 Jahre und länger zur Linken zählt)
List, Gudrun: Schwester von >List, Jürgen. Gattin des >Rohrbacher-List, Günther. Steht allen Aktionen, die auf sie zukommen, mit freundlicher, aufgeschlossener Distanz gegenüber. Leider 2011 gestorben.
List, Jürgen: Langjähriger und -haariger Mitarbeiter der >AIG. Begnadeter Möbelrestaurator. Spricht wenig. Steht allen >Aktionen, die auf ihn zukommen, mit skeptischer Distanz gegenüber. L. erlitt 1993 einen Herzinfarkt und raucht immer noch Marlboro. Er starb 2010.
LKW-Werkstatt: Schanzstraße 23, Lidwigshafen - Hemshof. Ehemals Werkstatt und Abstellplatz der Öl- und Kohlenfirma Hauck. Seit 1992 unter kultureller Nutzung. Auch „es war einmal“. >Aufräumaktion.
Loft: 1)allgemeine Bezeichnung für ein ehemaliges Industrie- oder Lagergebäude, welches zu Wohn-, Kunst-, Party- oder anderen Zwecken umgenutzt wurde. 2)seit 1989 Diskothek nahe der Ludwigshafener Innenstadt, welche in ihrer Anfangszeit geschäftliche Beziehungen zum >angewandten Realismus pflegte.
Lønd Lørd's Ønd: Musikalische Formation der 2. Hälfte der 80er Jahre. Lokale Kultgruppe. Nach einigen Personalwechseln der Anfangszeit bestehend aus Robbo Schäfer, Michael Hørmy >Herrmann, Michael >Volkmer und Helmut >van der Buchholz. Prägte bereits vor dem internationalen Durchbruch von Napalm Death die Stilrichtung Noisecore. Discograpie: Live in LA (MC 1987)
Lu, Neue: Propagandapostille der Ludwigshafener Stadtverwaltung.
Ludwig, Dr. Werner: ehemals Oberbürgermeister von Ludwigshafen, Nachfolger von >Glühwein, Hans. Treuer Anhänger der deutschen >Sozialdemokratie. Verfügte die Zubetonierung des Zentrums seiner Heimatstadt und den Bau eines >Hauptbahnhofes, der sich im Nachhinein als sinnlos erwies. Lieh der Stadt >Ludwigshafen seinen Namen. L.'s Vision eines >Tor zur Pfalz ist noch nicht verwirklicht. L. ist noch am Leben, lehnt jedoch die Übernahme der Spitzenkandidatur für die >PLLP kategorisch ab.
Ludwigshafen: Idyllisch am Rhein gelegene Industriestadt mit Herz und Hochstraßen. Im Jahr 1986 angeblich 157.400 Einwohner. DDR des Rheinneckardreiecks und langjähriger Abenteuerspielplatz für komplexbeladene Städteplaner. Geburtsort von bedeutenden Persönlichkeiten und geistigen Strömungen wie z.B. William Dieterle, Ernst >Bloch , der >angewandten Realismus. Hat natürlich auch Schattenseiten wie Oggersheim. In aller Munde durch den Song "Wir sehen uns wieder in Ludwigshafen", der 1997 den Abschluß der Veranstaltungstage >Niveau unter Null bildete.
Ludwixhafen: Kosename für eine Stadt im Südwesten Deutschlands, der für lange Jahre als Aufnäher die Jacke von Michael >Volkmer zierte.
Lurchi: Werbefigur der >Salamander AG und Kultfigur untergeordneten Ranges. Lurchi und seine Freunde können als Plastikfiguren und in Büchern, Heften, auf Schallplatten usw. gesammelt werden. Mitarbeiter des >angewandten Realismus beteiligten sich mit Laubsäge-Lurchis an der >Shoe-Art-Ausstellung in der >Hartmannstraße 45 (Ludwigshafen 1989)
Lust, die: ein Zustand, welcher besser erlebt, denn beschrieben werden sollte, >Aktionen die noch nicht begangen wurden.
Lustig,Peter: Moderator und Erfinder der ZDF-Kinderserie "Löwenzahn" (Sonntag 11Uhr). Gerüchte über >Drogen-Konsum. Lustigs Vorliebe für einfache Technik machte ihn zum Fürsprecher der Buero Computer-Abteilung: "Peter Lustig bitte für uns!“.
Luxus, der: Abweichen vom Normalen, vom Geraden; nur zum >Hedonimus betriebener Aufwand. Seit Urzeiten sind die Völlerei und die >Orgie Inbegriffe des Luxus.
Lyrixs of tomorrow: Hauptprodukt des >Øndverlags. Das kleinste Fanzine der Welt. Für nur fünfzig Cent.
Mabuse, Dr.: Wahnsinniger Wissenschaftler, fiktive Person aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhundert. Ein bislang noch nicht realisiertes Projekt sieht vor, Texte von Herbert >Marcuse mit Filmen über Dr. M. zu kombinieren. Wurde in Ansätzen im >Schattentheater >Mao, Marcuse und Dr. Mabuse 1997 realisiert.
Maggie: Nasenflöte spielende Wahnsinnige. Gelang durch wirres und aufdringliches Gerede die Sprengung einer Parteiversammlung der >PLLP. Ein zweiter, ähnlich gerichteter Versuch konnte durch den heroischen Einsatz von Uwe >Tschense vereitelt werden. M. ist persönliche Bekannte von Bernhard >Wadlé-Rohe.
Maier, Rudi: Kulturwissenschaftler, Alleinunterhalter. Hat als Mc Orgelmüller einige aufbauende CD's produziert und bringt sein Publikum mit dem ersten Song in politisch korrekte StimmungGlückliche Umstände führen ihn immer wieder nach >Ludwigshafen. >Niveau unter Null nicht ohne McOrgelmüller!
Lit.: Revolution, Textcollage von R.M., Katalog zur Ausstellung, Kunstverein Gästezimmer e.V., Stuttgart
Mai-Zelt: 1) Über viele Jahre hinweg zentrale Veranstaltung des >DKP-Kreisverbandes >Ludwigshafen (bis 1989) zum 1. Mai. Auf dem Messplatz der Stadt wurde ein großes Festzelt errichtet, in dem neben mehr oder weniger beklemmenden Konzerten (von Hannes Wader bis >Nova Express) eine Vielzahl interessanter Aktionen stattfanden. Der >angewandte Realismus beteiligte sich am Mai-Fest -Finale 1989 mit einer Helmut >Kohl-Wurfbude “Wer stürzt den Kanzler?”. 2) Das BfaR bemüht sich seit vielen Jahren um die Wiederbelebung der Mai-Zelt-Tradition. 1995 scheiterte die Errichtung eines symbolischen Dreimannzeltes nur daran, daß der Zirkus Sarrassani etwas schneller mit seinem 3000-Mann-Zelt vor Ort war.
Mandel, Ernest: (1923-1995), Marxistischer Wirtschaftswissenschaftler, Mitglied der Vierten Internationale, >Wolf, >Tschense.
Manie, die: gr., Besessenheit, Raserei, Wahnsinn. Nonstop Kunstproduktion, Werbekartenraum, willenloses Karaoke, genial: >Mc Orgelmüller als Grönemeier, Herr .... und Herr Sömmer.
11.-14.07.2002 im Kulturdepot.
Mann, Christine: Freie Malerin, Ehefrau von >Mann, Thomas. Rödelschul-Absolventin, schwelgt im Farbrausch, was sich meist großformatig und auf Leinwand äußert. M. hat einen giftigen Hund und einen netten Mann. Hat sich seit ca. 1994 mehrfach an Aktionen des Bueros beteiligt. M. ist eine bedeutende >Lästerzunge. Leider ist sie für immer verstummt.
Mann, Thomas: 1) Ludwigshafener Graphiker und Photograph, Ehegatte von >Mann, Christine. M. fiel dem angewandten Realismus durch eine Photoausstellung mit Darstellungen der Barbie-Puppe auf und arbeitet in unregelmäßigen Abständen mit den >angewandten Realisten zusammen. 2) deutscher, ironischer Schriftsteller (1875-1955) mit berühmten Bruder und Söhnen (Heinrich, Golo, Klaus) und Nobelpreis (1929). M. erlebte eine typische Schriftstellerkarriere im Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Emigration in die Schweiz, dann in die USA und nach dem Krieg wider zurück in die Schweiz. M. ist nicht verwandt mit 1). Werke: Buddenbrocks, Doktor Faustus, Tod in Venedig, der Zauberberg.
Mannelli: Künstlername von >Mann, Thomas.
Männerwirtschaft: Werte Leserschaft: Lesen Sie zu diesem Thema einen Beitrag von Stefanie Buffy >Werner: “Darf ich dazu jetzt auch etwas sagen? Oder ist das etwa auch wieder eine Aktion, von der ich nichts weiß? Falls Ja und Nein: Häufig wiederkehrendes Übel, dem nicht mit >Hysterie, >Emanzipation oder gar >Intoleranz beizukommen ist. Da helfen nur fest terminierte >Aufräumaktionen. Falls Nein und Ja: Möchte ich jetzt doch noch auf den Punkt Emanzipation kommen und fordere mein Recht auf Mehrfachdeutungen und einen fetten 2er (mindestens) davor!” Es ist eine fremde und seltsame Welt.
Mao: 1) 26.12.1893- 09.09.1976, der große Vorsitzende der Kommunistischen Partei der Volksrepublik China und Oberkommandierender der roten Armee Langjährige Ikone ganzer Heerscharen revolutionärer Splittergruppen. 2) Leitbild des >Mao-Dadaismus. >Schattentheater.
Mao-Dadaismus: Spielart des >angewandten Realismus. Seit 1996. Treibt Schabernack mit dem Ansehen des großen Vorsitzenden >Mao Zedong versucht aber - über die radikale Übersteigerung und nachfolgende Zerstörung alter Götzenbilder - durchaus auch eine neue politische Diskussion in Gang zu bringen. Dabei sind verschiedene Elemente von Bedeutung. Die farbenfrohen Darstellungen Maos in der chinesischen Kulturrevolution vereinigen Pop-Art und Sozialistischen Realismus zu einem Gemisch mit dem sich in aktuelle Auseinandersetzungen über Funktion von Kunst/Kulturindustrie/Form und Inhalt intervenieren läßt, Langer Marsch, >Schattentheater.
Mao-Kram: Mao-Büsten,silberne Mao-Knöpfe, Traktate, Bilder, Anstecker, Mao-Bibeln, Mao-Mützen, Mao-Jacken, rote Fähnchen, Mao-T-Shirts. Größtenteils selbst gefertigt gehört der M.K. zur Grundausstattung des Mao-Dadaismus. Sein Verkauf dient der Finanzierrung des Ankaufs neuen M.K.s.
Mao-Nacht: Standardisiertes abendfüllendes Kulturprogramm des Mao-Dadaismus. Eine vollständige Mao-Nacht umfaßt >Schattentheater, >Mao->Quiz, Gröhlen von Parolen, Fritieren von Krabben-Chips und einen Kurzauftritt der Gruppe >Gabba Gabba Hey.
Mao-Stickbild,großes: (203x160cm) Gemeinschaftskunstwerk des >Bfar. in Sticktechnik Das M.S. zeigt das Porträt des Vorsitzenden Mao (schwarz auf rotem Grund im gelben Strahlenkranz) mit dem Schriftzug: "Die Revolution ist keine Abendgesellschaft, kein literarisches Kunstwerk, kein Gemälde und keine Stickerei." Unvollendet, in Privatbesitz.
Mao, Marcuse und Dr. Mabuse: Schattentheaterstück des Agit-Prop-Theaters Vorderpfalz.1997. Das von situationistischem Gedankengut durchdrungene Stück beschreibt wie der schreckliche Dr. Mabuse mittels Konsumterror und Massenhypnose Besitz von den Seelen der Menschen ergriffen hat. Ein Haufen verzweifelter Desperados (>Marcuse, Ulrike >Meinhof, Jonny Rotten, >Corto Maltese u.a.) macht sich auf das Böse zu bekämpfen. Am Schluß bekommt es >Mao vom Kasper mit der Klatsche.
Mao, Moneten und graue Tapeten: Schattentheaterstück des Agit-Prop-Theaters Vorderpfalz (1998). In diesem Stück sind Stefan >Derrick und Harry Klein mit einer geheimnissvollen Mordserie konfrontiert. Da sie keinen geeigneteren Täter finden können verhaften sie schließlich den Generalsekretär der FDP Bodo Wasserwelle. Inhaltlich wird hier öfters mal auf Innere Sicherheit und Innenstadt-Aktionen angespielt.
Mc Orgelmüller: Alleinunterhalter. Rudi >Maier
Marcuse, Herbert: (19.7.1898 - 29.7.1979) Vertreter der Frankfurter Schule. Beeinflußte maßgeblich die Rebellion von 1968. In "Der eindimensionale Mensch" beschreibt M. die westlichen Industrienationen als Gesellschaften ohne Opposition, in die der Mensch vollkommen eingebunden ist. Parallelen dazu finden sich auch in Guy Debords "Gesellschaft des Spektakels". Im Gegensatz zu >Adorno und Horckheimer schrieb M. dem revolutionären Aktivismus einiges an Bedeutung zu, dagegen sei vom Proletariat nichts mehr zu erwarten. Darf auch heute noch gelesen werden.
Marxistische Gruppe: Spätgeburt der “Neuen Linken” mit Sitz in Bayern, mittlerweile aufgelöst. Zeichnete sich durch starken intellektuellen Destruktionstrieb aus. War eigentlich gegen alles.
Maschine s/w: 17.-20. 08 Kulturdepot LU
Masterclass of Carl Barcs: Performancetruppe, welche mit dem Spannungsverhältnis aus akademischer Kunst und spaßbezogener Trash-Kultur experimentierte. Zerbrach letztendlich an diesen Spannungen. >McWolf, Tschogy, > Krenkel, Katharina > Himmel, Markus, >Montoya, Su.
Mateo: bürgerl. Herrmann, Matthias. Goldschmied. Kam mit einem silbernen Eierbecher zum angewandten Realismus und blieb. Promoter der >Kunstweltmeisterschaft. Pyromane. Spielt bei >WKZ, >Essen.
McWolf, Tschogy: (bürgerl.: Joachim Wolf) unermüdlicher Helfer bei unzähligen Aktionen und Mitbegründer der > Masterclass of Carl Barks, >Essen.
Meier, der: 1) Im frühen Mittelalter Verwalter eines Fronhofes, später auch Pächter eines Gutes, 2) Mannheimer Stadtmagazin mit Programmkalender.
Mein Leben ist ein Zombie: Spielfilm von Dorothea >Donneberg, 1993-94. Darsteller und Ausstattung nahezu komplett aus dem Umfeld des >angewandten Realismus. Zuerst waren da die Zombiekostüme aus einer Fotosession und einer vorangegangenen Tanzperformance >“Strawinski: Le sacre du printemps”. Selbige Kostüme waren wohl zu schade für den Müll, aber zu sehr Schrabber für den Fundus. Deshalb beschloß man zusammen mit Kamerafrau D. Donneberg, zur Limburg zu fahren, um die Kostüme und ihre damit herausgeputzten Zombies in bewegten Bildern der Nachwelt zu hinterlassen. Die Ergebnisse dieses Dokumentar-Treffens fanden dann alle derart lustig, daß beschlossen wurde, noch ein paar weitere Kameratermine zu vereinbaren. Nach und nach füllte sich die Zahl der Filmpuzzlestücke zu einer solchen Menge, sodaß eines Tages (so ziemlich am Ende) beschloß, nun doch ein Drehbuch anzufertigen. Dank vieler schöner Drehorte, toller, z.T. selbst gefertigter Requisite und Garderobe und vieler qualifizierter Statisten kam ein meistervolles Mammutwerk zustande. (Stummfilm mit Live-Vertonung, über 35 min.) Premiere im >Kultursommer 1994 in der >LKW-Werkstatt in Ludwigshafen. Mit dem herausgeschnittenen Rohmaterial, welches bestimmt nochmal so lang ist, ließe sich gewiß noch ein wunderschöner Film zurechtbasteln...
Meinhof, Ulrike: 1934 - 1976, Atomtodgegnerin, Redakteurin der Zeitschrift “konkret”, Mitbegründerin der RAF. In ihrer Zelle erhängt aufgefunden. M. war Gegenstand einer Lesung von Günter >Rohrbacher-List im Rahmen der Ausstellung >APO - Dokumente der außerparlamentarischen Opposition (Ludwigshafen 1996).
Memento Mori: 1) lat., zu dt. etwa "gedenke deiner Sterblichkeit!" 2) Ludwigshafener Musikgruppe, gegründet 1987
Mies, Herbert: Ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Kommunistischen Partei >(DKP). Hat es durch einen miesen Trick geschafft, in dieses Buch zu kommen.
Minderheit, die: M. wird der >angewandte Realismus immer bleiben. Eine verschwindende? radikale? elitäre? diskriminierte? verfolgte?
MO, Hajo: >Heart Gallery, >Maschine s/w
Mob: engl. Pöbel, Gesindel. Große, empörte Volksmasse, die böses im Schilde führt. Im Gegensatz zum “klassenbewußten Proletariat” steht der M. sowohl linksradikalen Theorien, als auch avantgardistischen Kunstaktionen häufig mit kritischer Distanz gegenüber, die unter unglücklichen Umständen oder unter übergroßem Einfluß von >Alkohol in Gewalt umschlagen kann. Oft auch wird der M. von politischen Gruppen jedweder Couleur umworben, um ihn für deren Zwecke einzuspannen. Personen, die dem M. entstammen, gelten allgemein als ideologisch unsichere Kandidaten.
Möbel: Schränke, Stühle, Bänke zerstören die Gelenke. Ohne Bank kommt keiner aus, jeder hat nen Schrank zu Haus. Zieht dieser Tisch sich aus? Nein, er wird ausgezogen, dann müssen sie ihn loben. Plötzlich klappt er zu, dann ruhen alle Möbel aus und Du legst Dich zur Ruh...
Modenschau, die: Zurschaustellung von Kleiderstücken zum Zwecke der allgemeinen Lobpreisung derselben >Chash from Caos
Monster, (lat.) das: Eine ganz üble Gestalt, widerlich und ekelhaft, igitt. M. dürfen nicht mit den >Zombies verwechselt werden.
Montagssitzungen: Sitzungen
Montana, Angelo: Der Pizza-Dealer des >Bueros. Wendet, wohl auch ungewollt, bei seiner Einkaufspolitik einige Methoden des >angewandten Realismus an. Und auch seine tägliche >Performance (außer Samstag) trägt klare Anzeichen von >Dadaismus. Als Opa ist er unübertroffen.
Moog, Detlef, geb.1956 (Berlin) langjähriges Führungsmitglied des >BfaR (Träger der großen Mao-Medaille am Band), zuständig für Organisation und Finanzen. M. tritt in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung, prägte aber in der Vergangenheit durch Gelassenheit, Weitblick und Witz die inneren Strukturen des Bueros. Unvergessen sind indess seine wenigen, eindrucksvollen Auftritte an der klassischen Gitarre. Moog ist seit 1993 an allen wesentlichen Aktionen des >BfaR beteiligt und arbeitert nebenbei für ein großes pfälzisches Chemieunternehmen. >Wandern.
Mord und Totschlag, der: Die etwas altertümliche Beschreibung für einen Vorgang, welcher heutzutage gesetzlich verboten ist. Selbst der Versuch von M. und T. wird in der Regel mit Gefängnis bestraft. Dennoch ist M. und T. in Literatur, Malerei, >Film und anderen kulturellen Disziplinen unverändert beliebt, was durchaus auch an der Illegalität liegen könnte.
Morituri te salutant: lat.: Die Todgeweihten grüßen dich; Populäre Redensart, meint etwa: “Ich habe eine schwere Aufgabe vor mir”.
Museum des angewandten Realismus: Großer Kuppelbau (in Planung) auf dem Gelände der heutigen Badischen Anilin und Soda Fabrik. Das Museum umfaßt bildnerische Werke und Dokumente aus allen Schaffensperioden des >angewandten Realismus. Es werden dort u.a. zu sehen sein: eine Flügelschraube vom Fahrrad des Ludwigshafener Oberbürgermeisters, die 100 Sparbücher des Karl-Heinz >Bloss, eine Vase mit Tränen die >Billy auf den Buero-Sitzungen vergossen hat, nebst einem Faß voll Schweiß von der Stirn General >Schweißtropfs , ein gigantischer Wandteppich mit dem Konterfei des Vorsitzenden >Mao, eine Sammlung von Kronkorken, die Orginal Inneneinrichtung der Gaststätte >"Blau", viele bunte Bilder und noch mehr revolutionäre Schriften. Der mit dem Museum gekoppelte Erlebnisspark wird von der Rentner-Kommune des >angewandten Realismus bewirtschaftet werden.
Music Hall: Alteingessene Diskothek im Ludwigshafener Stadtteil Oppau. Auf Initiative O.W. >Himmels in den späten 80er Jahren Schauplatz einiger Aktivitäten des >BfaR die hauptsächlich der Auffstockung der Gruppenkasse dienten. >Big Bug, >Bela Lugosi's Dead.
Muskatewitz, Ute: geb. 1970. Taucht seit frühesten Zeiten immer wieder im Umfeld des >angewandten Realismus auf. Saß schon 1985 mit am Tisch, als das Buero seine Nicht-Aktion >Performance Politik zelebrierte. Half später der >Fallen Angels Bump Society bei dringenden Personalproblemen aus und ist nicht nur als Videofachkraft wegen Ihres Wissens über Erhältlichkeit alter >Filme sehr geschätzt.
Muttermal, das: ganz schlimm, laut neueren medizinischen Erkenntnissen Hort der Krebskrankheit, welche den Körper darniedersiechen läßt.
My, Veronika: Organisierte mit >Alghieri, Daniela im Spätsommer 1993 die BfaR Expedition in den hohen Norden,Bremen.
Nachbarn, nörgelnde: Internationales Problem, welches kaum zu lösen ist. Im Umfeld des >Bueros werfen n.N. mit Kartoffeln, um Veranstaltungen des angewandten Realismus zu stören. Ist nach dem Auszug aus der >Kaiser-Wilhelm-straße 62 in die >Karl-Krämer-straße 2 für das >Buereo weitgehend hinfällig geworden.
Nagel, Karl: Vorsitzender des ständigen Ausschusses beim Zentralkomitee der Anarchistischen Pogo Partei Deutschlands (APPD), alter Chaot.
Napalm: Chemischer Kampfstoff der hauptsächlich im Vietnam-Krieg zum Einsatz kam. Titel eines Gedichtes von >Tuli Kupferberg. Die Vertonung des Gedichtes gehört zu den zentralen Bestandteilen der Gruppe >"Gabba Gabba Hey". Eine geleeartige Substanz, hergestellt durch die Lösung von Naphtensäuren und Palmitinsäuren in diversen Kohlenwasserstoffen (gerne wird Benzin genommen). Mit N. lassen sich mustergültige Brandbomben füllen, deren Einsatz während des Vietnamkrieges durch die USA weltweit für Aufsehen sorgte. Dadurch und durch die Volksmusik inspiriert, nannten die Musiker O.W. > Himmel und Helmut > van der Buchholz ihr Duo > Original Napalm Duo. Und der amerikanische Postbeat-Poet Tuli > Kupferberg fühlte sich durch den N.-Einsatz veranlaßt, ein Theaterstück ("Ficknam") zu schreiben, aus welchem die Musikgruppe > Gabba Gabba Hey den Vers "Napalm" durchaus erfolgreich, da mit "Melodie" im Gesang, vertonten. Auch sonst wurde im Umkreis des > angewandten Realismus viel Schindluder mit N. und Kupferberg getrieben > Sommernachtsficknam und Günther > Weiser.
Narrenfreiheit, die: Unerläßliche Grundlage mancher Aktivitäten des >angewandten Realismus, auch wenn (oder gerade weil) seriöses Arbeiten innerhalb seiner Strukturen eher die Regel sind. N. ist das hervorstechende Merkmal der vorweihnachtlichen Veranstaltungsreihe >Niveau unter Null.
Nase, die: große >Pappmaché-Arbeit aus dem Projekt “der >Gummibär”. Es existieren eine ganz mißglückte und eine beinahe mißglückte Nase, letztere weist eine Ähnlichkeit mit dem Lyriker Dieter M. >Gräf auf.
Naßzelle: Örtlichkeit zum Verrichten dringender Bedürfnisse im Hof des >Bueros. Gab jahrelang Stoff für ergiebige Diskussionen her: Wer beschafft das neue >Klo?, wer baut es ein?, wer macht das Klo sauber? Inzwischen fast klinisch reiner Zustand, wird allerdings Gerüchten zufolge von zwielichtigen Bewohnern des Vorderhauses mißbraucht.
Neonbuchstaben, die: Besagte Neonbuchstaben sind eigentlich Blechbuchstaben, da die Neonteile der Buchstaben vermutlich 1987 in den Besitz von H. U. >Petri übergegangen sind. Mit der Unmenge von Buchstaben ( in der Zeit um 1990 weit über 30) zwischen 50 und 100 cm Höhe konnte eigentlich nichts vernünftiges angefangen werden (außer einigen Schaufensterillustrationen in der Welserstr. 26). Ergab eine schreckliche Lagerproblematik. Wirklich verwendbar war eigentlich nur der Schriftzug ROSENGARTEN; MIT DEM SICH Worte wie NORA; GARN; ROSA; Neon usw. bilden ließen. Allerdings nur so lange, bis O.W. >Himmel, dem generell ein Hang zum Mammon nachgesagt wird, sinnloserweise das A verscherbelt hat.
Neonleuchtschilder: Eine Zeitlang bildete der Verkauf von halblegal in den Besitz des >angewandten Realismus gelangten N. eine der Finanzquellen des Bueros. Es handelte sich vor allem um Zigarettenreklamen (Reval, R6) , ein Klosterfrau-Transparent (toll) und um Bayer-Apotheken-Reklame. Das in Ludwigshafen bekannteste Exemplar wurde handwerklich bearbeitet und wirbt heute für den Naturkostladen >Schwarzwurzel, Volker >Halisch.
Neu, Andre: Pfälzer Linksradikaler, ehemaliger Anführer der >SdaJ Ludwigshafen (bis 1989). N. war erklärter Gegner der >Pfälzer Liste/Liste Pfalz. Obwohl er den >angewandten Realismus als kleinbürgerlich, dekadente Strömung verachtet, geht er in regelmäßigen Abständen prinzipienlose Blöcke mit ihm ein.
Neumann, Therese: die Stigmatisierte von Konnersreuth. 1) 1898-1962, Landwirtschaftsgehilfin aus dem oberpfälzischen Konnersreuth. Stigmatisiert (1962) mit den Wundmalen Christi gezeichnet. Von 1927 bis zu ihrem Tode angeblich ohne Nahrungsaufnahme. Besonders in den 50er Jahren große Touristenattraktion. Noch heute finden Wallfahrten nach Konnersreuth (Resl hilf!) statt. 2) Aktion des >Buero für angewandten Realiamus >Hutter, >Schwab. Premiere am 8. Mai 1987 in der >Fabrik zu >Worms anläßlich der Ausstellung >“Der Papst in Ulan Bator”. An anderen Orten wiederholt, auch unter dem Namen “Das Therese-Neumann-Projekt". Ein vertonter Diavortrag beschreibt unter Auswertung einer Vielzahl religiös-sektiererischer Broschüren und Traktate, aber auch einiger ernsthaft-psychologischer Arbeiten das Leben und Leiden der stigmatisierten Therese Neumann. In der Regel Großbildprojektionen (Worms 6 X 6 Meter), hinzufügen von athmosphärischen Elementen (Kerzen, Weihrauch, Stroh, später auch feuchte Leintücher, Wunderkerzen, Knallkörper, Bewegungen vor der Projektionsfläche). Ziel: Direkte Konfrontation eines ausgesuchten Publikums mit dem Thema. Erwartung: Das Thema wirkt schon als solches absurd und lächerlich. Inhaltliche Elemente: Der Reiz der Wunden, Hysterie und Suggestion, Anachronismus, Manipulation und Massenkommunikation, Wahrheitsfindung. Ergebnis: In der Regel Ergriffenheit der Zuschauer, langandauernde Didkussionen über Papapsychologie, Zweifel an der Anti-Klerikalen Grundhaltung des Bueros. Literatur: Steiner, Johannes: Theres Neumann von Konnersreuth, München und Zürich 1963; Prälat Molz: Barbara Pfister, eine pfälzische Stigmatisierte, Speyer 1929; Brentano, Clemens: Die Passion, nach den Betrachtungen der Anna Katharina Emmerick, Kevelaer 1951; Schallenberg, Gerd: Visionäre Erlebnisse - Erscheinungen im 20. Jahrhundert. Eine psychopathologische Untersuchung, 1978
Nibelungen, die: mittelhochdeutsches , sehr deutsches episches Werk. Unbekannter Autor, In den Hauptrollen Krimhild,Brunhild, Gunther,Gernot, Giselher und der böse Hagen Von einer Clique innerhalb des >BfaR wird seit langem geplant das N. als Theaterstück aufzuführen, möglicherweise in Form einer Collage mit Shakespeares "Sommernachtstraum". Konnte bisher verhindert werden.
Nicht mehr fliehen können ist auch ein Ausweg: Abendgestaltung mit ca. 30 geladenen Gästen. Mannheim, alter Schlachthof, Dynamostraße, 18. 08. 1984. >“Billys intime Aufzeichnungen” notieren hierzu: “Umherfahren auf der Suche nach Abrißhäusern, Drehorten, romantischen Nischen. Mannheimer Schlachthof, unter dem Dach ein riesiger Saal mit Dutzenden zerbrochenen Theatersesseln, Kronleuchtern, Podesten, Telefonzellen aus den 30ern, dicken vermodernden Samtvorhängen, zentimeterdickem Staub, ein Licht durch die zerbrochenen Dachziegel - unmöglich künstlich zu erzeugen.” Am Abend bei >Sekt und Kerzen eine prima Jürgen >Hatzenbühler Performance. Schreibt mit großen Lettern Code-Worte an die Wand und versieht sie mit Initialen von anwesenden Gästen. Rote Liebe. Löst gelegentlich >Betroffenheit aus. (Kein Mut -Kein Mädchen. W.Wal.) Akustisches Konzert der >Passion of Lovers. Hamlet-Rezitationen. Hans Joachim Schwind klettert mehrfach betrunken über das Dach. Wunderschöner Abend. Nur Ute >Lingelbach hat es nicht gefallen. Schade.
Nihilismus, der: (lat.) Geisteshaltung, die besagt bzw. fordert, daß alles Bestehende als Unsinn zu werten ist. Im N. werden sämtliche Werte, Regeln und Zielsteckungen jeglicher Gesellschaften strikt und nahezu kompromißlos abgelehnt. Der Nihilist befreit sich somit von unnötigen Lasten und Sorgen. Von Künstlern im Umfeld des angewandten Realismus werden eigene Werke und Taten als Ausnahmen nihilistischer Ablehnungspraktiken angesehen, nicht immer aber die der Kollegen. Literatur: F. Nietzsche: Also sprach Zaratustra; Geometric Government: Form und Gesellschaft, Ludwigshafen 1996.
Niveau, das: (frz.) 1) Ausprägung des geistigen Gehalts eines Menschen "hat man, oder auch nicht") 2) Mannheimer Postille Mitte der 90er Jahre des 20. Jdt., welche die Brücke vom Punkfanzine zum Boulevardmagazin meisterlich schlug. Das N. kam im Herbst 1994 im Rahmen einer verschwenderischen Releaseparty im >Contra N erstmals heraus und stellte im Herbst 1996 nach redaktionellen Kontroversen, sein Erscheinen zum Leidwesen hunderter regelmäßiger Leser ein. Die Ausgaben 1 bis 13 werden mittlerweile zu immens teuren Liebhaberpreisen gehandelt, von den späteren Ausgaben sind einige Restexemplare über diverse Vertriebe noch erhältlich.
>Buero-Shop
Niveau unter Null: Titel einer seit 1994 jährlich kurz vor Weihnachten stattfindenten Veranstaltungsreihe des >BfaR, die zur Finanzierung der Buero-Arbeit dient. Die Methode NuN besteht darin FreundInnen und Bekannte um mißratene, verschmähte, überdrüssig gewordene Kunstwerke zu bitten, diese in einer Ausstellung zusammenzufassen, um sie endlich in einer Auktion ohne Limit einem durch Alkoholkonsum in Kaufrausch versetzten Publikum zu verkaufen. Zur Auktion kommen auch regelmäßig von kreativen Menschen gestaltete >Gimmicks -einfache, gleichförmige Gegenstände (z.B. Stofftiere oder Gipsbüsten) deren Veränderung durch Künstlerhand regelmäßig einen perfekten Überblick über kunsthandwerkliche Techniken der Menschheitsgeschichte verschafft. Neben der Ausstellung kommen auch Performance- Musik- und literarische Darbietungen ,die als mißraten betrachtet werden zur Aufführung. Auf Grund günstiger finanzieller Prognosen fließt seit 1998 der Gewinn der Auktion in den "Fond für sinnvolle Projekte(FSP)". >Pater Rupert Mayer.
No Future: Beliebtes Motto seit 1977, in Deutschland etwa seit Mitte 1980 im Gefolge des >Punk. Ist mittlerweile seiner ursprünglichen Tragik beraubt.
NOO Richterskala: 1) Nach oben offene Skala zur Messung der Stärke von Erdbeben, benannt nach Hans Richter (1878-1961). 2) Aktion am 28.05. 1987 in der Mannheimer Hinterhofbühne in I7. NOO Richterskala zählt zu den eher spontanistischen Aktionen des >BfaR. Die Planung begann am 10.05.1987 (Abschlußbesprechung >der Papst in Ulan Bator) und wurde am folgenden Wochenende mit einer Arbeitstagung in >Maudach fortgesetzt. Formal basierte die Aktion auf vier Elementen: a) den bereits in der Hinterhofbühne vorhandenen Gerüstkonstruktionen der > Wilden Wormser, b) den bereits existierenden schrecklichen Kautschuck-Masken des Bueros, c) dem Ruf des Bueros als Skandaltruppe d) dem schönen Namen “NOO Richterskala”. Der Ablauf läßt sich so zusammenfassen: Installation der Gerüstkonstruktionen im Hof. Bei einsetzten der Dunkelheit langweilen des Publikums mit deutscher Marschmusik. Dann grelles Licht, Lärmbeschallung und Eindruck eines Fliegeralarms. Vier Treiber betreten den Hof -schwarze Gestalten mit goldenen Gummimasken- bewaffnet mit langen, bemalten Latten, mit dem Ziel, den größten Teil der Anwesenden in einen Gerüstverschlag zu treiben. Erstaunlich heftige Gegenwehr, teilweise harte, körperliche Auseinandersetzungen. Schließlich betraten ca. 10 Menschen mehr oder weniger freiwillig (neugierig) das Gefängnis. Verschließen des Gatters, Verschweißen mit Eisenketten, Spots auf die Gefangenen, quälende Geräuschkulisse. Aus einem Fenster größere Mengen Wasser, Mehl und andere Materialien auf die Eingeschlossenen. Reaktionen: Schadenfreude , hämisches Gelächter und Gejohle bei den freien Zuschauern. Die Aggressionen der Beschmutzten richten sich eher gegen die unsolidarische, gaffende Menge denn gegen die Aktivisten des Bueros. Endlich gewaltsamer Ausbruch aus dem Verschlag, teilweise Zerstörung des Käfigs. NOO Richterskala war vom Ansatz her “sinnleer”, bekam jedoch durch den unvorhergesehenen Ablauf den Charakter eines “Psychologischen Experiments”. Aktivisten: Daniela >Alghieri, Jörg >Fischer, Billy >Hutter, Armin >Kühne, Eckhardt >Schembs, Albert >Huber, Bernhard >Adrian, Helmut >van der Buchholz.
Nora: (Möre, Nöre), Tochter von Daniela Martin / Billy Hutter geb. 12.03.89, behinderte durch ihre kleinkindliche Daseinsform anfänglich die Entwicklung des >angewandten Realismus. Mittlerweile Expertin in Sachen >Mao Tse-Tung, strebt aber eine bürgerliche Karriere an (Krankenschwester).
Studiert derzeit in Landau.
Nudeln, ausgegangene: Spezialität der Pizzeria >da Angelo. A.N. gibt es dort in reichhaltiger Auswahl und in den verschiedensten Variationen. Alleine die offizielle Speisekarte weist über 40 verschiedene a.N. aus, und der Phantasie der Tagesspezialitäten sind kaum Grenzen gesetzt.
Nudeln, gekaufte: Bei gekauften Nudeln handelt es sich um>ausgegangene Nudeln, die ca. fünf Minuten vor Ladenschluß, meist von Michelina Montana, Tochter von Angelo >Montana, in einem naheliegenden Supermarkt erstanden werden. G.N. sind in der Regel dem glücklichen Umstand zu verdanken, daß Mitarbeiter des >angewandten Realismus ca. acht Minuten vor Ladenschluß Nudeln bestellen, was wiederum häufig darauf zurückzuführen ist, daß der Mitarbeiter >Billy seinen Laden, die >AIG, bereits ca. 12 Minuten vor Ladenschluß geschlossen hat. Diese Aussagen über g.N. gelten in der Regel auch für gekaufte Tomaten, gekauften Mozarella, gekauften Weißwein u.a.
Nudeln, hausgemachte: Spezialität in der Gaststätte “Gaensbroennel”, welches gegenüber der Welserstr. 26 liegt. Zu Zeiten, da hier die Geschäftsstelle des >angewandten Realismus war, pflegten die Arbeitsessen nicht in der Pizzeria >Da Angelo, sondern hier stattzufinden. H.N. gibt es in den Varianten Tomatensoße, Champignons, Meeresfrüchte, Schinken/Käse und Lachs. Werden gelegentlich vor und nach Veranstaltungen in der >LKW-Werkstatt konsumiert.
Oberster Sowjet: 1) höchstes parlamentarisches Gremium der ehemaligen Sowjetunion. 2) Liedtext der Gruppe >Stiebel Eldron, frühe regionale Punkhymne: “Es hat geklirrt! Das war der Oberste Sowjet!” Schöpfer dieses Epos ist vermutlich Ralph >Laubscher. 3) Presseerzeugnis aus der Vorgeschichte des angewandten Realismus, herausgegeben 1983 (121984) ??? von Mitstreitern um die >Evangelische Jugend Maudach. Redakteure waren u.a. Tschogy >McWolf, Ralf >Laubscher, Peter >Hook, Martin >Buchholz und Helmut >van der Buchholz. Der O.S. sah sich in der Tradition früher Punkfanzines, ließ seine Themenauswahl aber bewußt nach allen Seiten offen. In der ersten Ausgabe kündigte die Redaktion an, eine Nr. 2 würde auf dem Markt erscheinen, sobald die Premiere ausverkauft sei. Mit etwas Glück ist bis zur >Jahrtausendwende mit diesem Ereignis zu rechnen...
Ödland: postpubertäre Kunstzeitung der Jahre 1976/77. Von den im Lexikon des a.R. erwähnten Personen veröffentlichten in Ödland: >Gräf, Dieter M., >Hutter, Thomas Billy, >Ibach,Thomas, >Weller,Klaus.
Ockel, Petra: >Essen. Mutter der >BfaR Jungaktivisten Felix und Toni.
Oeschger, Ralf: freundlich-depressiver Künstler aus dem vorderpfälzischen Schauernheim. Oe. produziert meist lustige >Rost-Kunst-Objekte (RKO), die er gelegentlich bei Ausstellungsprojekten des >BfaR präsentiert.
Öffentlicher Raum: Forschungsprojekt des >angewandten Realismus seit 1996. >Schwitzgebels Maschine
Ominöse Präservative: “Die ominösen Präservative bezahlte der Kulturdezernent”, so der Titel einer Schlagzeile im Lokalteil des >Mannheimer Morgen, an die sich so mancher gern erinnert. Der brilliant formulierte Satz stammt von Rainer >Klein und bezog sich auf den Auftritt der Perversen >Weihnachtsmänner (Ludwigshafen 1985).
Øndverlag: Die Literaturabteilung des Bueros. Der offizielle Herausgeber der >Lyrixs of tomorrow und Veranstalter der >Hektoliteratur. Gegründet im Herbst 1988 von Michael >Volkmer und Helmut >van der Buchholz in der Gaststätte >Contra. Verleger u.a. von: >Otterstätter, >Koeck, >Wadle-Rohe, >van der Buchholz.
Opium fürs Volk, das: gerne zitiertes Bonmot von Karl M., welches neuerdings in der Bewegung zur Entkriminalisierung von >Drogen (>Rauschgift) eine Renaissance findet.
Orgie, die: überreichliche Nahrungs- und Getränkeaufnahme, gepaart mit anderen Auswüchsen, im Extremfall unter Einbeziehungen sexueller Handlungen (Sexorgie).
Original Napalm Duo, the: Musikalische Formation, bestehend aus O. W. >Himmel (Schlagwerk) und Helmut >van der Buchholz (Ventilposaune, Stimme). Spielen very modern Jazz.
Oshkosh: Fast Hund. Auch wenn da manche etwas anderes sagen wollten.
Osterrevue: Fake aus dem Umfeld der > Perversen Weihnachtsmänner. Nachdem diese zu Weihnachten 1985 einen Provinzskandal ausgelöst hatten, lancierten sie in den ersten Wochen des Jahres 1986 das Gerücht an einer Osterrevue zu arbeiten, bei der u.a. einige gekreuzigte Osterhasen auftreten sollten. Die lokalen Presseorgane griffen diese Mär mit Begeisterung auf .
Otterstätter, Alfred: Exzentriker und Plattensammler.
Otterstätter, Jürgen: Auch Ottl Otterstätter. Meister des exzessiven Gedichtes. Brilliert durch das Vortragen von Texten, die sich andere kaum zu denken wagen. Führte 1998 die >APPD-Landesliste Baden-Württemberg an. Seine Gedichthefte sind im BfaR- Shop erhältlich.
Ovopokalo: Esperanto, >Eierbecher.
Palmen, die: 1) tropische Baumsorte. 2) künstliche Palmen die Ende der 80er Jahre für die Diskothek “Music Hall” angefertigt wurden (Mammon) brachten mehrere Mitarbeiter des >angewandten Realismus an den Rand des Wahnsinns (Diletantismus-Nachtschicht). >Billy bringt sein erstes graues Haar unmittelbar mit P. in Verbindung.
Pälzer Liste/Liste Palz: siehe >PLLP
Palzwoi: Dialektbegriff für Wein aus pfälzer Landen. Wird häufig in Verbindung mit Schüttelreimen gebraucht. Als Meister der P.-Lyrik hat sich im angewandten Realismus vor allem General >Schweißtropf einen Namen gemacht, wie folgendes Poem zur Schau trägt: Palzwoi, Hals noi / alles muß erlaubt soi / Ich schlag der in die Fress noi / muschd bloß e Politess soi.
Panne, die: unerwartetes Mißgeschick, stellt sich überproportional häufig bei wichtigen öffentlichen Auftritten ein. Der >angewandte Realismus pflegt zur P. einen regelmäßigen, aber spielerischen Umgang, >Der zerbrochene Krug.
Panzerkommandant:, der. Theaterfigur, meist dargestellt von Helmut van der Buchholz, der einen vollkommen durchgerosteten, bemalten Stahlhelm besitzt. Der P. trat u.a. bei der Performance "Preperation for Stalingrad" in Erscheinung, dabei ausnahmsweise in einem Papp-Panzer.
Pappmache:
Papst: Meist ist damit das seit Jahrzehnten regierende Oberhaupt der Katholischen Kirche Johannes Paul II gemeint.
Papstbüsten: Ansammlung von urprünglich etwa 300 bemalten Gipsbüsten des hlg. Vaters. Zusammen mit den >Mao- und >Pater Ruppert Mayer-Büsten zählen sie zum klassischen Inventar des >angewandten Realismus.
Papst in Ulan Bator, der: 1) Ausstellungsprojekt vom 30. 4. - 10.5.1987 in der >Fabrik zu >Worms. Der Termin der Ausstellung wurde durch den Besuch des >Papstes in Deutschland, insbesondere in Speyer bestimmt. An der Ausstellung beteiligten sich Armin >Kühne, Thomas Billy >Hutter, Lutz >Hentzschel, Helmut >van der Buchholz und Albert >Huber. Unter Einbeziehung der Erfahrungen von >Lebende Legenden wurde ein themenbezogenes Arbeiten im engen Kreis und eigenen Räumen angestrebt. Die Ausstellung teilte sich in zwei Räume: a) freie Arbeiten zum Thema Religion und Papst und b) Gestaltung von fünf Altären. Das Projekt führte das >Buero enger zusammen unter Einbeziehung der >Wilden Wormser. Gelegentlich wurde kritisiert, daß keine Anti-Papst-Aktionen (Geißel-Züge etc.) direkt in Speyer durchgeführt wurden. Auf einen “gefälschten” Leserbrief in der Wormser Zeitung (Gotteslästerung!) antwortet die Ordnungsmacht unaufgefordert: “Eine Anzeige kann jederzeit erstattet werden.” Auf den hier gestarteten Verkauf von handgefertigten >Papstbüsten reagiert die katholische Kirche mit einer Produktion von Papst-Lollies. 2) Eröffnungsperformance zu 1) am 30. 4. 1987. Elemente: der thronende Papst, von Mönchen bewacht, die Herrin, ihre Sklaven peitschend, dem Papst unter den Rock gehend, Fassadenkletterer, Kreaturen im Käfig, Feuerspucker, Umsägen blutiger Kreuze mit der Kettensäge. Im Nachhinein betrachtet eine sehr stimmungsvolle, gelungene Aktion mit Massenbeteiligung, wenn auch nur mit Schrecken an diverse Details gedacht wird, wie z.B. Gauloise rauchende Mönche oder der Bruder Pförtner, der seinen Traktor-Schlüssel verlegt hat.
Paradeplatz: zentraler Platz im Herzen Mannheims. Im April 1998 Schauplatz einer gelungenen Innenstadt-Aktion. Etwa 200 Menschen versammelten sich zu Picknick, Spiel und Tanz um gegen die neuen Polizeiverordnungen zu demonstrieren. Montags schrieb die Bild-Zeitung: "Drogen,Dreck und Alkohol. Schande am Paradeplatz.
Partei, die: mit Betonung auf dem “die”. Die Partei hat immer recht. Hauptsächlich Lenin vertrat die Einsicht, daß die >Revolution ohne die Partei nicht nicht zu machen ist. “Die Partei” hat es in den siebziger Jahren ungefähr 27 mal in Westdeutschland gegeben, davon die meisten gleichzeitig. Und immer haben sich hierbei die Auflösungserklärungen besser gelesen als die Gründungsproklamationen. Mit der Pälzer Liste/Liste Palz >PLLP) hat sich der angewandte Realismus seine eigene Partei geschaffen. siehe auch >APPD.Literatur: Wir waren die stärkste der Parteien, Berlin 1977; Schlögel, Jasper: Partei kaputt, Berlin 1981
Parties: 1)engl. Bezeichnung für >Parteien. 2) in deutschsprachigen Gefilden gebräuchlicher für: zwangloses, privates Fest mit Musik, Tanz, Buffet und >Alkohol, besucht von Partygirls und Partylöwen. 3) der >angewandte Realismus gebrauchte das Medium der Party (sing. von Parties) mehrmals in den späten 80er Jahren, um eigene Inszenierungen durchzuführen, oder um mit eigens für diesen Zweck produzierten Designartikeln die marode Buerokasse etwas zu sanieren. s.a. >Bela Lugosi's dead, >Batman, >Music Hall.
Passion of Lovers (engl.): 1)leidenschaftliche Liebestollheit, erotischer Sumpf, Schleier des Unsagbaren... 2)allmählich in Vergessenheit geratenes Musikstück der Gruppe "Bauhaus" 3) (1984-1986) eine nach 2) benannte Musikformation, eng mit dem angewandten Realismus der Gründerzeit verbunden. Jochen >Scharf, Gisela >Aichert, Jochen >Strifler, Helmut >van der Buchholz und Walter >Walzel machten etwas, was 10 Jahre später unter dem Namen Dark Wave abgetan worden wäre, doch die Mitte der 80er war noch von Abenteuer und Experimentiergeist geprägt. Im Spätsommer 1984 bereicherten sie die Aktion >Nicht mehr fliehen können ist auch ein Ausweg mit einem Unplugged-Auftritt, als es so etwas wie MTV noch gar nicht gab.
Pater Rupert Mayer: 1) Katholischer Priester, Gegner des Nationalsozialismus, von >Papst Johannes Paul II selig gesprochen (zusammen mit Edith Stein). 2) Gipsbüste von 1). Im Jahr 1985 fielen durch Zusammenspiel glücklicher Zufälle mehrere hundert Gipsbüsten des seligen Pater Ruppert, nebst zugehöriger Silikon-Formen in die Hände des >angewandten Realismus. (Ein offensichtlich bankrotter Künstler hatte Büsten und Werkstatt fluchtartig verlassen) Pater Rupert spielt seitdem eine zentrale Rolle als Finanzquelle, Geschenkartikel und Kultobjekt. Hervorzuheben sind: a) Die Rolle Pater Ruperts als Hauptpreis bei der Helmut >Kohl-Wurfbude auf dem letzten >Mai-Zelt (Ludwigshafen 1989) des örtlichen >DKP-Kreisverbandes. b) “Ans Schenken denken - Pater Rupert schenken”, eine Verkaufsaktion von Pater Ruperts mit gebundener >Kra- watte im Cafe >Piranha zu Worms Weihnachten 1989. c) Pater Rupert als >Gimmick der >Niveau unter Null-Ausstellung 1995 mit künstlerisch und kommerziell hervoragenden Ergebnissen. Pater Ruperts sind zu Preisen zwischen 6,80 und 9,80 Euro (aktuellen Tageskurs erfragen) auch noch Jahre nach der Veröffentlichung dieses Lexikons in den jeweiligen Räumen des Bueros zu erwerben.
Performance Politik: Performance des >BfaR am 15. 11. 1985, Ludwigshafen, >Klanghaus - Festival im >Haus der Jugend. Intern auch Hühner II genannt. Aufgrund verschiedener Faktoren schied eine ordnungsgemäße Aktion aus. Ziel stattdessen: Neutralisierung der Aktion. Anfertigen und Bemalen von 86 >Gipshühnchen der Variante roh, tiefgefroren (Beine brechen bei Berührung leicht ab). Öffentliches Verzehren eines >Grillhühnchens unter der Melodie von “Ich wollt', ich wär ein Huhn, und hätt nicht viel zu tun”. Abgabe einer Erklärung: Die Aktion ist keine. Die Zuschauer werden durch das Verteilen von Gipshühnchen (Kunstwerke) für den entgangenen Kunstgenuß entschädigt. Die Herstellungskosten der Hühnchen entsprächen exakt der Höhe der Gage. Während der Nicht-Aktion kommt es zu turbulenten Szenen - kreischende Menschen, die sich, mit Hühnchen überladen, in Richtung Ausgang kämpfen, darunter auch der künftige Landtagsabgeordnete B. >Braun. Im Anschluß ein Redebeitrag von Helmut >van der Buchholz über Helmut >Kohl und Baghwan. Andere Buero-Mitglieder verlassen den Saal, um den puristischen Charakter der Aktion zu wahren. Die anwesende örtliche Presse übte sich einmal mehr in Unverständnis: Redakteur Rainer >Klein bezeichnete die Performance Politik als “hohler Kokolores”. Performance Politik: >Hutter, >Hentzschel, >Walzel, van der Buchholz, und als Gast: Ute >Muskatewitz.
Pest: 1) (lat. Pestilenz), akute, epidemische, fieberhafte Infektionskrankheit, durch Rattenflohbiß auf den Menschen übertragbar. Häufigste Formen sind die Beulen- und die Lungenpest. Zwischen 1348 und 1350 tötete die P. ca. 1/3 der Einwohner Europas (schwarzer Tod) Themenverwandte Stichworte sind Flagelantismus, Pestärzte, Raserei, Endzeit, Quarantäne, Ratten, Sexuelle Ausschweifungen usw. 2) Romanfragment von Thomas Billy 0Hutter, begonnen Mitte der 80er Jahre, wird voraussichtlich in diesem Jahrtausend nicht mehr vollendet werden. 3) Kategorie des angewandten Realismus, beschreibt den Zeitgeist der ersten Hälfte der 80er Jahre. Korrespondiert mit >Punk, 3. Weltkrieg, Endzeit etc. >Innenarchitektur. Literatur: Rosenfeld, Hellmut: Der mittelalterliche Totentanz, Köln/Wien 1974; Hecker, J.F.C.:Die großen Volkskrankheiten des Mittelalters (hrsg. von A. Hirsch), Hildesheim 1964; Hoeniger, Robert: Der schwarze Tod in Deutschland, ein Beitrag zur Geschichte des 14. Jahrhunderts, Berlin 1982; Ziegler, Phillip: The black death, London und Glasgow 1969; Friedell, Egon: Kulturgeschichte der Neuzeit, BdI, München 1927; Lebenwaldt, Adam: Land-, Stadt- und Hausarztnen-Buch....., Nürnberg 1645
Petri, Hans-Ulrich: gen. HUP, konnte schon mit 16 komplizierte Autoreparaturen durchführen; jugendliches Genie, Photograph, später erfolgreicher Geschäftsmann als Licht- und Tonanlagen-Verleiher. Unterstützer früher Aktionen des >BfaR.
Petri, Joachim: Bruder von H.U. >Petri, Filmemacher, Firmeneigentümer (Industriefilme). Als Jugendlicher Mitarbeit in der Ludwigshafener Schülerbewegung. Sah die frühen Aktionen des >BfaR (bis ca. 1989) mit Sympathie.
Pfalz [ahd. aus lat. palatium] die, war im Frankenreich und im mittelalterl. Deutschen Reich ein schlossartiger Wohnsitz der Könige und Kaiser (Königs- oder Kaiserpfalz), ist aber auch eine unbeschreiblich schöne Gegend im südwestlichen Deutschland am unteren Oberrhein, bewohnt von unglaublich freundlichen Menschen. Geographisch gliedert sich die Pfalz in Vorderpfalz und Hinterpfalz (Westpfalz) und in Süd- und Nordpfalz. Sie ist überwiegend hügelig (Pfälzer Wald und andere weniger bedeutende Gegenden) aber auch flach (Rheinebene). Die Metropole der Pfalz heißt >Ludwigshafen. Die Hauptbeschäftigung der Einwohner (Pfälzer) ist die Herstellung von alkoholischen Getränken (Wein) und von nicht in der Natur vorkommenden Stoffen (chemische Industrie). Die wichtigsten Sportvereine sind der 1.FC Kaiserslautern und der SV Südwest Ludwigshafen. > Herbstwanderung, > PLLP
Pfälzer Liste/Liste Pfalz: Rechtschreibtechnisch umstritten. Während die offizielle, ins Vereinsregister eingetragene Variante die hochdeutsche ist, führt der Partei >stempel die pfälzische: also Pälzer Liste/Liste Palz. Weiteres unter >PLLP.
Pfütze, Bernd: geb. 1940, (Dresden) Organisationsname “die >Rentener”, Drogist, Kaufmann. P. konnte über die Wahlkampagne der >PLLP 1993/94 für den angewandten Realismus gewonnen werden und gilt seitdem als Aktivposten der Organisation, die er auch logistisch, aus reichhaltigem Erfahrungsschatz (u.a. BASF-Länderbereich Osteuropa) schöpfend, wortreich unterstützt. Seine launigen Redebeiträge machen die wöchentlichen >Sitzungen des Bueros häufig zum Erlebnis. Eine genauere Beschreibung seiner Hauptthemen Katze, Josef, Stefan, Speyer, Schildkröte und Jazz würden den Umfang dieses Buches sprengen. Unvergessen sind seine enthemmten Darbietungen im Bereich der Kleinkunst, so als “Steppender Volkspolizist”. P. gilt als passionierter Sammler und hat sich durch das akribische Zusammentragen von Dokumenten der >APO bleibende Verdienste erworben. War 1967 an der Gestaltung des , in jedem besseren APO-Bildband reproduzierten, Transparents "BENNO OHNESORG ERSCHOSSEN!“ beteiligt. Seit einigen Jahren moderiert er, mit wechselndem Erfolg die Performencenacht der Veranstaltungsreihe >Niveau unter Null. Gründete 1996 die >Agitprop-Bühne Vorderpfalz Steht im Theaterhaus TIG7, MA auch mal auf der Bühne oder legt sich für ein Krankenhaus-Soap („Krankenhausreif Klinikum Lu Mitte“) auf den OP-Tisch.
Phillip,Ralf: begabter, junger Dressman für Bademoden bei >Cash from Chaos. Hat sich sonst um den >a. R. eher als Veranstalter und Organisator von Auftritten verdient gemacht. >Offenburg, >Eisbruch.
Photographie, die: >Fotografie
Picknick: Zusammentreffen mehrerer Personen unter freiem Himmel zwecks der gemeinsamen und unkommerziellen Einnahme von Nahrung.
Pillepalle > proletarischer Ausdruck, verbreitet vor allem von Volker >Halisch. Meint vor allem “leicht zu lösendes Problem”, aber auch “sinnloses Geschwätz”, “weiches Argument”, “nicht sonderlich geachteter Mensch” oder “schlecht verleimte Holzverbindung”.
Pils, das: Widerpart des Exportbieres. Trotz größerer Anhängerschaft auf den >Montagsitzungen vermag es sich bei Teilen der Anwesenden nur als Notgetränk durchzusetzen.
Piranha, der: In südamerikanischen Flüssen lebender kleiner Raubfisch mit scharfen Zähnen, der im Schwarm jagt und seine Beute innerhalb kürzester Zeit bis auf das Skelett abfrißt.
Pizza: "Mafia-Torte !" (>Montana, A. Ludwigshafen 1997)
Platten: Heiligtümer aus Vinyl, sammlungswürdiger Gegenstand, nur selten in Antiquitätengeschäften anzutreffen. Der >angewandte Realismus verwendete das Medium Schallplatte auch dann, wenn der Einsatz einer Cassette oder CD aus technischen Gründen näher gelegen hätte. Beispielsweise im Ballett >"Strawinski: Le sacre du printemps" (Ludwigshafen 1993). Unglücklicherweise rutschte hier der Tonarm einige cm nach außen, was die Materialschlacht und die Tortur des Publikums um etwa 10 Minuten verlängerte...
PLLP: der politisch-legalistische Arm des >angewandten Realismus seit dem April 1993. In den ersten Frühlingswochen dieses Jahres war die Arbeit des Bueros von den Vorbereitungen auf seine Ausstellung “>Weck, Worschd un Woi”-Rudimente aus der >Pfalz geprägt. Zur gleichen Zeit stand das Buero vor der Aufgabe, rechtzeitig zu der, im folgenden Jahr stattfindenden Kommunalwahl Stellung zu beziehen. Übereinstimmend kam man zu dem Schluß, daß man sich von den im Stadtrat vertretenden >Parteien nicht vertreten fühlt. Zu einer erneuten Kandidatur auf irgendwelchen Plätzen der offenen Liste der >Grünen, wie in den zwei vorangegangenen Wahlen praktiziert, hatte niemand so richtig >Lust. Die Grünen waren ohnehin zu einem traurigen Mischmasch aus >Betroffenheit und Langeweile mutiert und lechzten bereits auf gutbezahlte Stadtverwaltungs-Jobs. So kam man spontan und folgerichtig zu dem Schluß einer EIGENKANDIDATUR. In der Debatte über die Art und Weise der Wahlbeteiligung formten sich diese Elemente heraus: a) bei der Formulierung einer radikalen Kritik an dem momentanen Zustand des Systems und seiner Repräsentanten müsse der Schwerpunkt auf dem Ausprobieren neuer Methoden und Aktionsformen liegen. b) die Weiterführung des Themas >“Pfalz” als nicht abgeschlossener Arbeitsansatz der Gruppe. c) den ganzen Wahlkampf als eine langgezogene Kunst-Aktion (gestrecktes Happening) angehen. d) die Welle einer sich andeutenden Abkehr von den etablierten Parteien ausnutzen, wie andere Gruppierungen dies schon praktiziert hatten. (>APPD, Statt Partei, UngüLtiG, Liste Rüssel etc.) e) die Formel >“Weck, Worschd un Woi” solle zentraler Wahlslogan werden. Erste Versuche, diesen Projektansatz nach außen zu tragen, lösten schon im eigenen Milieu zahlreiche Diskussionen aus. Im Mittelpunkt standen dabei drei Fragenkomplexe: a) Ist es vertretbar, durch eine Eigenkandidatur anderen Kräften (vor allem den Grünen) Stimmen wegzunehmen? b) Sollten nicht wenigstens einige rationale, politisch korrekte Forderungen (z.B. zur Ausländerfeindlichkeit) in des zu formulierende Programm aufgenommen werden? und c) Ist die Konzentration auf das Thema “Pfalz” nicht etwas, das nach Nationalismus und schlimmerem riecht? Letzteres war ein zutiefst lächerlicher Vorwurf, da der Begriff “Pfalz” geradezu den Begriff “Doitsch” ad absurdum führen sollte. Allerdings war man auch einhellig der Meinung, daß die Stimmen von rechten Vollidioten, die dies nicht verstanden, bei der PLLP besser aufgehoben seien als anderswo. Das Ergebnis dieser Diskussionen war: Das Projekt der Pälzer Liste sollte in einer betont absurden rein pfälzischen Linie ausgeführt, die Form zum Inhalt gemacht werden. Die PLLP war es dann auch, die bereits im Sommer 1993 mit einer furiosen >Performance und Plakat-Ausstellung im Bgm.-Reichert-Haus ( >support your local hero) den Beginn des Wahlkampfes einläutete. Die politische Stimmung im Lande schien der Analyse der PLLP zunächst recht zu geben. Bei Wahlen in anderen Landesteilen konnten unabhängige Listenverbindungen z.T. sensationelle Erfolge verbuchen. Im Januar 1994 gelang der Pfälzer Liste der nachste große Schritt: Nachdem mit der “WählerInnenvereinigung Pfälzer Liste/Liste Pfalz e. V.” der PLLP eine juristische Form gegeben war, wurde eine KandidatInnenliste mit 56 Personen unterschiedlichster Couleur (von Dr. >Rettich-Jetz bis >Arschbacken-Pat) aufgestellt und damit der Anspruch untermauert, “die größte pälzer Kraft zu sein”. Als größtes Hindernis auf dem Weg zur Wahl erwies sich indes die vom rheinland-pfälzischen Wahlgesetz vorgeschriebene Sammlung von 250 Unterstützer-Unterschriften (vom wahlberechtigten Bürger persönlich auf dem Wahlamt zu leisten). Nur durch den zähen Einsatz des Spitzenkandidaten konnte dieses Ziel etwa zwei Stunden vor Ablauf der gesetzlichen Frist erreicht werden. Bereits der Kampf um die Unterschriften hatte klar gemacht, daß die Wahrscheinlichkeit, breite Massen für die Stimmabgabe zu gewinnen, nicht die Höchste sein würde. Die Wahlkampfkommission der PLLP hielt dennoch konsequent an der von ihr vorgegebenen Marschroute fest: “Mer mache solang wie's Schbass mache duud.” Trotz minimalem Etats gelang die Produktion einer Werbeschallplatte mit zwei prägnanten Wahlkampf-Slogans. Über 600 zweifarbige Plakate (mit pfälzer Schwein und pfälzer Rettich als wichtigen Signifikanten unserer Heimat wurden im Stadtgebiet gehängt. Mehrere tausend Handzettel, Faltblätter und Aufkleber wurden an die Ludwigshafener Bürgerschaft verteilt. Und schließlich war die, bereits im Vorfeld als wichtiges Detail angekündigte Wahlparty bestens besucht und von ausgezeichneter Stimmung geprägt. Das Wahlergebnis selbst war dann für die großen Ludwigshafener Parteien eher ernüchternd: Die >Sozialdemokratie mußte Verluste um die 10% hinnehmen, verlor die absolute Mehrheit und die PLLP konnte nur 0,9% hinzugewinnen. Trotz der Erleichterung, daß der PLLP die Parlamentsarbeit und damit eine Menge Streit und Ärger in den eigenen Reihen erspart blieb, muß festgestellt werden, daß zumindest eine Eins vor dem Komma dem Selbstbewußtsein nicht geschadet hätte. In der anschließenden Analyse des Wahlergebnis konnten einige der Gründe für das magere Abschneiden erkannt werden. So war die >Politikverdrossenheit der Wähler seit dem Frühjahr '94 etwas rückläufig. In Ludwigshafen kandidierten 3 Listen (Grüne, Frauenliste, PLLP) mit annähernd gleichem Wählerpotential. Und die Massenmedien, allen voran die örtliche Lokalpresse, ignorierte den Wahlkampf der PLLP fast völlig. Zudem blieben die erwarteten Angriffe der etablierten Parteien fast völlig aus. Die PLLP wurde nicht, wie erhofft, zum Selbstläufer. Aber auch in den Reihen wurden Fehler gemacht. Die wichtigsten sind hier kurz zusammengefasst: a) Es ist nicht gelungen, die PLLP auf eine wirklich breite Basis zu stellen. Wirklich aktiv am Wahlkampf beteiligt haben sich nur knapp 10 Personen. Und selbst in der eigenen Szene wurden die Bedenken gegen das Projekt Pfälzer Liste nicht völlig ausgeräumt. Den einen war man zu sehr an >Gaga und zu wenig an >Politik interessiert, und die anderen warfen der PLLP genau das Gegenteil vor. Auch konnte auf die Frage: “Was macht Ihr, wenn Ihr tatsächlich gewählt werdet?” keine befriedigende Antwort geben. An dieses Thema wurde wirklich kaum ein Gedanke verschwendet. b) Die begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen führten zu einer Konzentration des Wahlkampfes fast ausschließlich auf die erweiterte Innenstatt. In den Randbezirken blieb die Pfälzer Liste weitgehend unbekannt. Nur so lassen sich die 6 PLLP-Stimmen (0,21%) im Stadtteil Pfingstweide, und das bei 2 Kandidaten, erklären. c) In der Endphase des Wahlkampfes machten sich dann auch organisatorische Mängel bemerkbar. Info-Stände konnten nur schlecht vorbereitet werden und blieben für die wenigen verbliebenen Aktivisten, so z.B. Detlef >Moog, ohne echten Erlebniswert. Nun ja. Trotz alledem bleibt die Bilanz für die PLLP alles in allem positiv. Im Vergleich zu einigen anderen Projekten der Geschichte des Bueros ist es gelungen, die Aktion “PLLP” konsequent durchzuziehen. Für die Zukunft konnten wertvolle Erfahrungen gemacht werden. Das Buero für angewandten Realismus ist personell gestärkt aus dem Wahlkampf herausgetreten. Die Wahlkampagne '93/'94 wird allen in guter Erinnerung bleiben. Es wurde verabredet, zum Jahreswechsel '96/'97 wieder zusammenzutreten und über eine Beteiligung am Wahlkampf 1999 zu beraten. Aber das ist eine ganz andere Geschichte...
Polaroid: Bilder aus einer Sofortbildkamera gleichen Fabrikats. Im Mannheimer Nachtleben ist das P. vor allem bekannt durch einen südeuropäischen Zeitgenossen, der seinen Lebensunterhalt nicht mit Rosen sondern mit Photos bestreitet und seine Dienste mit einem lauten "Tschak!" (oder Cha! ?) anpreist. Der angewandte Realismus bediente sich des P. beispielsweise im Rahmen der Interaktion >Gänsefleisch Anfang 1990 in der Wormser >Fabrik.
Politik: siehe >Perfomance Politik.
Politikverdrossenheit: Könnte, darf aber nicht entstehen. Der >angewandte Realismus steht als Fels in der Brandung der P. Tapfer, immer alle Geschehnisse verfolgend, analysierend und diskutierend, um sie verbal und/oder thematisch-künstlerisch und/oder politisch zu kommentiern. Das ist unser Auftrag, >PLLP.
Polizei, die (gr.): Bezeichnet sich selber scharfzüngig als Zusammenschluß der Freunde und Helfer. Tritt allerdings meistens nervtötend auf und sollte daher im Zusammenhang mit dem > angewandten Realismus nicht weiter erwähnt werden. Ausnahme ist der erheiternde Reim "Polizei, Osterei".
Polizeieinsatz, der: Unter hohem Lärmaufwand betriebenes, oft mit Verspätung einsetzendes Ereignis, welches den Bürger und die Bürgerin mit voller Wucht trifft.
Popcorn, das (engl.): P. (dt.: der Puffmais) entsteht durch das Puffen von Maiskörnern in einem geschlossenen und erhitzten Topf. P. läßt sich gesalzen, aber auch gezuckert fabelhaft verspeisen (bevorzugt in Lichtspielhäusern). Eine gleichzeitige Salzung und Zuckerung des Maises sollte aus geschmacklichen Gründen vermieden werden, dürfte aber nicht schädlich sein. Während der Themenausstellung > Essen im Sommer 1997 produzierten die Angriffskünstler Su > Montoya und Tschogy > McWolf hinter einem Michael Jackson-Gedächtnisaltar (The King Of Pop) eine Woche lang zu den Öffnungszeiten ununterbrochen solcherlei Mengen von P., daß den Besuchern die ansehnliche Nutzung von P. als Bodenbelag eindrucksvoll nähergebracht wurde. Als Relikt dieser Aktion ziert heute noch ein mit P. und Michael Jackson gefüllter Holz-Glas-Rahmen die Räumlichkeiten des > BfaR.
Pornographie, die: Verbale oder bildliche Zurschaustellung (teil-) entblößter, fast immer weiblicher Körper(-teile) zum Zwecke der Erregung männlicher Geilheit und der Unterdrückung der Frau, Sexismus, >Patriarchat.
Postmoderne, die: ganz wichtig, Zeitabschnitt vor der Post-Postmoderne
Postpubertäre Possenspieler: Avantgardeband um Peter >Hook und Walter >Walzel Mitte der achtziger Jahre. Gegründet im Frühjahr 1986. hr erster Auftritt wurde , zuerst von Dr. >Schulte, dann von Frau Kraus verboten, ein zweiter fand nie statt. Der originelle Gruppenname ist eine Schöpfung des damaligen Ludwigshafener Kulturdezernenten Rainer >Rund.
Preparation for Stalingrad:
Prisencolinensinaincuisol: Seit 1972 Hymne der >Fallen Angels Bump Society.
Prosa, die (lat.): Literaturgattung, welche Strophenform, Versmaß und Reime sämtlicher Couleur ablehnt. In der P. werden Akte und Szenen durch sog. Kapitel ersetzt. Waghalsige Prosawerke umfassen über 1000 engbedruckte Seiten. Der Beginn der prosaischen Schriftstellerei ist im 13. Jh einzuordnen. Auch heute noch verwenden viele Buchautoren die P.
Prosa, Prost und Proust: Arbeitstitel einer noch nicht durchgeführten >Aktion des >Bueros. Entstand während der Recherche zu diesem Buch.
Prost, das (lat, auch volkstüml.): Aufforderung an die Mitmenschen, sich dem gemeinsamen Genuß von Getränken hinzugeben. Wird häufig im Zusammenhang mit >Alkohol gebraucht.
Prothesen, Arm- und Bein: Waren aparter Raumschmuck in der >Gruft. Konnten gerettet werden, >Aufräumaktionen.
Proust, Marcel: Frz. Schriftsteller, (1871 - 1922), welcher sich ausgiebig und gerne mit der Thematik der Zeit auseinandersetzte. Werke: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit,
Pseudopolitische Aktionen: Zentraler Begriff des >angewandten Realismus. Beschreibt den Versuch, traditionelle Formen von Politik zu zerstören bzw. die Mauer zwischen “Politik” und “Rest” kaputt zu machen. Begriffe wie “Pseudo-Performance” oder “pseudo-Kunst-Aktion” ließen sich ähnlich verwenden, erregen jedoch nicht den, meist gewollten, Haß wie Pseudopolitik. Dies hat wohl die Ursache daß, in der Regel, Menschen, die sich meist mit >“Politik” beschäftigen, noch weniger Humor haben als Performer und Künstler; dies dürfte wiederum auf verstärkte Angst vor dem Umsturz aller inneren Werte deuten. Ähnlich erfolgreich wie pspol. A. sind höchstens pseudoreligiöse Aktionen. Zugegebenermaßen enden pspol.A. meist im >Gaga, das sollte jedoch nicht dazu führen, daß Menschen mit traditionellem Verständnis von politischer Arbeit mit dem Finger auf uns deuten. (oder doch?)...
Psychedelic Fighters: Ein Musikprojekt, welches weniger durch ausgefeilte Musikalität als vielmehr durch Einzigartigkeit von sich reden machte.
Psychosekten: Seit jeher ein Thema, dem es sich zu widmen lohnt. Der Übergang von der fragwürdigen, aber meist harmlosen “Gruppe von Wirrköpfen” zur richtigen Psychosekte ist meist fließend.
Punk, der (engl.): Bezeichnung für eine kreative und aufsässige Jugendbewegung seit Mitte der 70er Jahre des 20. Jh., welche manche Teilhaber auch noch im hohen Alter nicht losläßt. Als Idole bzw. Symbole gelten Sid Vicious (1957 - 1979), Jello Biafra, ein nordamerik. Indianerstamm, die Sicherheitsnadel, Dosenbier und das Jahr 1977. Greil, Marcus sieht Zusammenhänge zwischen Punk, >Dada und den Situationisten, welche dem gewöhnlichen Punk, so die Bezeichnung für die Anhänger des P., wohl nicht auffallen werden. Punks legen weder auf gepflegte Kleidung noch auf gute Manieren wert. Sie sehen dies als Protest gegen eine spießige, geldgeile und verbohrte Gesellschaft an. Dummerweise hat die Gesellschaft den P. als subkulturellen Bestandteil weitgehend akzeptiert; dennoch ist auch nach 20 Jahren die bloße Anwesenheit von einem Dutzend Punks einen >Polizeieinsatz wert. Diese sind zur Aufrechterhaltung der Feindbilder und des Selbstwertgefühls notwendig. Die Musik des P. nennt man Punk (oder Punkrock) Im Umfeld des >angewandten Realismus sind einige Punkbands >Stiebel Eldron, >WKZ, >Lønd Lørds Ønd u.a. zu verzeichnen. P. reimt sich originellerweise auf "krank", aber auch "Schrank". Lit.: G. Marcus, Lipstick Traces, 1996; Martin Büsser, If the Kids are united, Mainz 1995
PV: der Provisorische Vorstand (PV) veröffentlichte 1985 eine reichlich sinnlose, Verwirrung stiftende Flugblatt-Serie u.a “PV unter Beschuß”.
Qualität, die: Darf in der Arbeit des >angewandten Realismus nicht zu kurz kommen. Ist bei der Erarbeitung der >Schattenspiele geradezu zum Motto der Darbietung geworden. Q. ist strikter Gegner der >Panne und der >Katastrophe.
Quarantäne, die: auch dieser Begriff ist bei einem abendlichen Brainstorming in dieses Buch hineingerutscht. Hinterher konnte sich jedoch niemand daran erinnern, was Q. mit dem Wesen des >angewandten Realismus verbindet. Da der Buchstabe Q aber ohnehin so knapp behandelt wird, wollen wir mal nicht so sein. >Anfang, >Mies, Herbert.
Quasimodo: Titelgestalt in Victor Hugos Roman “Der Glöckner von Notre Dame”, in der er die schöne Esmeralda errettet. In den Reihen des >Bueros als kosendes Schimpfwort gebraucht.
Quasselstrippe: siehe >Thome, Pia.
Quatsch, Plumpa-: Grüne Figur aus der Jugendzeit einiger Buero-Aktivisten.
Querulanten, echte: Zu den echten Querulanten, denen es vorallem darum geht eine abweichende Meinung zu äußern zählen im Umfeld des angewandten Realismus 1.Bernhard >Wadle-Rohe. 2.Günther >Rohrbacher-List. Günther >Weiser wird dieser Kategorie fälschlicher Weise zugerechnet, da er immer wirkliche abweichende Meinungen hat, siehe auch Waldemar >Frenzel.
Quiz mit Biß: in unregelmäßigen Abständen stattfindende Unterhaltungsveranstaltung des BfaR, präsentiert von Quizmaster Daniel >Grieshaber und den beiden Assistentinnen >Susi und Uschi. In ca. sieben Runden müssen die KandidatInnen beim QmB Fragen zu unterschiedlichen Bereichen wie >Politik, Kultur, Haushalt oder Konsumentenkunde beantworten. Die Erkennungsmelodie Happy Luxemburg wurde von James Last komponiert, arrangiert und aufgenommen.
Quiz, das: Intelligenz- und Wissenstest mit Unterhaltungscharakter. Unvorbereitete Teilnehmer (Kandidaten) werden mit Fragen aus verschiedenen Wissensgebieten konfrontiert, die sie beantworten sollen. Der Reiz daran: Wer die meisten Fragen am schnellsten beantworten kann, hat das Q. gewonnen. Im >angewandten Realismus begann die Q.-Tradition 1993 mit der Frage nach dem wissenschaftlichen Namen von Rapunzel. Q.-Veranstaltungen erfreuen sich seither, bis auf eine Ausnahme (General >Schweißtropf) großer Beliebtheit. Als Krönung dieser kulturellen Disziplin gilt das >Quiz mit Biß, >APO
Ramsauer, Günther: Der Kulturdezernent. Der Mann, der nach Rainer >Rund kam. Konnte nur besser werden. Ist es auch. Beteiligt sich sogar an unseren >Aktionen. Dafür kommt er in die Zeitung.
Raucherregel, die: MündlichvereinbarteVerhaltensvorschrift auf den >Montagssitzungen: Im Kern besagt die R., dass stets nur eine Person rauchen darf. Regelmäßige Verstöße sind festzustellen.
Rausch, der: Erwünschter Zustand geistiger Umnachtung, der durch den überreichlichen Genuß von Rauschmitteln hervorgerufen wird. Der Mensch neigt im Rausch zur >Redseligkeit, zur >Orgie und zur >Hemmungslosigkeit, seltener zur >Hysterie, zum Gesang und zur Paarung.
Rauschgift, das: Abwertende Bezeichnung für Rauschmittel verschiedenster Art. Unterschätzt deren bewußtseinserweiternde (=heilende) Komponente. Im Abusus des R. liegt aber der Ursprung mancherlei >Leids.
Rave: Sammelbegriff für Veranstaltungen mit Disco-Charakter an ungewöhnlichen Orten
Realismus, angewandter: > angewandter Realismus
Reality is a sandwich I did not order: 31. August 1991. Ausstellung von O.W. >Himmel im Wilhelm-Humboldt-Gymnasium, Lu-Edigheim. Im Rahmen der >Dreizehn Tage in Ketten. Zeigte die bekannten “Zippy”-Portraits von Himmel zum ersten und einzigen Mal komplett. In der Presseerklärung zur Ausstellung hieß es: “Da er (Himmel) nicht malen kann, begann er mit “Malen nach Zahlen”. Später dann einschlagen einer akademischen Künstlerlaufbahn.
Regionale 2010: Neues Kulturprojekt zwischen MA und LU. Gemeinschaftsausstellung im >Kunstverein LU, 2010 mit Video der >Kunstweltmeisterschaft 2007. >Mateo.
Regionalpresse: >Rheinpfalz (Rhpf), >Mannheimer Morgen, (MM),>Rainer >Klein, Christian >Geier
Reich und Berühmt werden: Ausdrücklichst mit “!” versehene Zentralparole der 80er Jahre. Nachfolgeparole der Parole >“No Future”. Im Sinne von “Carpe Diem” verstanden, steht r.u.b.w. nicht im Widerspruch zum Umsturz der bestehenden Verhältnisse. Wie so vieles in den 80ern vielseitig interpretierbar und in allerlei zynischen und ironischen Tönungen gebraucht.
Reim, der: Gleichklang von Wörtern, meist vom letzten betonten Vokal an (z.B. ficken-stricken). Teil eines Sprichworts: "im Reim ersttickt".
Reis: Oryza sativa, ist ein Getreidegras. Er ist das verdaulichste Getreide und eignet sich besonders zum Kochen und Dünsten. Der Reis ist die Hauptnährfrucht der Menschheit. Er wird in verschiedenen Formen als sättigende Beilage zum Essen vertilgt. Den Reis gibt es klebrig (beim Chinesen) und genießbar (beim Inder). In der Popmusik erlangte der Reis durch > Helge Schneider gewisse Bedeutung. Bei gewissen Gelegenheiten wird Reis auch aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen auf Menschen geworfen.
Rentner, der: Gattung Mensch, welche die Arbeitswelt (>Jammertal, irdisches) hinter sich gelassen hat. Kann sich in der stets knapp bemessenen Zeit solchen Aktivitäten wie Katzenhege, Umbau von Wohnungen und Pflege extensiven Gesprächs widmen. „Die Rentener“ Organisationsnahme von Bernd >Pfütze.
Rettich-Jetz, Dr. Karl: Politischer Kampfnahme des >Querulanten und Massenredners Berhard >Wadle-Rohe, alias General >Schweißtropf. Im Wahlkampf der >Pfälzer Liste/Liste Pfalz (1994) übernahm Dr. Karl Rettich (Kartoffelkundler) die Funktion des Spitzenkandidaten. Sein Name wurde in der Folgezeit weithin berühmt, >Kartoffelgedicht.
Rhein : Fluß in Mitteleuropa zowie Herberge zahlreicher Mythen und Legenden. deutschester der Flüsse. Trennt unglücklicherweise die Städte Mannheim und Ludwigshafen. Die Frage "warum ist es am Rhein so schön?" konnte auch nach der Durchsicht zahlreicher Nachschlagewerke nicht beantwortet werden. Durch seine geographische Nähe zum angewandten Realismus ist der R. auch mit diesem verbunden. So z.B. die Künstlerflaschen-Edition „Wein? Nein.Rhein.“, die in den 90er Jahren Teil des Merchandising-Programms war. Bislang unerledigt, aber nicht unvergessen ist die „Performance >Lorelei“ mit überdimensionalen Papierschiffchen, strauchelnden Schiffern und einer sich kännenden Legende. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten... Wurde am 26. 08. 2006 anläßlich des 4. Sulphur Sonic Festivals in MA uraufgeführt, >Aktion, >Rheinfels.
Rheinfels: 1) Ehemalige Gaststätte im Mannheimer Jungbusch. Vollzog 1994 den Wandel von einer Absturz- zu einer Abhängkneipe. Kurze kulturelle Blütezeit. Durch Hängertum des Gastwirts in den Ruin getrieben. Heute Heimat des >Blau. 2) Titel einer nicht realisierten >Performance in 1). Auf einem Hochsitz sitzend sollte die >Lorelei ihr Haar kämmen und Schiffer in übergroßen Papierfaltbooten ins Unglück stürzen. Wurde beim Sulphur Sonic Festival in Mannheim am 26.06.2006 uraufgeführt.
Rief, Annette: Fräulein von Blumen und Dreiecken.
Ringel, Ringel, Rosen, Leberwurst in Dosen: Preisgekrönter Wahlkampfslogan der Cheerleader-Crew anläßlich des Wahlkampfauftaktes der >PLLP im Bgm-Reichert-Haus. Wird in der Regel der Autorin Claudia >Spieß zugeschrieben.
Rohrbacher-List, Günther: Grüner Ortsbeirat, >Querulant und fanatischer SV Waldhof-Hasser bzw. FCK-Fan. Zum Zwecke der Provokation begann er in den 90er Jahren, sein Büro beim ASD des Mannheimer Sozialamts mit FCK-Devotionalien zu tapezieren. Außerdem Taz-Autor. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema >Fußball. Nimmt gelegentlich an Herbstwanderungen teil und weiß >dann immer den besseren Weg.
Rollstühle, die: Fahrzeuge und Sitzmöbel, die seit Urzeiten zur Grundausrüstung des Bueros gehören. O.W. >Himmel mimt bei Auftritten des >Orginal Napalm Duos gelegentlich einen Gehbehinderten und läßt sich im Rollstuhl auf die Bühne tragen (”Wann haut dem Kerl endlich mal jemand in die Fresse?”) >Aufräumaktionen, >Brecht bricht.
Ronneberger, Klaus: (geb. 1950) Soziologe und Discjockey. Mitarbeiter am Frankfurter Institut für Sozialforschung. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema Stadt. Beteiligt an Innenstadt-Aktionen. Kritisiert die zunehmende Privatisierung des öffentlichen Raums und die damit verbundenen Ausgrenzungsmechanismen. Bereicherte durch einen Vortrag das Projekt >"Geld" 1998.
Rosenmontagsempfang: gehört, wie z.B auch der >Glühwein-Abend, zu den traditionellen, feststehenden, den Jahresrhythmus des >Bueros bestimmenden Terminen. Zu den TV-Übertragungen der Städte Köln, Mainz und Düsseldorf werden ab dem frühen Nachmittag pfälzer Fasnachtsküchle gereicht, welche sich von den “Berliner Pfannkuchen”, den “Krapfen” oder den hessischen “Kräppeln” in Form, Farbe, Konsistenz und Geschmack unterscheiden.
Rostkunstobjekte: (RKO) Künstlerischer Mode-Trend der 2. Hälfte des 20. Jahrhundert, ins Leben gerufen von Richard Serra. RKO's profitieren von dem chemischen Prozess, der infolge der Einwirkung von feuchter Luft oder Wasser auf Metall auftritt und einen rötlich-braunen Belag hinterläßt. RKO's hinterlassen einen verrotteten, industrial-archaischen Eindruck. Etwa 45% der neu entstandenen, plastischen Kunstwerke seit 1970 sind RKO's. Diese finden sowohl auf privaten Gartengrundstücken, als auch in Vorräumen von Zahnarztpraxen und im öffentlichen Raum (Fußgängerzonen) Verwendung. Im Umfeld des >angewandten Realismus zählen v.a. Albert >Huber und Eckhardt Schembs zu den RKO-Künstlern.
RSI: Abk. für Revolutionär Sozialistische Initiative. 1976 aus dem LOB (Linker oppositioneller Block) der GIM >Gruppe Internationale Marxisten, hervorgegangene, in Ludwigshafen beheimatete linksradikale Splittergruppe. Zentralorgan “Sand im Getriebe”. In der RSI, spaßhafterweise auch Resi genannt, versammelten sich trotzkistische, anarchistische und spontaneistische Kräfte (schwarz-rote Fahne). Die Organisation kontrollierte über Jahre hinweg die oppositionelle Schülerbewegung in Ludwigshafen und Umgebung. Nach der Abspaltung einer der “Staatskapitalismus-Theorie” anhängenden Tendenz (1978) und dem Zerfall der spontaneistischen Strömung fand eine Rückentwicklung zum orthodoxen Trotzkismus (GIM, >Sozialistische Liga) statt.
Rucke di guh!: Performance im Rahmen der >Shoe Art - Veranstaltungs-reihe. Begonnen in der >Hartmannstr. 45, beendet im >Loft, >Brust, Weibliche
Rund, Rainer: Der Erfinder der Disziplin des >“Postpubertären Possenspiels”. Konnte uns bestimmt noch nie leiden. Uns ist zu Ohren gekommen, daß allein schon der Vorschlag, uns die Scharpf-Galerie für eine Ausstellung zur Verfügung zu stellen, ihn in einen Wutanfall getrieben hat. Wurde dann auch später aus dem Amt des Kulturdezernenten herausbefördert.
Saarland: Kleines Bundesland der Bundesrepublik Deutschland (seit 1955) mit (1995) 1,08 Mill. Einwohnern. Hauptstadt Saarbrücken. Höchste Erhebung des Saarlandes ist die Weißkircher Höhe (695 m üb. NN), Hauptfluß ist die Saar mit fruchtbarem Tal, dazu ihre Nebenflüsse Blies(!), Prims und Nied. Für den >angewandten Realismus ist das S. von untergeordneter Bedeutung. Für die PfälzerIn als Solche gibt das S. oftmals Anlaß zum Spott. Die PfälzerIn verachtet die saarländische Mentalität, Sprache, Landschaft, Industrie, Agrarökonomie, Schifffahrt, >Kunst, Kultur sowie die sportlichen Leistungen des S. zutiefst. Unverständlich bleiben in diesem Zusammenhang a) die Forderung nach Angliederung des Saarlandes an die Pfalz (>PLLP) und b) die Auswanderung des Buero-Aktivisten >Himmel in das S., nachdem ihn in Rheinland-Pfalz niemand zum Kunststudium zulassen wollte, Marcel >Boldorf.
Sack, August: siehe >Alter Sack.
Salamander: (AG) Schuhmarke, welche das Kleinkind durch kostenlose Verteilung von Kurzcomics in Reimform motivierte, die Mutter zum Kauf des gleichnamigen Schuhwerks zu drängen: „Salamander lebe hoch!“ Hauptheld der lustigen Abenteuer ist >Lurchi.
Salzteig, der: Titel eines, spätestens im >Kultursommer 2005 stattfindenden >Workshop mit anschließendem Wochenendseminar. Leiterin: wohl Stefanie Buffy >Werner, die sich schon darauf freut, kleine, fiese Gegenstände für eine Veranstaltungsreihe kurz vor >Weihnachten herzustellen. Siehe auch >Speckstein.
Sauerbruchstraße: Arzt, >Kußmaulstraße
Scharf, Jochen: Ein Mann der ersten Stunde. Dialogisierte zusammen mit Gisela >Aichert aus einer Mülltonne heraus >Absurde Banane, die.
Schattentheater: Spiel der Schatten von flachen unbeweglichen oder beweglichen, undurchsichtigen oder durchsichtigen Figuren hinter einem durchsichtigen Schirm. Vermutlich im 10.Jh. in China entstanden. 1996/97 wurde das Agit-Prop-Theater-Vorderpfalz, APT/V, gegründet. Es widmete sich ausschließlich der „Wiederentdeckung“ des S. Durch den geringen Aufwand und dem leichten Transport ist es für Aufführungen auch auf kleinsten Bühnen, in Kneipen, Jugendzentren geeignet. Das APT/V fühlt sich drei Traditionslinien verbunden: dem chin. S., Elementen des revolutionären politischen Theaters der 20er Jahre und den experimentellen Theater- und Performanceerfahrungen der 70er und 80er Jahre. Das erste Projekt der Truppe war >„Der Lange Marsch“ nach Edgar Snow. Weitere Entwicklungen waren >„Mao, Marcuse Und Dr. Mabuse“ sowie >„Mao, Moneten Und Graue Tapeten“, eine Hommage an Stefan >Derrik und Harry Klein. Diese Stücke waren mit zwei Bühnen, Dia-Projektion und auch personell sehr aufwendig inszeniert Erfolgreiche Tourneen unternahm das APT/V besonders im südwesten Deutsch- lands. Das einzig realexistierende, revolutionäre Schattentheater Südwest-Deutsch- lands diskutiert weitere Projekte wie: „Städtebauliche Fehlleistungen Der Ludwigshafener Sozialdemokraten“ und „Der APO-Opa Erzählt“. Lit.: der angewandte Realist, Februar 97; MaoDada, Ventil Verlag, Mainz, Oktober 2000.
Schildkröt: Inzwischen abgerissenes, ehemaliges Firmengelände (Schildkröt-Puppen) in Mannheim-Neckarau. Diente 1985 - 1987 Mitgliedern des >BfaR als Atelier.
Schlachthof, Mannheim: Steht nicht mehr. War einst Schauplatz eines festlichen Abends und reichhaltiges Lager an Kronleuchtern und >Metallbuchstaben.
Schmalzbein: Tierpräparator, der nicht spontan an abendlichen Aktivitäten teilnehmen kann, wenn er gerade ein Tier im Backofen auftaut. S. ist gern gesehener Gast im >BfaR und beteiligt sich sporadisch an seinen Aktivitäten.
Schneider, Helge: ein dem >angewandter Realismus nicht unähnlicher Künstler, welchem in einer Performance gehuldigt wurde. Den Durchbruch, auf den hier alle warten, schaffte er mit der Besingung des >Katzenklos. Alle Achtung!
Scholl, Hans-Otto: Pfälzer FDP-Politiker und Pharma-Lobbyist. Überfiel am 28.12.84 ein Juweliergeschäft in Baden-Baden (unter Benutzung einer Smith & Wesson, Kaliber ”38”). Verschaffte sich durch seine Nachbarschaft zu Helmut >Kohl und eine Verurteilung einen gewissen Kultstatus. So titelte eine Ausgabe der Zeitschrift >Keine Experimente mit der Zeile "Laßt Scholl frei!". Obwohl die Juwelenbeute seines Überfalls noch nie gefunden wurde, hat noch niemand in Nachbars Garten gesucht...
Schott, Gernot: Genialer Bastler und pfälzer Elektroniker. Schöpfer der ersten >Pappmaché-Arbeit des Bueros, der großen Banane. Später Konstrukteur des überdimensionalen Tiefkühl->Hühnchens. Der leider verloren gegangene S. war als allerliebster Techniker an einigen frühen Aktionen des >BfaR beteiligt, >Fleisch.
Schrabber: Sammelbegriff für Gegenstände minderer Qualität, die störend herumliegen. Wird meist abwertend gebraucht. Zum S. gehören z.B. zurückgelassene Kunstwerke (Kunstschrabber), Sperrholz- oder Pressspanmöbel (Antikschrabber), stumpfe Werkzeuge (Werkstattschrabber), bezahlte, aber nicht abgeholte Auktionsgüter (Auktionsschrabber) sowie die breite Produktpalette aus Schrabber-Müll, Müll-Schrabber und Sabber-Schrabber.
Schröders, die: Ludwigshafener Apotheker-Ehepaar, Eltern von >Schröder, Susanne. Gute Menschen mit viel Verständnis, auf Veranstaltungen des >angewandten Realismus gerne gesehene Gäste. Gar zu gerne hätte es das >Buero für angewandten Realismus gesehen, wenn Richard Schröder, der Bruder des Apothekers, Bundespräsident geworden wäre. Oder Bundeskanzler.
Schulte, Christian: gen. Hobein, >Stiebel Eltron.
Schulte, Dr. Wolfgang: Ihm haben wir eigentlich viel zu verdanken. Auch wenn er es nicht wahr haben will. Hat die Ausstellung >Lebende Legenden verboten, was dem >Buero einen nicht unerheblichen Auftrieb beschert hat.
Schwab, Wolfgang: Mannheimer Elektroingeneur und Photograph. Dokumentierte eine Reihe von Aktionen des >BfaR. Beteiligung am Projekt >"Therese Neumann - die Stigmatisierte von Konnersreuth".
Schwarzwurzel: Inzwischen, dank der hübschen Einkaufswägelchen, erste Adresse für den Erwerb biologischer, ökologischer und dynamischer Nahrung (verfügt über eine ausgezeichnete Käsetheke). Des weiteren erster und wichtigster Inserent in den beiden Organen des >Bueros, die dort auch zum Verkauf ausliegen. Volker >Halisch verdient es besonders hier, erwähnt zu werden >Neonleuchtschilder.
Schwätzer, studentische: “Die durchschnittlich studierte Semesterzahl in den Reihen des >angewandten Realismus liegt bei amtlich ermittelten 3,4, so daß wir es uns jederzeit leisten können, studentische Schwätzer als studentische Schwätzer zu bezeichnen. Und wenn dann die Schreiner-Fraktion ihre schwieligen Hände erhebt und ihre gekappten Fingerkuppen vorweist, bleiben den studentischen Schwätzern die Argumente eh im Hals stecken”. Soweit Billy, angeblich der große Vordenker des >angewandten Realismus. Billy meint auch, das Wort “angeblich” wäre hier fehl am Platze. Wenn man dann bedenkt, daß Billys studentische Schwätzerzeit bereits in gymnasialen Revolutionskommandos begann und daß zumindest seine Zeit in diversen Unimensen weit über besagten 3,4 Semestern liegt, muß man anerkennen, daß er an studentischem Schwätzergeist noch nichts verlernt hat. Außer vielleicht, wie man schnell genug die Fingerkuppe wegzieht.
Schwefel, Norbert: geb. 1960. Landschaftsgärtner und Musiker.
Schweiß: 1) Ist oft notwendiges Übel bei der Produktion von Kultur. 2) Wird zeitweilig auch als kreative Ausdrucksform genutzt (auf Befehl schwitzen).
Schweißtropf, General: >Wadle-Rohe, Bernhard.
Schwitzgebels Maschine: Ein Experiment, 2,30h forschen im >öffentlichen Raum. Am 19.07.1997 von Lu-Mitte nach Hemshof.
Scientology Church: Psychosekte mit dem Status des Volksfeind Nr. 1. Streng hierarchisch gegliederte und strikt erfolgsorientierte, religiöse Gemeinschaft, deren vorrangiges Ziel in dem Aufbau der Weltherrschaft besteht. S. steht damit in direkter Konkurrenz zu anderen Glaubensgemeinschaften mit demselben Ziel, etwa der Kelly Family, der CSU oder auch dem >Mao-Dadaismus. Im Unterschied zu letzterem hat S. allerdings schon beträchtliche Erfolge nicht nur in >Ludwigshafen (Gerüchte über Dr. >Schulte, Helmut >Kohl und die >Hemshof-Friedel wurden allerdings nie bewiesen), sondern auch weltweit zu verzeichnen (John Travolta, Tom Cruise, Mutter Theresa, Boris Jelzin), während der Wirkungskreis des Mao-Dadaismus bisher auf Ludwigshafen, Haßloch und Böhl-Iggelheim beschränkt blieb.
SDAJ: Einstmals die Speerspitze des Proletariats. Dann nach und nach lockerer, dadurch einige gemeinsame Aktionen mit dem >Buero. Unvergessen die Sylvesterveranstaltung 1987/88 >Tanz den Bolschewiki. 1989 Mauerfall. Damit verbunden Fall der SDAJ. Andre >Neu.
Seattle: Stadt im NW der USA. Heimat von Jimi Hendrix, Boeing und Bruce Lee. Um 1990 herum Mekka des Grungerock.
Seebär, der: Rufnahme des exkommunistischen Taxifahrers, Bankrotteurs, Kleinunternehmers und Wahnsinnigen Bernd Walter. S. benutzt seit 2 Jahrzehnten die gleichen Kneipen wie der harte Kern des >BfaR, veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen den Taxler-Rundbrief “Gnadenlos-Report” und ist mit Norbert >Ehrit verfeindet. Man stellt sich S. am Besten als einen Menschen vor, der in militärischer Tarnkleidung mit einem Jeep durch die Stadt fährt und dabei gleichzeitig mit dem Handy telephoniert, ein großes Stück Pizza ißt und den neusten Song von Franz-Josef Degenhardt trällert.
Sekt, der: moussierendes Getränk, das gern zu Feierlichkeiten dargereicht wird. Der Genuß sorgt für Sodbrennen. Bei festlichen Anlässen eingesetzt (Geburtstagsfeier von >Brecht bis er bricht), >Kommando Schampus Akademicus.
Sekten, politische: So ähnlich wie alle anderen auch. Statt einer Extradefinition nur eine Literaturempfehlung: Zentralkommitee der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands:Geschichte der MLPD, Bd I und Bd.II (2 Halbbd.), Düsseldorf 1985-1987
Shakespeare, William: (1564-1616): Englischer Dramatiker. S. beschäftigte sich gerne tiefgründig mit Komödien, Tragödien und Historien. Im Sommer 1997 führte Hötsch >Höhle S. in den angewandten Realismus ein, indem er über die bis dahin unentdeckte Thematik des >Essen in seinem Werk referierte. Werke: Ein Sommernachtstraum; Macbeth; Der Sturm; Hamlet; mehrere "Richards" (II-V) und "Heinrichs" (IV-VI).
Silver, Long John: (Rufname Barbecue) Gestalt aus R.L. Stevensons Roman “Die Schatzinsel) Der einbeinige S, steht in der mythologischen Ahnengalerie des >a.R. für die Vielgesichtigkeit der menschlichen Natur. S. lebt heute irgendwo in der Südsee.
Simon & Garfunkel: Gesangsduo, 1957 von Paul Simon, 1942 (g, voc) und Art Garfunkel, 1942 (voc, g) als Tom & Jerry gegründet. S & G schrieben Hits wie den Superseller „Bridge Over Troubled Water“, 1969. Die Trennung erfolgte 1970. Seitdem Soloauftritte, Beteiligungen an Benefiz-Veranstaltungen. 1981 hatten sie einen sehr erfolgreichen Auftritt im New Yorker Central Park dem eine Reunion- Welttournee folgte. Erfolgreich sind seit 1996 die Auftritte im Rhein-Neckar-Delta. Bei Veranstaltungen wie > Niveau unter Null sind sie die absoluten Highlights. Ein Ende dieser Erfolge ist nicht abzusehen, glücklicherweise. Platten-, CD Einspielungen liegen leider noch nicht vor.
Sims: bürgerlich Volker Simpson.
Sinn des Lebens: 42, >Douglas Adams, >42.
Sitzung: Die Sitzungen des >BfaR finden seit 1992 Montags 20.00 Uhr in des Sitzungsräumen des >BfaR statt, Karl-Krämer-staße 2. In der Regel werden die Sitzungen zwischen 18.00 und 20.00 in der Pizzeria Da >Angelo vorbereitet (dies erst seit 1994). Zu den Sitzungen wird Bier gereicht, in selteneren Fällen auch Wein, Mineralwasser und Cola. Oft gibt es eine feste Tagesordnung, die in der Zeit bis 22.00 Uhr durchgearbeitet wird. Danach findet ein freier Meinungsaustausch statt, oder es bilden sich freiwillige Arbeitsgruppen für aktuelle Projekte. An den Sitzungen nehmen durchschnittlich 8 Personen teil (Langzeitstudie 1992-1995). Die Extreme schwanken hier zwischen 5 und 19 Teilnehmern. In den Sommermonaten finden die Sitzungen oft im Freien statt. Hier trifft man sich im Hofgarten des BfaR unter einem Fliederbusch und schaut einigen kleinen Ratten beim munteren Treiben zu. >Alte Männer.
So wie jedes Jahr: Aller guten Tage sind dreizehn. Die dritte multimediale Installation des >angewandten Realismus. Am 1. September 1991 im Rahmen der >Dreizehn Tage in Ketten im “alten” Buero, der >Welserstr. 26. Zum Antikriegstag und in Fortsetzung der >Doitschland-Serie präsentierte das Buero ein deutsches Weihnachtsfest. Ein (vorerst) letztes Mal werden zwei >Hühnchen gegrillt, und der Weihnachtsbaum wird mit Stacheldraht vor fremden Besuchern geschützt. So wie jedes Jahr: >Himmel, >Hutter, >Van der Buchholz.
Sochi: Russische Stadt am Schwarzen Meer.
Sommernachtsficknam,Theaterstück aus der Feder von Hötsch >Höhle. Es handelt sich um die geniale Verknüpfung von zwei wichtigen Werken der Weltliteratur („Sommernachtstraum“ Shakespeare und „Ficknam“ >Tuli Kupferberg) zu einem neuen, großen Ganzen. Das Sommernachtsficknam wurde im Rahmen des Kultursommers 1999 der Stadt >Ludwigshafen vom >BfaR unter enormen Aufwand an Menschen und Technik zur Welturaufführung gebracht. Nachteilig ist allerdings, daß das Stück eigentlich nur in stillgelegten >Straßenbahndepots dargeboten werden kann.
Sonntag,Walther: Standortarzt im KZ-Ravensbrück, SS-Sturmführer.
Sozialdemokratie, Deutsche: Nicht der Rede wert.
Sozialistische Liga: Abspaltung der >Gruppe internationale Marxisten auf lokaler, nationaler und internationaler (hier: “Bolschewistische Fraktion”). Gegründet wohl Ende 70er/ Anfang 80er Jahre. Zentralorgan “Aktion”. Traurige, mit dem >lateinamerikanischen Trotzkismus verbundene Strömung. Löste sich weitgehend im angewandten Realismus auf, als dieser das Licht der Welt erblickte...
Spartaru, Sascha L: Ehemals Chefredakteur des Ludwigshafener Lokalteiles der >Rheinpfalz. Smarter, etwas übergewichtige Typ, spart im Gegensatz zu Rainer >Klein nicht beim Kauf von Kleidungsstücken. S. reagierte bei der Aktion >“Schweinefüße im Hackmuseum” goldrichtig. Saß grinsend in der Presseloge neben Dieter M. >Gräf, während seine Fotografin von den Bullen verprügelt wurde. Telefonierte abends den Akteuren hinterher und brachte das >Buero auf Seite eins im überregionalen Teil. S. macht heute Fernsehen beim RNF.
Spaßguerilla: Hat nichts mit dem Buero zu tun. Gibt es aber schon länger. Sind nette Menschen . Machen oft lustige Dinge.
Speckstein: Titel eines, spätestens im >Kultursommer 1998 stattfindenden >Workshop mit anschließendem Wochenendseminar. Leiter: wohl Helmut >van der Buchholz, der sich schon darauf freut, kleine, fiese Gegenstände für eine Veranstaltungsreihe kurz vor >Weihnachten herzustellen. Siehe auch >Salzteig.
Spieß, Claudia: geb. 29. März 1970. Ludwigshafen, kreative Spieß(erin), welche sich fast ausschließlich für Autos interessiert: Tunen, Törnen, Katalysator, das ist ihr Geschäft.
Spießbraten, auch Spitzbraten, österr., am Spieß gebratene Rindsbrust, auch geschmorte „Spitzbrust“ mit Kartoffeln. Allgemein für alle am Spieß gebratenen Fleisch-, Fisch- und Gemüsestücke. Besonders die griechische- und Balkanküche dt. Provenienz ist durch üppige Fleischsp. in bürgerlichen Kreisen beliebt. Im Umkreis vom > BfaR werden die vegetarischen Sp. bevorzugt. Hervorzuheben sind die veg.Sp. die bei Grillfesten sommers in der >Kaiser - Wilhelm - Str. im Garten hinter dem >Weichholzlager kreiert werden.
Spindler, Georg: Im Sommer 1986, so berichtet er, haben wir einen Großteil seines Einkommens gesichert. Damals war er noch freier Mitarbeiter des >Mannheimer Morgens und wurde komplett für die Ausstellung >“Lebende Legenden” verpflichtet. Das brachte uns eine gute Presse und ihm mindestens 10 Artikel. Spindlers Interesse gilt jedoch mehr dem Jazz, auch das mag dazu beigetragen haben, daß er den richtigen Schritt zur Szene doch nicht geschafft hat und weiterhin das armselige Leben eines MM-Redakteurs führen muß. >Blümel, Silke.
Spinnen, das: 1) Heimgewerbe in vorindustrieller Zeit, mit dem Hunderttausende ihr karges Brot verdienten, 2) Produktive geistige Tätigkeit des Menschen, welche im Gegensatz zu 1) nicht Flachs zu Garn verspinnt, sondern Fasern unterschiedlicher Art zu einem innovativen Gespinst zusammensetzt.
Sport, der: Natürlich betätigen sich auch einige Mitglieder des >BfaR sportlich. >Kegeln im Winterhalbjahr und >Croquet im Sommer sind die beliebtesten Sportdisziplinen. Um das >Einheitzsportfest ist es etwas ruhig geworden, soll aber wiederbelebt werden. >Wandern, >Fußball
Stadtverwaltung: Wer Willi, Fritz, Wolfgang, Günther und Wilhelm so nennt und privat kennt, net umsonschd ins Rathaus rennt.
Stage Diving: (engl.), dient der körperlichen Ertüchtigung und Vertrauensfindung beim Rock- und Punkkonzert. Es gilt, einen meist männlichen, verschwitzten Körper, welcher sich von der Bühne fallen läßt, über den Köpfen ein Stück weit durch den Konzertsaal zu hieven. Ahmt jugendliche Rituale beim Turmspringen im Freibad nach.
Stalingrad: 1)Heute Wolgograd, Stadt an der Wolga, 1943 Grab der 6. deutschen Armee. 2) geplantes, aber nicht ausgeführtes Ausstellungsprojekt, ca. 1987. Von Schnee und Eis überkrustete Objekte in freier Natur, darunter zahlreiche überdimensionale Babypuppen. Nebel. Offene Feuer. Das Projekt scheiterte an den milden pfälzer Temperaturen. Hier ist der Herrgott zuhaus.
Steffi (aus >Maudach): geb. wohl 1977. Die damals 8-jährige Steffi wurde im Dezember 1985 bundesweit bekannter Medienstar anläßlich der >Quizsendung “Auf Los geht's Los” mit Joachim Fuchsberger. Das nette Mädchen hatte in der vorweihnachtlichen Fernsehshow in der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle ein kleines Gedicht vorgetragen: “Gestern hab ich das Christkind gesehn; es kam aus der Kneipe und konnte kaum stehn. Ihr könnt kaum auf Geschenke hoffen, denn das Christkind, es war besoffen. Heute hab ich es wieder getroffen. Ihr könnt es kaum glauben, es war wieder besoffen.” Führte zu erfreulichen Verquickungen mit den Perversen >Weihnachtsmännern, welche zeitgleich im Ludwigshafener >Haus der Jugend ihr >“Stille Nacht” im Stile eines >Panzerkommandanten (Zitat von R. >Klein) anstimmten. Steffi ist heute Mitarbeiterin des >angewandten Realismus und dort Vertrauensperson für die Abteilungen >“Reim” und “Versmaß”.
Stempel: Der Stempel des angewandten Realismus zeigt eine Art Reichsadler mit dem Schriftzug >“Buero für angewandten Realismus”. Wahrscheinlich würde das Buero, vielleicht gar der angewandte Realismus ohne diesen Stempel nicht mehr existieren, was uns auf die Wichtigkeit äußerter Formen aufmerksam machen sollte. Für die >PLLP existiert ein offizieller Parteistempel mit dem Schriftzug “Pälzer Liste / Liste Palz”. Seit 1996 gibt es auch einen >Mao Tse-Tung-Stempel, der für Dokumente von besonderer Wichtigkeit verwendet wird. Eine nicht geringe Anzahl, die aus Entrümpelungsaktionen stammen und in die Hände des >angewandten Realismus gelangten ( z.B. >Bloss, >Herrmann, >Sack), finden nur selten Anwendung.
Step (engl.), Steptanz, Tanz in schnellem Tempo, wobei der Rhythmus durch den Wechsel klappender Fußspitzen- und Fersenschläge ausgedrückt wird; die Schuhe sind mit Stepeisen beschlagen. Bekannt ist u.a. der amerik. Filmschauspieler Fred Astair durch besondere S.-Choreographien in seinen Filmen. Im Rhein-Neckar-Delta hat sich in den letzten Jahren Heidelberg als S.-Zentum hervorgetan. Das > BfaR hat eine eigene S. Kultur entwickelt. Bekannter wurde > Der Stepende Vopo Bernd >Pfütze, auch H. >v.d.Buchholz trat in dieser Tanzgattung auf.
Stiebel Eldron: frühe lokale >Punk - Gruppe (1983).Tschogy >McWolf, Ralf >Laubscher, Christian >Schulte genannt Hobein, Helmut >van der Buchholz, Hansi >Schwind, Martin >Buchholz. Unvergessen sind die prägnanten Texte der Gruppe."Es hat geklirrt -das war der Oberste Sowjet" oder "Willste mit dem Krückstock? Kannste haben! Yeah,Yeah,Yeah." Geprobt wurde im Buchholzchen Heizungskeller.
Straßenbahndepot, altes: >Karl-Krämer-Straße 2, > Kulturdepot.
Strawinski, Igor: Komponist (1882-1981) 1913 führte die Aufführung seines >Ballett „Le Sacre deuprintemps“ zu einem Skandal.
Noch heute erzeugen Neuinterpretationen durch das >BfaR zumindest ein nachhaltiges Staunen (Ludwigshafen 1993). >Ballett, >Choreografie, >Platten, >Zombies
Striffler, Joachim, gen. Joche, Randfigur aus Vorgeschichte und Frühzeit des >angewandten Realismus. Keimzelle der Altriper Punk-Szene. Sänger und Gitarrist bei den Gruppen Weder Noch, >Passion of Lovers, Nursery Lies u.a. Seit 1984 der nettere Bruder des Grünen-Stadtrates E. Striffler. S. lebt heute als Gewerbelehrer im Frankfurter Umland.
Studentenbewegung, die: Unterschieden wird zwischen der alten Studentenbewegung um 1968, der Radikalität in Form und Inhalt zugeschrieben wird und die über die Analyse der Lage und der Funktion der Studierenden gesamtgesellschaftliche Lösungen >Revolution anstrebte und der neuen Studentenbewegung von 1997 der die Verteidigung von Privilegien unterstellt wurde. Der >a.R. intervenierte u.a mit Flugblättern von >Bäckereifachverkäuferinnen in diesselbe.
Susi und Uschi: eigentl. Irene Knoke und Tanja Binder / Ariane >Hoffmann. Erlangten als Assistenten von Quizmaster Daniel >Grieshaber beim >Quiz mit Biß lächelnde Berühmtheit. Bekannt ist vor allem ihre ausgefeilte Quiz-mit-Biß-Choreographie zu Happy Luxemburg der James Last Band. Mit ihrem Temperament und Charme stehen sie in direkter Linie mit Showassistentinnen wie Monika Sundermann, Maren Gilzer oder Medi Riehl.
Sylvester: 1) Männl. Vorname, historisch besetzt v.a. durch S. Stallone (Rambo, Rocky) und Kater S. (Schweinchen Dick). 2) Letzter Tag des Jahres, häufig durch ausgelassene Gelage und Verwenden von Sprengstoff geprägt. Selbst Menschen mit ausgeprägtem künstlerischem, spirituellem oder revolutionärem >Bewußtsein geben sich an diesem Tag der sinnlosen Völlerei hin. An den S.-Abenden 1987 und 1988 organisierte das >BfaR gemeinsam mit der >SDAJ recht ereignisreiche Feierlichkeiten.
Tanz den Bolschewiki: Sylvester 1987/88. ein ausgelassener Abend im Jugendclub Bundschuh (gibt es nicht mehr) gestaltet vom >Buero für angewandten Realismus und der >SDAJ Ludwigshafen (gibt es auch nicht mehr)
Tapetenkleister, der: >Pappmache, >Ekelmaterialien
Taufe, heimliche: Performance- oder Videoprojekt nach einer Idee von Angelo >Montana. Vorgesehen ist eine Szene, in der Kinder unter dem Angebot kostenloser Süßigkeiten in den Keller gelockt werden, um die Funktionsweise einer Eismaschine zu beobachten. In diesem Raum hält sich ein kroatischer Geistlicher versteckt, der den Kindern, welche dem Vortrag des Eismachers lauschen, von hinten, unter Gemurmel sakramentarischer Floskeln, Weihwasser über das Haupt gießt. Nach der belgischen Kindersex-Affaire stellt diese Thematik eine der wenigen Steigerungsmöglichkeiten dar.
Thome, Pia: Symbolische Figur aus der Mythologie des >angewandten Realismus. Sinnbild der Toleranz und Zurückhaltung.
Thul, Ulrich Künstler, Sozialarbeiter , Beteiligung an mehreren Ausstellungen des >BfaR u.a. >Niveau unter Null, Malerei, Assemblagen, Rostkunstobjekte, überzeugte besonders durch sein Objekt "Die Lösung" (Lösungsmittel in Behälter).
Toleranz, repressive: Essay von Herbert Marcuse, übte starken Einfluß auf die außerparlamentarische Opposition >(APO) aus.
Tor zur Pfalz: Historisches Relikt der städtebaulichen Wahnvorstellungen und Visionen der Ludwigshafener Stadtverwaltung.
Triste Maries: Modeclique um den Montoya-Donneberg-Clan. Traten mit der Produktion “Heads and Hats” an die Öffentlichkeit. Hutmodenschau im Vorgarten der >Welserstr. 26 im Rahmen der >Dreizehn Tage in Ketten. Aus dem Küchenfenster heraus wurden Köpfe und Hüte aus eigener Produktion (nur die Hüte) präsentiert, während im Garten Kohlköpfe und anderes Gemüse von der Guillotine des Tschogy >McWolf, auf Anweisung von Marie Antoinette, geköpft wurden. Schön anzusehen. Heads and Hats: >Montoya, C. >Donneberg, Ulla Schmidt-Lohr, McWolf, >Himmel, >Van der Buchholz.
Trogz: Very dark music for very dark people. New tunes from the crypt. Dark-Wave-Formation, bestehend aus Rüdiger >Himmelsberger (bass, voc) , Judith >Freising (viol, voc) und Helmut >van der Buchholz (harmonium, voc). Sehr düster, trotz einer ironischen Grundhaltung der Musiker dem >Archaik-Scheiß bedrohlich nahe. Im Frühjahr 1994 zwei Konzerte in der >Gruft des >angewandten Realismus.
Tropfsteine: Musikalische Formation, die das lokale Bühnengeschehen der 80er Jahre nachhaltig beeinflusste. Im Jahr 1980 aus der >Evangelischen Jugend Maudach hervorgegangen, brachten es die T. auf bisher sechs vielbeachtete Konzept-Auftritte, davon vier in Originalbesetzung. Geprägt wurden diese Ereignisse vom Aufeinanderprallen der vier grundverschiedenen Charaktere, die auf der Bühne offen zu Tage treten. In letzter Zeit ist es etwas still geworden um die T., aber vielleicht wird die Zeit kommen, da man Jörg Eckert, Lutz >Hentzschel, Jochen >Scharf und Helmut >van der Buchholz wieder braucht...
Trotoir des Todes: >Kulturdepot, LU 2010
Trotzki, Leo: (lew) russ. Politiker 7.11.1879-21.8.1940 (Mexiko) neben >Lenin Hauptfigur der Oktoberrevolution. Organisator der Roten Armee. Gegenspieler Stalins.Von einem Agenten der GPU im mexikanischen Exil ermordet. Von allen AktivistInnen des >BfaR hat auschließlich Berhard >Wadle-Rohe das Grab Trotzkis besucht. Es geht die Mär, daß er dabei das Flugzeug nach Mexiko City in einem langen weißen Nachthemd betreten haben soll.
Trotzkismus, der: eine Art konsequent konservierter Leninismus. Eine umfangreiche Sammlung trotzkistischer Schriften wird dereinst im >Museum für angewandten Realismus zu finden sein,dort kann dann alles wesentliche über den T. nachgelesen werden.
Tschense, Uwe Albert Eduard: geb. 1948. Bankrotteur, Trinker und Schnorrer, dem man bereits den halben Magen hat herausnehmen müssen. Ludwigshafener Unikat in Nachfolge der >Hemshof-Friedel. Der gelernte Orthopädie-Schuhmacher hat sich der Dichtkunst, dem Gesang und der Graphik verschrieben. Behauptet von sich selbst, 1970 Leibwächter von Ernest >Mandel gewesen zu sein. Als Barde und >Dichter schwankt T. zwischen sexuellen Schweinereien und politischen Bonmots. Auf graphischem Gebiet sind seine Entwürfe für “Pfälzer Wurst- und Wellfleisch-Tapeten hervorzuheben. T. schuf im Auftrag der >PLLP deren Wahlkampf-Hymne “Wann isch noch ämol wähle geh'”, kandidierte im 1994er Wahlkampf auf Platz 4 der Pfälzer Liste und war des öfteren an Aktionen des angewandten Realismus beteiligt. T's Live-Auftritte sind häufig durch Volltrunkenheit der >Katastrophe nicht unähnlich.
Tuli: 1) Kupferberg, Naphtali “Tuli”, geb. 1928, Rockmusiker (the Fugs), Kriegsgegner, Beatpoet, Underground-Theoretiker, Theater-Autor (Fucknam) 2) Rufname für Günter Wieser, Gestalt aus dem Mannheimer Underground, Aktivist der >APPD, nimmt seit geraumer Zeit an den wesentlichen Diskussionen des >BfaR teil.
Tour de France: Rheinblock, LU 2005
Tutti Pazzi: In der ersten hälfte der 90er Jahre ein non-kommerzieller Art Discount in K3, 26 in Mannheim. Der von Rüdiger >Himmelsberger und Yvonne Wachter betriebene Laden wurde später zum regionalen Parteibüro der >APPD umfunktioniert. Heute erinnert noch der Name des Plattenlabels Tutti Pazzi Records an diese schöne Idee.
Ubu Roi sure la Lune: Kulturdepot, LU 2001.
Ufos: Abk. für Unbekannte Flugobjekte. Christian >Buchholz versucht seit Jahren, dieselben innerhalb des >angewandten Realismus zum Thema zu machen. Indiz dafür, daß er den angewandten Realismus nicht verstanden hat.
Uhse, Beate: Unternehmerin. B.U. lehnte, wie viele andere auch, eine Teilnahme an der Ausstellung >Lebende Legenden (Mannheim 1986) ab. Schickte dem >Buero aber immerhin eine Autogramm-Postkarte sowie eine umfangreiche PR-Broschüre.
Ulan Bator: mongol. “Stadt des roten Helden”, Hauptstadt der Mongolischen Volksrepublik, 1300 m üb. NN, Kreuzungspunkt wichtiger Karawanenstraßen. Wichtiger Bahnhof auf der Strecke zwischen Moskau und Peking. Vermutlich wird Ulan Bator eine der letzten Hauptstädte dieser Welt sein, der der Papst einen Besuch abstatten wird. Grund genug für das >Buero, im Jahr 1987 eine Ausstellung mit dem Namen Der >Papst in Ulan Bator zu veranstalten.
Ultra-Hardcore: Versuch, einer Art von Musik wissentschaftlichen Charakter einzuhauchen, obwohl sie ausschließlich auf der Suche nach dem Erreichen der Schallmauer besteht.
Umfeld, das: breit wogender >Mob, welcher für alles mitverantwortlich ist, was das >Buero an >Peinlichkeiten produziert.
Universitäre Schwätzer: siehe >Schwätzer, studentische.
Universum, das: sehr großes Gebilde, wo man gar nicht weiß, was alles dazugehört.
Unter den Brücken: Seit 1991 ein Open-Air-Festival unter verdecktem Himmel. Nach dem dreizehnten Mal war 2003 Schluß. Leider. >BimSchG.
Urgemütlich: ist es meist dann, wenn der ausgestopfte Hirschkopf neben einem an der Wand hängt, der Bierkrug einen vom Tisch anlacht und die Rosi im Dirndl den nächsten >Jägermeister bringt.
UZ: War einmal die Zeitung des einzig wahren, richtigen Weges zum Sozialismus. Schwer >Gaga.
Van der Buchholz, Helmut: geb.15.12.1959, Hannover. Gründungsmitglied des >BfarR. Architekt, Steinbildhauer, Maler, Musiker, Lyriker, Tänzer, Performer.
Herausragende Eigenschaften: Zuverlässigkeit, Improvisationsgabe, Hemmungslosigkeit. V.s musikalisches Schaffen in über einem dutzend Bands, zuletzt in der Formation >"Gabba Gabba Hey" ist auf einer Reihe von Tonträgern dokumentiert, als Maler schuf er unter dem Oberbegriff "tapes maculatus" eine unbegreifliche Menge von Bildern und Objekten, auf denen bunte Farbkleckse mit schwarzem Lackstift umrandet wurden. Van der Buchholz ist ledig und bevorzugt legale Drogen der Marke "Eichbaum Export". >Kunstweltmeister.
Veröffentlichungen : Bakunin, Karin Kramer-Verlag. Veröffentllichungen: "Das Kartoffelgedicht (MC Oend-Verlag, Die Rosinenzimtschnecke, Ønd Verlag, Ludwigshafen 1996, Bernhard >Wadle-Rohe gegen Bundesrepublik Deutschland. Prozessprotokolle, Ludwigshafen 1997 (Eigendruck im Selbstverlag).
Vietnam: 1) Demokrat. Rep. Vietnam, Volksrepublik nördl. des 17. Breitengrades mit (1972) 22,0 Mill. Einwohnern. Hauptstadt Hanoi. Staatspräsident 1945-1969 Ho-Tschi-Minh, seit Sept. 69 Ton Duc Thang. 2) Republik Vietnam, südl. des 17. Breitengrades mit 18,81 Mill. Einwohnern (1971). Hauptstadt Saigon, später Ho-Tschi-Minh-Stadt. 3) Sozialistische Republik Vietnam (seit 1980) südl u. nördl. des 17. Breitengrades mit 70,9 Mill. Einwohnern (1993). Hauptstadt Hanoi. Staatspräsident seit 1992 Le Duc Anh. 4) Aktion des >BfaR im Sommer 1995 im Bgm-Reichert-Haus zu >Ludwigshafen. Weitgehend improvisierte, einigermaßen mißglückte Veranstaltung. Rezipierte di Performance >“Preparation for Stalingrad, >Abenteuer unter Tage 1987. Verlesen von Vietnam-Krieg-Texten, Dias, APO-Flugblätter. Anschließend Diskussion. Ist im Vorfeld der APO-Debatte anzusiedeln >APO-Ausstellung, >Mao, >Napalm.
Volkmer, Michael: geb. 1966. Bildender Künstler, Musiker. Zusammen mit Jochen >Dell prägte er die Bands “die >Wehrkraftzersetzer” und >“Memento Mori”, war Mitbegründer von “Grauschleier”, >“Lønd Lørd's Ønd” und >“Bøsch”. Schlagzeuger der Perversen >Weihnachtsmänner. Beiträge zu Aktionen des >angewandten Realismus ab Ende 1985. 1988 Mitinitiator des >Øndverlages. Aktives Mitglied des BfaR von 1991-1994, seitdem freundschaftliche Mitarbeit. V. hat sich den Ruf erworben, der begabteste Künstler im Umfeld des angewandten Realismus zu sein. Träger mehrer öffentlicher Auszeichnungen. Kann mühelos perfekt realistisch zeichnen und malen. Tut dies aber nicht, sondern bastelt lieber Häuschen und Würfel aus Schaumstoff.
Volle Kraft voraus!: Die unglaubliche Reise in einem total verrückten U-Boot. Sommer 1995, >LKW-Werkstatt Ludwigshafen.
Vorgeschichte: Auch der angewandte Realismus ist nicht von heute auf morgen entstanden. Nein, er brauchte eine langjährige Vorbereitung und gärte schon in verschiedenen Organisationen, bevor im Jahre 1984 die richtigen Personen am selben Tisch Platz nahmen. Doch der Weg bis dahin war weit. Als grobe Unterteilung der V. lassen sich zwei Richtungen erwähnen: Der eher dem >Dadaismus verpflichtete Zweig mit Zentrum in der >Evangelischen Jugend Maudach und der revolutionäre Zweig um die >Gruppe Internationale Marxisten.
Wackelpudding: Glibberiges, süßes Lebensmittel in grüner, roter oder gelber Farbe mit meist chemischem Geschmack, das seinen Beinamen Götterspeise zu Recht trägt. AktionskünstlerInnen, die etwas auf sich halten, kommen auf lange Sicht nicht um den Einsatz von W. herum.
Wadle-Rohe, Bernhard: alias General >Schweißtropf. alias Dr. Karl >Rettich-Jetz. Der Mensch mit den vielen Namen. Der einzige Mensch, der auf Kommando schwitzen kann. Mitbegründer der Arbeitslosen-Initiativgruppe Ludwigshafen e.V.(AIG) und Erfinder des Namens dieser Gruppe, was als Charaskterisierung der Denkweise B.W.´s schon ausreichen könnte. Spitzenkandidat der >Pfälzerr Liste /Liste Pfalz. Ehrenpräsident, Vorsitzender, Vorsitzender der Kontrollkomission und einziges Mitglied der "Deutschen Eierbecher Partei (DEPP). Redner Lyriker .Massenagitator., Sammler von >Eierbechern und Kaffeemühlen (sic!) Einziger organisierter Sympathisant (regelmäßige Mitgliedsbeiträge des BfaR). B.W. ist mittels rednerischer Begabung, Hautrötungen und transpirativer Ausstrahlung jederzeit in der Lage Veranstaltungen gegnerischer >Parteien ,sowie eigene Veranstaltungen jederzeit zu sprengen.
Walter, Heike: genannt Heikelchen. Assistierte bei der Aktion >Identitätsverlust, Ludwigshafen 1984. Entfremdete sich dann vom >angewandten Realismus.
Walzel, Walter: Auch Waltzel, Walther. Eigentlich fast ein Mann der ersten Stunde. Hatte seinen Höhepunkt als Grace-Kelly-Imitator in der >Absurden Banane. Wurde später wegen notorischer Unpünktlichkeit aus dem >Buero ausgeschlossen. Weigerte sich jedoch, das diesbezügliche Schriftstück anzunehmen. Wurde im Lauf der Jahre immer unberechenbarer.
Wandern: Zweimal im Jahr begibt sich eine Expeditionsgruppe des >angewandten Realismus in den >Pfälzer Wald zu Erkundung desselben. Die nächste Wanderung findet im Frühjahr statt. Termine bitte beim Wanderwart Detlef >Moog erfragen.
Wann brennen die Ludwigshafener Kaufhäuser: nicht umgesetztes Projekt aus dem Jahr 1986. Basierte auf dem Gedanken das bekannte Flugblatt der Kommune I mit ähnlichem Titel auf die Situation Mitte der 80er umzumodeln . Ziel wäre gewesen die Reaktionen zu vergleichen. Da die Kulturindustrie ihre Kinder schon lange gefressen hat ..... Steht im Zusammenhang mit der Aktion >"Preparation for Stalingrad".
Warten auf den Sonnengott: Kultursommer 1990 Die zweite multimediale Installation des >Bueros.
Wassereinbruch: 1) Alljährliches katastrophales Naturereignis, welches beim ersten sommerlichen Gewitter die >Kaiser-Wilhelm-Str. 62 heimsucht. Führt alljährlich zu größeren Sachschäden. Ist immer auf nicht gereinigte gelbe Dachrinnen zurückzuführen. 2) Simulierte katastrophale Naturgewalt, welche die Zuschauer der Performance >“Volle Kraft voraus” im U-Boot heimsuchte. War ausschließlich auf Akteure, welche sich außerhalb des U-Boots befanden, zurückzuführen.
Weck, Worschd unn Woi: 1)Die einzig Richtige Antwort auf zahlreiche Fragen im Lehrbuch “Ich bin Pfälzer oder ich will es gerne werden.” 2) Titel einer Gruppenausstellung in den Räumen der >Kaiser-Wilhelm-Str. 62. 16. bis 23. April 1993.
Wehe, Heide: Ma >Piranha. Eigentlich die Kontaktperson nach >Worms und schon seit frühesten Anfängen mit dem Buero eng verbunden.
Wehrkraftzersetzer, die: kurz WKZ. Legendäre >Punkband aus >Ludwigshafen. Spielten ausschließlich eingängige Gassenhauer in einfacher deutscher Sprache, die das Publikum auch schon beim ersten Mal hören mitgröhlen konnte. Als in der zweiten Hälfte der 80er Jahre die Intellektualisierung der Punkerkreise um sich griff, nannten sich WKZ fortan >Memento Mori, spielten hauptsächlich englischsprachige Titel und erlaubten sogar Gitarrensolos. Ein - zumindest nach kommerziellen Gesichtspunkten - grober Fehler; noch heute will das Publikum vor allem die WKZ-Hymne >Gift und Galle hören. >Dell, Jochen, >Volkmer, Michael, >Feldner, Gunter. Discographie: Der Auftrag (Split-EP), Echte Punx(LP), Volle Pratze Pogo(CD)
Weihnachtsmänner, Perverse: Das Meisterstück. Der Schlüssel zum Ruhm. Die skandalumwitterte musikalische Formation und Massenaktion aus den Jahren 1985-87. Chronologischer Ablauf: Oktober 85: aus Musikern verschiedener Szene-Bands bildet sich die Formation “die Perversen Weihnachtsmänner” mit dem Ziel, eine Weihnachtsfeier zu organisieren. Anfang Dezember 85. Michel >Volkmer entwirft ein Plakat und ein MC-Cover, auf dem ein Weihnachtsmann mit erigiertem Geschlechtsteil zu sehen ist. 11.und 16.12.85: Seitens der Stadtverwaltung werden Bedingungen für das geplante Konzert der PW im >HdJ LU gestellt. Auf obszöne Handlungen und anstößige Darstellungen soll per schriftlicher Einverständnisserklärung verzichtet werden. 21.12.85: Der >Mannheimer Morgen (MM) macht Stimmung gegen das am gleichen Abend stattfindente Konzert. 21.12.85: ca 15o Besucher nehmen am Auftritt der Perversen Weihnachtsmänner teil, darunter Mitarbeiter der politischen >Polizei. Das >BfaR hatte für die Dekoration verantwortlich gezeichnet. u.a. kamen 5,5 m3 Styroporkügelchen zum Einsatz. 23.12.85: MM-Redakteur Rainer >Klein veröffentlicht eine Besprechung des Konzerts (”es war ein Veitztanz”) und löst damit eine publizistische Welle aus, die insgesamt etwa 15O Artikel und veröffentlichte Leserbriefe umfaßt. 28.12.85: Der Sozialdezernent und spätere Oberbürgermeister Dr. Wolfgang >Schulte sieht in der Presse das Verhältniss zur Musiker- und Kulturinitiative >Klanghaus als “gestört” an. Klanghaus-Vorsitzender >Ehritt ist nicht nur Gitarrist der PW, sondern auch Stadtrat auf der offenen Liste der >GRÜNEN. 6.1.86: Helmut >van der Buchholz (BfaR) wird wegen Beteiligung an den PW aus einer offiziellen Arbeitsgruppe, die sich mit einer Neukonzeption für das HdJ beschäftigt, ausgeschlossen. Am gleichen Tag beschäftigt sich die Presse mit der “kleinen >Steffi aus Maudach”, die während einer Show mit Hans-Joachim Fuchsberger ein blasphemisches Christkindl-Gedicht vorgetragen hatte. Mitte Januar 86: Sowohl der CDU wie auch den PW gelingt es, eine Aktion des Performancekünstlers Peter >Gilles, der sich im >Wilhelm-Hack-Museum Blut abzapfte, mit den Weihnachtsmännern zu verschmelzen. 1.2.86: ca 25o Menschen nehmen an einer Demonstration gegen Zensur und Repression teil, zu der u.a Klanghaus aufgerufen hatte. Das BfaR beteiligte sich mit der Aktion >“Alles in Ordnung”. Im Vorfeld war das Gerücht ausgestreut worden, Udo >Lindenberg nähme an der Demo teil. 2o.o2.86: Sozialdezernent Schulte verbietet eine für März/April geplante Veranstaltungsreihe des BfaR mit dem Titel >“Lebende Legenden”, hinter der eine Osterrevue vermutet wird. 12.März 86: Happening des BfaR im Hack-Museum >“Schweinefüße im Hack-Museum”) um gegen das Verbot von “Lebende Legenden” zu demonstrieren. 10 AktivistInnen werden festgenommen. 17.3.86: In einer mehrstündigen, bühnenreifen Debatte verhandelt der Ludwigshafener Stadtrat das Thema “Kunst und Kultur”. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Julius >Hetterich schwadroniert dabei über >“erruptive Kunst”. 28.6.86: Unter Schirmherrschaft des BBK >Mannheim beginnt in der Galerie der Alten Hauptfeuerwache das Ausstellungs- und Performance-Projekt “Lebende Legenden”. Sommer 86: Im HdJ bildet sich eine Initiative für ein Autonomes Jugendzentrum. An den Treffen nehmen häufig über 5o Menschen teil. 4.1o86: Die Perversen Weihnachtsmänner nehmen an etwas teil, was sich ”Musikanten-Wettstreit” nennt. Wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses werden 8 Personen, darunter mehrere unbeteiligte Passanten, festgenommen. 6.Dezember 86: Die “Bewegung 6. Dezember” organisiert einen Aufmarsch von 1oo Weihnachtsmännern, um für das autonome Jugendzentrum zu demonstrieren. Zur Finanzierung der Aktion findet am gleichen Abend in Worms das letzte Konzert der >“Perversen Weihnachtsmänner” statt. Frühjahr 87: In der AJZ-Initiative kommt es zu internen Auseinandersetzungen. Etwa 5o Weihnachtsmänner nehmen am Ludwigshafener Fastnachtsumzug teil. Danach kommt die Bewegung zum Erliegen. Bewertung: Die “Perversen Weihnachtsmänner waren für uns so etwas wie der ”great rock´roll swindle” auf lokaler Ebene und haben...Discographie: "Die Perversen Weihnachtsmänner" (MC 1985) "Schöne Bescherung" (Single 1987) Beitrag auf Punk Christmas (CD-Sampler 1995)
Weihnachtsschafe, die: Mit Christbaumschmuck und Badewannenvorlegern geschmückte, SchauspielerInnen, die nicht sprechen, sondern määhen. Ihr alljährlicher Auftritt bei >Niveau unter Null reißt das Publikum regelmäßig zu Begeisterungsstürmen hin. Verpflichteten sich jüngst der >Choreographie.
Weihnachtstreffen: Im Volksmund auch >Glühwein-Abend genannt. In grauer Vorzeit von der >AIG ins Leben gerufen, läutet es seit vielen Jahren für die Mitstreiter des >angewandten Realismus das Christfest ein. Man trifft sich zu Glühwein, Keksen, nettem Zusammensein und letzten Panik-käufen in der >Kaiser-Wilhelm-Str. 62 am 24. 12. gegen 12.00 Uhr, um einige Becher später mit frohem Mut und schwerem Kopf in das Fest der Liebe einzusteigen. So ist es: graue Vorzeit.
Weiser, Günter: Rufname >Tuli, ist wieder stark bei >BfaR Aktivitäten engagiert, Raumausgestal- tung und Rutsche für >Trottoir des Todes.
Weizenbiertrinker, der: Erscheint hier hauptsächlich seines Künstlernamens wegen. Hat bürgerlich den unauffälligen Namen Stefan >Höhn. Fiel kulturell durch seinen eigenwilligen Lyrikband und seine Aluminiumpostkarte auf. Trinkt auch häufig Export, was für >Wormser schon ungewöhnlich ist.
Weller, Klaus: geb. 1959. Gewerkschaftsfunktionär (ÖTV), Philatelist. Ehemals Mitglied der >RSI und potentieller Bassist der Gruppe >Bolschewiki Partisan. Duzfreund von Billy >Hutter. Nimmt mit Widerwillen immer wieder an Veranstaltungen des >angewandten Realismus teil.
Welteroberung aus Entenperspektive: Titel einer Performance der >Masterclass of Carl Barks. Am 21. August in der >Welserstraße 26 im Rahmen der >Dreizehn Tage in Ketten. Onkel Dagobert bietet bleibende Werte wie Toleranz und Menschlichkeit feil, ein Engelchen versucht es mit Keksen, aber die Abstimmung gewinnt Diabolo mit seinem Freibier. Die erste >Performance, die >Billys Tochter >Nora (damals 2 Jahre alt) verstanden hat. Welteroberung aus Entenperspektive: >Montoya, >McWolf, >Himmel.
Wenn K. kommt: Theaterstück um Liebe, Schmerz und Tod von Martin >Kehrer. Premiere und bislang einzige Aufführung 1986 in der Mannheimer Feuerwache während der Ausstellung >Lebende Legenden. Es wurden >Hühnchen zerhackt und Rosen verteilt und Maddl >Kehrer lief wie der leibhaftige Antonin >Artaud durch die Menge. Den Raum zwischen Theater und leben souverän überspringend, war es zwar kein >angewandter Realismus, aber echtes Theater der Grausamkeit.
Werke: Was ist angewandter Realismus, Ludwigshafen, 1990.
Werner, Stefanie Buffy: geb.1966. Mitarbeiterin des >BfaR von 1992-97. Wichtige Stütze in einer kritischen Phase des >angewandten Realismus.
Western von Gestern – Sorgen von Morgen: Parkinsel, Juso-Keller, 2006
Wildcat: Kleine, linksradikale, operatistische Strömung, orientiert sich an italienischen Vorbildern. W. propagiert den Kampf gegen die Arbeit als solche, steht aber nur in diesem Punkt der >APPD nahe. W.-Aktivisten erscheinen in unregelmäßigen Abständen im Umfeld des >angewandten Realismus als Beobachter. Der Ausdruck “Wilde Katze” beschreibt eine spontane Streikmethode.
Wilde Wormser: Eine Wortschöpfung des damaligen Rheinpfalz-Reporters und späteren Büchner-Förderpreisträgers D.M. >Gräf. Bezeichnete die damals in der Wormser >Fabrik lebende informelle Künstlergruppe mit Jörg >Fischer, Albert >Huber und Armin >Kühne. Die W.W. schlossen sich im Anschluß an die Ausstellung Lebende Legenden” dem Buero an, ohne ihre Differenzen mit dem angewandten Realismus gänzlich zu überwinden. Nach der Aktion “Der Gummibär” Trennung vom Buero, Auflösung der Gruppe und Weiterarbeit als individuelle Künstler.
Wilhelm, Günther. Ein in Ludwigshafen und auch darüber hinaus anerkannter, etablierter Druckgrafiker und Fotograph, Ehemann von >Wilhelm, Eleonore. Beteiligte sich an diversen Ausstellungsprojekten des >angewandten Realismus.Arbeitet zur Zeit an und mit alten Fototechniken, Blau-,Gummidruck, Cyanografie.
Wilhelm-Hack-Museum: Kulturtempel in >Ludwigshafen. 1986 und 1992 Ort für aktivitäten des >angewandten Realismus. Ersterer endete mit Verhaftung, zweiterer mit der Bezahlung der Aktivisten. Später dann Gastgeber der 3. und 5. >Kunstweltmeisterschaft
Winkelemente: Im Januar 1990, ca. 6 Wochen nach dem Fall der Mauer, unternehmen die Buero-Aktivisten O.W. >Himmel und Helmut >van der Buchholz, begleitet von Pauli Weickel und Nicola Graf (Beobachterstatus) eine Expedition hinter den nun nicht mehr ganz so eisernen Vorhang. Nach erfreulich unbürokratischem Grenz- und Geldwechsel begibt man sich in der nächstgelegenen Großstadt Eisenach auf die Suche nach Konsumgütern. Und in einem Laden der vertrauenserweckenden HO-Kette werden sie alsbald gesichtet: Winkelemente der damals eben noch existenten Deutschen Demokratischen Republik. DDR-, SED-, und FDJ-Fähnlein in großer Mange. Chefeinkäufer >Himmel unternimmt die Verkaufsverhandlungen: “Was koschde dann die Fähnscher do?” Ungläubiges Staunen ob dieser Frage nach diesen Ladenhütern, noch dazugestellt von einem Besucher aus dem Westen. “Sieben Pfennige das Stück.” Ostgeld, Tauschkurs 1:3 (Schwarzmarkt!), wohlgemerkt “Ja gut, die nehm ich” “??” “Ja, alle.” mit den unschuldigsten aller Tonfälle. Und die gute Dame beginnt mit dem einzelnen abzählen der ca. 250 Papierfähnlein.
WKZ: Abkürzung für die Musikgruppe >Wehrkraftzersetzer.
Wolf, Dr. Winfried: Unser Mann in Bonn. Bundestagsabgeordneter der >PDS-Gruppe, dabei kein Parteimitglied. Langjähriger Sekretär der >Gruppe internationale Marxisten (GIM), Herausgeber der Zeitung “Was tun”, später Chef der Vereinigung für sozialistische Politik (VSP) und Redakteur der Zeitung SoZ. W. war lange Jahre Anhänger und Mitarbeiter des belgischen Wirtschaftswissenschaftlers Ernest Mandel. Innerhalb der GIM, der er Anfang der 70er Jahre beitrat und später der VSP, vertrat er eine Linie, die auf eine Vereinheitlichung der Linken zielte. W., der von Freunden Winnie genannt wird, gilt als Verkehrsexperte der Linken und hat sich durch eine Reihe von interessanten Veröffentlichungen bleibende Verdienste erworben. Am 8.9.96 sprach W. auf einer Veranstaltung des >Bueros zum Thema Autowahn und hinterließ dort, wie auch beim anschließenden Umtrunk einen munteren, gar nicht humorlosen Eindruck. Werke: Eisenbahn und Autowahn, Hamburg, Zürich, 1992
Wöllstein, Ingelore :Sozialarbeiterin.Verfolgt seit vielen Jahren die Aktivitäten des Bueros und vorallem des 1.FC Kaiserslautern mit Geduld, Sympathtie und im Fall des FCK auch mit Euphorie.
Workshop: Eigentlich ein Relikt aus schwer betroffenen Zeiten. Schon der Begriff Workshop roch lange Zeit nach Birkenstock und Selbsterfahrungsgruppe. Aber der >angewandte Realismus ist sich für nichts zu schade. Thomas Billy >Hutter war der erste, der die Bühne des Mediums Workshop betrat, als er im Forum der Jugend Mannheim einen Gipsgußworkshop veranstaltete. Einige Zeit später, im Sommer 1991, waren es dann Tobias >Koeck und Helmut >van der Buchholz, welche einen Lyrikworkshop anboten und trotz geringer Teilnehmerzahl (5) in der örtlichen Presse ein sehr wohlwollendes Echo fanden. Die große Zeit der Workshops wird wohl erst noch kommen.
Worms: Stadt, ca 25 km nördlich von Ludwigshafen, ca 50000 Einw. War über mehrere Jahre hin nach der Ludwigshafener Zentrale die bedeutenste Hochburg des angewandten Realismus. >Fabrik, >Piranha, Bernhard >Adrian, Heide >Wehe, Jörg >Fischer, Albert >Huber, Armin >Kühne
Yonka-Su: geb. 1995. Tochter der Stefanie >Werner und des >Volkmer, Michael. Wie so viele Kinder das goldigste Baby was gibt auf die Welt. Bereits im ersten Lebensjahr aktive Beteiligung an >Niveau unter Null. Leider genau am Tag des zweiten >Einheizsportfestes geboren, weswegen eine Teilnahme ihrer Eltern und ihres Bruders für die nächsten Jahre kaum möglich sein dürfte.
Zahnschmerzen: Zentralmotiv einer Performance im Rahmen des >Eisbruch-Festivals 1995 in der Ludwigshafener >Walzmühle. Claudia >Spieß und Daniel >Grieshaber zelebrierten das an das Ödipus-Drama angelehnte Patient-Schwester-Motiv, während Stefanie Buffy >Werner in bester Jodelstimmung Vreny Schneiders Kochstudio eröffnete und der unvergleichliche Walter >Walzel mit “Ich muß eine privat Lösung finden” einen seiner Höhepunkte zelebrierte.
Zentralrat der Dadaistischen Liga: Sektion Mannheim. 1989 gegründete, kurzlebige dadaistische Gruppierung um Tobias >Koeck. In einer Erklärung der 2. Sitzung des Z.D.L. äußert sich dieser kritisch zum BfaR und wirft diesem u.a. vor, das “Dogma von Raum und Zeit” anzuerkennen. Am 10. September 1989 benutzte das BfaR gefälschte Handzettel des Z.D.L. zur Störung seiner eigenen Veranstaltung >“ Gesammelte Vorurteile”, in denen der Z.D.L. dem Buero Anpassung an das Establishment, Cash Collaboration und die Teilnahme an bürgerlichen Veranstaltungen (>Kultursommer) vorwirft.
Zimtschnecke: Liegt schamlos in der Auslage der König-Familie und kringelt sich um Rosinen und viel viel Zucker und Zimt - bis einer kommt und sie nimmt und verschlingt und davon ein Liedlein singt...
Zombies: Lebende Tote, bzw. Untote. Geistern gelegentlich durch Produktionen des >a. R. , wie z. B. >"Mein Leben ist ein Zombie",> Strawinsky. Sind immer gut zu erkennen durch ihr ungepflegtes Äußeres: blasser Teint, blutunterlaufene Augen, verfilzte Haare, zerfetzte Kleider, auffälliges Benehmen. Treten meistens in Verbindung mit einem leichtbekleideten Herrn auf, der offensichtlich unter neurotischem Tanzzwang leidet. Sollte man den betreffenden Personen begegnen, empfiehlt es sich, diese nicht zu füttern und das Rauchen einzustellen.
Zukunft: Wurde in der Gründungszeit kaum für möglich und nur wenig mehr für Wünschenswert betrachtet. Motto dieser Epoche war vielmehr “>No future”, was , ins Deutsche übersetzt, in etwa “keine Zukunft” heißt. Im Laufe der Jahre gewann die Zukunft einiges an Beliebtheit, sodaß sich Anfang der 90er Jahre der Slogan >“Keine Angst. Alles wird gut” durchsetzte.
Zweigstellen: unterhält das >Buero für angewandten Realismus mehrere. Mit unterschiedlicher Aktivität. Am wohl engsten verbunden mit der >Ludwigshafener Zentrale ist die Zweigstelle >Saarland. Hier hat der Altkader O.W. >Himmel seinen aktuellen Lebensmittelpunkt. Aus diesem kleinen Bundesland agiert er teils in eigener Regie, teils um dem angewandten Realismus zu seiner verdienten Geltung zu verhelfen. An den meisten Großaktionen sind er und seine Lebensgefährtin Katharina >Krenkel beteiligt. Darüber hinaus hat man dort ei-nen kleinen Mitarbeiterstab aufgebaut. Zu seinem elften Gründungsjubiläum überreichte die Zweigstelle Saarland dem Buero das >Volker-Czerner-Archiv. Weniger spektakulär, aber doch mit ganzem Herzen agiert die Zweigstelle >Kassel. Hier hat das Gründungsmitglied Lutz >Hentzschel nach der Auflösung der Frankfurter Zweigstelle seine Zelte aufgeschlagen und beobachtet das Kulturgeschehen der Dokumenta-Stadt. In den Händen von Michaela >Hartmann liegen die Geschäfte der Berliner Zweigstelle, welche sich die internationale Vernetzung als Hauptaufgabe gestellt hat.
Zweiundvierzig: Der >Sinn des Lebens. Sonst nichts. Längst überholt durch die 52! Douglas >Adams.
Zynismus: [von Kyniker], 1) Lehre der Kyniker, (Angehörige einer antiken Philosophenschule, die Bedürfnislosigkeit u. Selbstgenügsamkeit forderte), 2) bewußte Anstandsverletzung, Mißachtung und Verhöhnung der Gefühle, Werte, Symbole einer Gesellschaftsschicht. Der Z. ist ureigenstes Prinzip des >BfaR, im Umgang untereinander jedoch eher zufällig und ungewollt.
Keine Angst. Alles wird gut.